Bradl (Honda): 2024 im Fokus – mit Hoffnungsschimmer
«Jetzt im Jahr arbeiten wir nur für das nächste Jahr», schickte Stefan Bradl beim Treffen mit SPEEDWEEK.com in Jerez voraus. «Es wird jetzt nichts Großes mehr kommen, es sei denn, es ist noch irgendetwas dabei, das man zwischendurch auf die Schnelle findet und bei dem man sagen kann: ‚Das ist okay, das können wir gleich weitergeben.‘ Der Unterschied zwischen der Spezifikation, die ich hier in der Box stehen habe, und dem, was sie jetzt im GP-Team fahren, wird zum Ende des Jahres immer größer, weil wir andere Sachen durchprobieren. Wir probieren auch jetzt schon neue Motorenkonfigurationen, die sie während der Saison 2023 nicht hernehmen können. Für uns liegt der Fokus jetzt auf 2024.»
Mit Blick auf die aktuelle Lage von Honda (Marc Márquez ist als WM-Vierzehnter trotz Verletzungspausen der bestplatzierte RC213V-Pilot in der MotoGP-Tabelle) betonte Bradl aber auch einmal mehr: «Was wir hier machen, wird mehr Zeit in Anspruch nehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Honda im nächsten Jahr um den WM-Titel fährt, wenn man es ganz realistisch sieht.»
Einen Hoffnungsschimmer gebe es für die Honda-Fans aber dennoch. «Das gibt es immer, weil der Sport so schnelllebig ist – auch wenn es jetzt danach aussieht, als würde die Erfolgsserie von Ducati nicht so schnell brechen», gab der 33-jährige Bayer zu bedenken. «Es werden aber auch Regeländerungen für nächstes Jahr eingeführt, die benachteiligten Hersteller bekommen ein paar Zugeständnisse.»
Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta selbst brachte die Idee, den strauchelnden Herstellern mit «concessions» unter die Arme zu greifen, ins Spiel. In Assen gab es dazu Ende Juni die ersten inoffiziellen Gespräche zwischen dem WM-Promoter und den Verantwortlichen der fünf Motorradwerke, die in der MotoGP vertreten sind.
«Für die Hersteller, die ein bisschen zurückgefallen sind, wird es ein paar Zugeständnisse geben und das wird sich hauptsächlich auf das Testprogramm auswirken», verriet Bradl nun. «Ich weiß nicht genau, wie es aussehen wird. Ich weiß nur, dass es eingeführt wird und in der Herstellervereinigung MSMA schon abgesegnet wurde. Vielleicht bekommen wir dann mehr Reifen, da sind wir im Moment als Testteam mit dem Kontingent ja ziemlich limitiert. Teststrecken haben wir aktuell in Europa mit Jerez und Misano nur zwei; mehr ist nicht erlaubt. Da werden wir uns im nächsten Jahr aber auch anders aufstellen.»
Im Moment bekommt ein Werk nur 200 Reifen pro Jahr für das MotoGP-Testteam (das Kontingent für Wildcard-Einsätze und die offiziellen Testtage der Stammfahrer ist dabei ausgenommen). In der Saison 2022 und in den Jahren zuvor wurden noch je 240 Reifen an die Testteams geliefert.
Bei den Teststrecken müssen die Hersteller für jede Saison drei Pisten nominieren, Honda entschied sich 2023 für Jerez, Misano und die Heimstrecke im Mobility Resort Motegi.
«Das Testprogramm wird für mich im nächsten Jahr mit Sicherheit nicht weniger werden, sondern eher mehr und intensiver», blickt Bradl voraus, der 2024 in seine siebte Saison als Hondas Test- und Ersatzfahrer geht.
Auch in diesem Jahr ist noch einiges geplant: «Wir haben in knapp drei Wochen noch einmal einen Test hier in Jerez, am 20. und 21. November. Im Dezember sind wir am 19. und 20. noch einmal hier», zählt Bradl auf. «Beim Valencia-Test nach dem Saisonfinale werde ich auch noch dabei sein. Aber ich glaube nicht als Fahrer.»