Marco Bezzecchi: «Mein Vater ist mein Uccio»
Marco Bezzecchi hat sich in seinem erst zweiten Jahr in der Königsklasse zu einem ernsten Titelanwärter entwickelt. Der Ducati-Pilot aus dem Mooney VR46 Racing Team arbeitet hart für seinen Erfolg (2 MotoGP-Siege, drei Podestplätze) und hat mit Teamboss Alessio «Uccio» Salucci, Teammanager Pablo Nieto, Crew-Chief Matteo Flamigni (früherer Datenspezialist von Valentino Rossi) und Riding-Coach Idalio Gavira eine erfahrene Mannschaft an seiner Seite.
Matteo sagt, du erinnerst ihn an Valentino: ihr studiert beide Daten sehr gründlich.
Ich schaue mir gerne die Daten an. In der MotoGP hat der Datenmann viel Arbeit mit der Feinabstimmung der Elektronik. Wenn du jedoch sehen möchtest, wie du deinen Fahrstil verbessern kannst, musst du dir diese Daten mit deinem Crew-Chief ansehen. Matteo war während seiner ganzen Karriere Vales Datenspezialist und er ist sehr gut darin, all diese Linien dem Bildschirm zu interpretieren. Es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten.
Aber auch mit Idalio [Gavira, Riding-Coach]. Er hat eine unglaubliche Gabe, Dinge auf der Strecke zu sehen. Wenn er an der Strecke steht, versteht er, was das Motorrad macht und was man tun muss, um schneller zu fahren. Deshalb studiere ich gerne die Daten, um zu verstehen, was jemand besser macht als ich und was ich verbessern kann. Idalio sagt manchmal: «Ich habe gesehen, wie du das gemacht hast, vielleicht weil die Maschine das nicht zulässt.» Heutzutage hat jedes Team einen Riding Coach. Das ist sehr wichtig.
Laut Casey Stoner machst du Dinge, die andere Fahrer nicht können. Liegt das am intensiven Studieren der Daten?
Aus der Analyse der Daten kann man viel lernen. Es ist auch nicht gut, zu viel darauf zu schauen. Aber für uns ist es die einzige Möglichkeit, die Maschine besser zu verstehen, abgesehen davon, vielleicht jemand anderem zu folgen. Aber es ist definitiv das Ergebnis der Datenprüfung. Ich habe auch gelesen, was Casey über mich gesagt hat, und es hat mir sehr viel bedeutet. Er ist ein großartiger Champion.
Und ein guter Freund von Valentino…
Jetzt ist ihre Beziehung besser, ja, aber das ist normal, wenn man aufgehört hat und nicht mehr beide für das gleiche Ziel kämpfen.
Du bist seit 2015 Teil der VR46 Riders Academy. Wie war es, als sie auf dich zukamen?
Das ist eine komische Geschichte. Natürlich ist es sehr schwierig, mit einem so großen Star wie Valentino in Kontakt zu treten. Jeder möchte ihn kennenlernen. Ich habe ihn durch Carlo, unseren Fitnesstrainer, kennengelernt. Die Freundin meines Cousins war wegen ihres Knies bei ihm in Behandlung. Sie sagte ihnen, er sollte mich einladen, denn ich sei ein schneller Fahrer in der italienischen Meisterschaft.
Schließlich überredete sie ihn und er kam, um mich zu besuchen, zusammen mit Vale, Uccio und ein paar anderen Jungs von der Academy. Wir haben eine Weile zusammen geredet, ich wurde auf die Ranch eingeladen und von da an blieben wir in Kontakt. Das war Mitte 2015 und um Weihnachten herum wurde mir ein Vertrag angeboten. Ich war schon immer ein Fan von Vale und er ist nachwievor ein großes Idol für mich. Es war wie ein Traum. Ich kenne ihn jetzt viel besser und er ist ein guter Freund geworden.
Außerdem kann er immer noch sehr schnell fahren. Ich habe 2004 angefangen Rennen zu fahren, in dem Jahr, in dem Vale zu Yamaha kam. Mein Vater schenkte mir zum Geburtstag ein Polini-GP3-Minibike. Es war schon blau, aber mein Vater hatte «Go!!!», Yamaha und 46-Aufkleber darauf geklebt. Es war also Vales Bike sehr ähnlich, was fantastisch war.
Mein Vater musste viel für mich opfern, er hat immer sehr hart gearbeitet. Und vielleicht hätten wir es ohne die Academy nicht dorthin geschafft, wo ich heute bin. Mein Vater ist mir sehr wichtig. Er ist seit dem ersten Tag dabei und hilft mir immer noch. Er weiß, wie er in guten und in schlechten Zeiten auf mich zukommen kann. Er bereitet auch meine Seite der Box vor, er kümmert sich um meine Anzüge und meine Helme. Genau wie Uccio für Vale. Er ist mein «Uccio».