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Zarco: MotoGP-Piloten bald Roboter wie in der F1

Von Nora Lantschner
Johann Zarco befürchtet zusätzliche Ablenkung und weniger Show im Rennen

Johann Zarco befürchtet zusätzliche Ablenkung und weniger Show im Rennen

In Silverstone wird der neue Strafenkatalog für Reifendruck-Sünder erstmals im MotoGP-Sprint und im GP-Rennen angewandt. Johann Zarco findet deutliche Worte und stellt indirekt die Frage: Geht die Regelung gegen Ducati?

In der MotoGP-Saison 2023 werden die Reifendrücke in den Vorderreifen erstmals mit Einheits-Sensoren von LDL überwacht. Ab dem Britischen Grand Prix drohen Fahrern, die das von Michelin empfohlene Mindestlimit – vorne 1,88 bar – dauerhaft nicht einhalten, erstmals auch Strafen. Nach langem Hin und Her tritt die Regelung also in Kraft – wenn auch bis auf weiteres keine Disqualifikationen erfolgen werden.

Johann Zarco zählt zu den Fahrern, die sich kritisch dazu äußerten: «Ich glaube, die Regelung war für die Sicherheit gedacht. Wir haben aber bewiesen, dass ein niedriger Luftdruck im Vorderreifen für die Bikes und die Reifen nicht gefährlich ist. Es ist nie ein Reifen geplatzt.»

«Ich bin einverstanden, wenn Regeln für die Sicherheit gemacht werden. Bei dieser Vorschrift geht es aber nicht um die Sicherheit», fasste der zweifache Moto2-Weltmeister seinen Standpunkt zusammen. «Wir werden dadurch im Rennen eine Sache mehr managen müssen. Und wenn du dich um eine Sache mehr kümmern musst, kannst du nicht voll auf das fokussiert sein, was du tun musst. Das wird merkwürdig und ich befürchte, dass deswegen das Rennen etwas verliert – dass es mehr ein Rennen wird, das man managen muss, statt ein Rennen, in dem man alles geben muss, um zu sehen, wer der Beste ist.»

Der 33-jährige Franzose ging dann sogar noch einen Schritt weiter: «Wir werden zu Robotern werden müssen, um Rennen zu fahren, wie es in der Formel 1 bereits der Fall ist. Wir werden also unsere Show verlieren. Wenn du aber ein guter Roboter bist, kannst du vielleicht eine gute Saison zeigen.»

Wenn diese Vorschrift nichts zur Sicherheit beiträgt, wozu dient sie dann? «Sie werden sagen, dass er der Sicherheit dient», erwiderte Zarco. «Es ist aber fast das Gegenteil der Fall: Wenn die Temperaturen und der Luftdruck zu hoch sind, stürzen wir. Ich bin in Jerez in diesem Jahr aus diesem Grund gestürzt. Ich weiß nicht, aber es gibt ein paar Motorräder, die mit höherem Reifendruck funktionieren. Vielleicht soll es dazu dienen, dass die Ducati-Bikes einen etwas kleineren Vorteil haben, aber ich weiß es nicht.»

Ex-Ducati-Werksfahrer Jack Miller bestätigte am Donnerstag, dass die Desmosedici beim Reifendruck kritischer sei. Zarco sagte dazu auf Nachfrage: «Vielleicht, aber ich fahre jetzt seit vier Jahren eine Ducati und weiß nicht, wie andere Bikes darauf reagieren können. Weil Ducati den Vorteil hat, können wir aber vermuten, dass es vielleicht einen Unterschied macht.»

Zur bisherigen Handhabung des Reifendrucks in der Pramac-Ducati-Box versicherte Zarco: «Wir versuchen, in den Rennen im guten Bereich zu liegen. Und das sind wir auch. Das Problem ist, dass wir manchmal aus irgendwelchen Gründen ein bisschen darunter liegen – keine 0,2 bar, nur ein Bruchteil davon.»

«Das Problem ist, dass der Luftdruck so schnell nach oben schnellen kann. Es macht im Rennen einen großen Unterschied, ob du allein fährst oder nicht, ob du hart bremst oder nicht… Das macht die Situation ein bisschen schwierig zu kontrollieren», gab Johann zu bedenken. «Wir waren nicht unter dem Limit, wir waren in dem Bereich. Das Problem ist: Um in den Bereich zu kommen, musst du manchmal darunter starten.»

«Es gibt nur ein oder zwei Fahrer, die dazu in der Lage sein werden, im Windschatten zu fahren, wenn sie den Reifen aufwärmen müssen, und nicht im Windschatten zu fahren, wenn sie den Reifen abkühlen müssen. Ich glaube, das können nur zwei Fahrer. Einer ist mit Sicherheit Pecco», glaubt Zarco. «Ich weiß nicht, wer der andere sein wird, aber um nicht nur Pecco zu nennen, sage ich zwei Fahrer.»

«Ich weiß, wie es bei mir manchmal ist, wenn ich hinter einem anderen Fahrer liege. Wenn ich nicht zu nahe dran sein will, muss ich langsamer fahren. Ich kann nicht einfach überholen, wann ich es will», unterstrich der WM-Fünfte.

WM-Stand nach 16 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 194 Punkte. 2. Martin 159. 3. Bezzecchi 158. 4. Binder 114. 5. Zarco 109. 6. Marini 98. 7. Miller 79. 8. Aleix Espargaró 77. 9. Quartararo 64. 10. Alex Márquez 63. 11. Morbidelli 57. 12. Viñales 56. 13. Rins 47. 14. Augusto Fernández 42. 15. Nakagami 34. 16. Di Giannantonio 34. 17. Oliveira 27. 18. Bastianini 18. 19. Marc Márquez 15. 20. Pedrosa 13. 21. Savadori 9. 22. Folger 9. 23. Raúl Fernández 8. 24. Pirro 5. 25. Petrucci 5. 26. Mir 5. 27. Bradl 5.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 285 Punkte. 2. KTM 153. 3. Aprilia 121. 4. Honda 89. 5. Yamaha 82.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 268 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 256. 3. Ducati Lenovo Team 222. 4. Red Bull KTM Factory Racing 193. 5. Aprilia Racing 133. 6. Monster Energy Yamaha 121. 7. Gresini Racing 97. 8. LCR Honda 84. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 51. 10. CryptoDATA RNF 39. 11. Repsol Honda 20.

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