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Exklusiv: So schauen die neuen Concessions aus

Von Günther Wiesinger
Da sich die japanischen Hersteller Honda und Yamaha im letzten Saisondrittel konkurrenzfähiger präsentiert haben als im Sommer, treten jetzt neue Concessions-Vorschriften in Kraft.

Seit der Dutch-TT in Assen Ende Juni wurden mehrmals neue Vorschläge für eine Änderungen der Concessions-Vorschriften diskutiert, die eingeführt wurden, um den MotoGP-Neueinsteigern und Rückkehrern wie KTM sowie Suzuki und Aprilia das Aufholen in punkto Konkurrenzfähigkeit zu erleichtern. Da gab es dann technische Privilegien gegenüber den Siegerteams von Honda, Yamaha und Ducati in Form von nicht eingefrorener Motorenabwicklung ab dem Saisonstart, mehr Motoren pro Fahrer und Saison, mehr Testgelegenheiten und so weiter.

Und dann gab es «concessions points», drei für den Sieg, zwei für Platz 2 und einen für Platz 3. Und wenn ein MotoGP-Hersteller in zwei Jahren sechs Konzessionspunkte erworben hatte, gingen die «Concessions» (Zugeständnisse) wieder verloren.

Suzuki verlor sie nach 2016 nach den ersten Erfolgen mit Viñales und bekam sie in der Iannone-Ära vorübergehend zurück. KTM verlor die Zugeständnisse nach 2020, als Binder und Oliveira drei Siege einfuhren und Pol Espargaró den fünften WM-Rang sicherstellte. Aprilia büsste die Concessions nach der famosen Saison 2022 ein, als Aleix Espargaró um den Titelgewinn kämpfte.

Im Oktober legte die Dorna einen weiteren neuen Concessions-Vorschlag auf den Tisch, der den schwächelnden japanischen Herstellern Honda und Yamaha für 2024 extreme Privilegien einbringen sollte, die aber von Aprilia und KTM nicht akzeptiert wurden. Denn die Japaner errangen im Herbst immer wieder Achtungserfolge – vor allem durch Marc Márquez und Fabio Quartararo, der in Indien und Indonesien am Sonntag jeweils Platz 3 eroberte. 

Nach dem Sepang-GP erklärte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer gegenüber SPEEDWEEK.com: «Yamaha hat uns bei den letzten fünf Grand Prix dreimal besiegt. Warum bekommen wir keine neuen Concessions? Ausserdem ist der Abstand in der Marken-WM zwischen Ducati zu Aprilia und KTM grösser als der Abstand von Aprilia und KTM zu den Japanern.»

Der Stand in der MotoGP-Konstrukteurs-WM nach dem Finale: 1. Ducati 700 Punkte. 2. KTM 373. 3. Aprilia 326. 4. Yamaha 196. 5. Honda 185.

Auch Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola empörte sich über die zu starke Bevorzugung der Japaner. Er forderte seit Monaten negative Privilegien gegen Ducati, weil die italienischen Rivalen seit zwei Jahren extrem dominieren und acht Bikes im 22-Fahrer-Feld haben.

Vor den letzten drei Grand Prix wurden Honda und Yamaha für 2024 folgende «concessions» in Aussicht gestellt:

- Motorenentwicklung ab Saisonstart nicht eingefroren;
- Zwei Motoren pro Fahrer mehr als die Europäer, also zehn statt acht;
- Vier statt drei Teststrecken;
- Zwei statt ein Aero-Update pro Fahrer und Saison;
- Beliebige Anzahl an zusätzlichen Testtagen für die Stammfahrer («contracted riders»). Zum Beispiel auch Teilnahme am Drei-Tage Shakedown-Test in Sepang im Februar.

Die geplant gewesenen Einschränkungen für Ducati:

- Zwei statt sechs Wildcards pro Jahr (oder gar keine), damit nicht neun Ducati im 23-Fahrer-Feld mitfahren wie in Sepang;
- 140 statt 170 Testreifen pro Saison.

Nach Gesprächen mit den Managern aller fünf Hersteller wurde jetzt ein neuer Kompromissvorschlag auf den Tisch gelegt und von allen Werken akzeptiert.

Die neue Lösung sieht vor, dass es vier Stufen von Concessions in den vier Leistungsgruppen Rank A, B, C und D geben wird. Je nachdem wie viele der möglichen Herstellerpunkte ein Werk (inklusive Kundenteams) errungen hat, wird es in eine der vier Kategorien eingeteilt. Wenn ein Werk in der allerletzten Gruppe (D) landet und ganz wenige Erfolge und wenig Punkte aufweist, kann dieses Werk sogar über Nacht in einer laufenden Saison neue «concessions» bekommen.

Dieser Kompromissvorschlag wurde in der Hersteller-Vereinigung MSMA einstimmig akzeptiert, mit leichtem Murren bei Ducati. Er soll jetzt mit sofortiger Wirkung umgesetzt werden. Honda und Yamaha bekommen massive Privilegien. Ducati muss gewisse Einschränkungen hinnehmen.

Unter der Mitwirkung von Corrado Cecchinelli, Director of Technology bei der Dorna, und MotoGP Technical Director Danny Aldridge wurden diese neuen «MotoGP Class Concessions» mit vier unterschiedlichen Gruppen geschaffen. Der Vorschlag wurde auch von der CTI der FIM abgesegnet wurde und liegt inzwischen jetzt der Grand Prix Commission zur Beschlussfassung vor.

Rank A (momentan nur Ducati)

In dieser Gruppe landen die erfolgreichsten Hersteller, die im Schnitt nicht weniger als 85% der Punkte des führenden Werks in der Konstrukteurs-WM errungen haben.
Testreifen: 170
Private Tests: nur für die Testfahrer
Anzahl GP-Teststrecken: 3
Wildcards: 0
Motoren pro Saison: 7 oder 8
Motorentwicklung eingefroren
Aero-Updates: 1

Rank B (momentan niemand)

In dieser Gruppe landen jene Hersteller, die im Schnitt 60 bis 85% der Punkte des führenden Werks in der Konstrukteurs-WM errungen haben.
Testreifen: 190
Private Tests: nur für die Testfahrer
Anzahl GP-Teststrecken: 3
Wildcards: 3
Motoren pro Saison: 7 oder 8
Motorentwicklung eingefroren
Aero-Updates: 1

Rank C (momentan KTM und Aprilia)

In dieser Gruppe landen jene Hersteller, die im Schnitt 35 bis 60% der Punkte des führenden Werks in der Konstrukteurs-WM errungen haben.
Testreifen: 220
Private Tests: nur für die Testfahrer
Anzahl GP-Teststrecken: 3
Wildcards: 6*
Motoren pro Saison: 7 oder 8
Motorentwicklung eingefroren
Aero-Updates: 1

Rank D (momentan Honda und Yamaha)

In dieser Gruppe landen jene Hersteller, die im Schnitt nur 35 % der Punkte des führenden Werks in der Konstrukteurs-WM errungen haben.
Testreifen: 260
Private Tests: beliebige Anzahl von Testtagen inkl. Shakedown in Sepang
Anzahl GP-Teststrecken: keine Beschränkung
Wildcards: 6*
Motoren pro Saison: 9 oder 10
Motorentwicklung ab Saisonstart nicht eingefroren
Aero-Updates: 2**

* Wildcards von «engine specification freeze» nicht betroffen
** muss eine der total «aero specification» streichen

Concessions werden zu zwei Zeitpunkten bewertet:

1. Vom ersten bis zum letzten Event der Saison.
2. Vom ersten Event nach dem Sommer-Testverbot bis zum Beginn des Testverbots der kommenden Saison (30. November).

Wenn ein Hersteller nach der Sommerpause den Rank ändert:

Mit sofortiger Wirkung: Die «test tyre allowance» wird sofort entsprechend der neuen Gruppe reduziert/erhöht. Es sei denn, der Hersteller hat bereits mehr Reifen verwendet als in der neuen Gruppe (Rank) erlaubt sind.

Mit sofortiger Wirkung: Private Testfahrten mit oder ohne Stammfahrern (contracted riders) erlaubt.

Mit sofortiger Wirkung: Tests auf jeder beliebigen GP-Strecke. Oder der Hersteller nominiert drei Testrecken für den Rest der Saison.

Wenn sich der Rank C zu D ändert: Die Anzahl der Motoren wird mit sofortiger Wirkung erhöht; gleichzeitig ist die Motorenentwicklung nicht mehr eingefroren. Die «engine specification» ist frei. Dazu wird ein zusätzliches Aero-Update genehmigt; eines muss entsorgt werden.

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