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Dall’Igna: Wie handhabt Ducati Martin, Márquez & Co.?

Von Nora Lantschner
Ducati dominierte die MotoGP-WM 2023 nach Belieben, der WM-Kampf unter den Markenkollegen bringt aber auch Herausforderungen für das Management um Rennchef Gigi Dall’Igna mit sich – und 2024 kommt Marc Márquez dazu.

Ducati gewann 17 der 20 Grands Prix der abgelaufenen Saison – ein Rekord für einen Hersteller in der «premier class». Dass sechs unterschiedliche Fahrer für ein Werk in einem Jahr siegreich waren, ist ebenfalls ein Novum. Mit total 43 GP-Podestplätzen in einer Saison übertrafen die Desmosedici-GP-Piloten auch den bisherigen Rekord von 39 Podestplätzen für Honda im Jahr 1997.

In der Fahrer-WM platzierte Ducati sechs Vertreter in den Top-9, seine schärfsten Rivalen fand Titelverteidiger und Ducati-Lenovo-Werksfahrer Francesco «Pecco» Bagnaia in seinen Markenkollegen, allen voran Pramac-Ass Jorge Martin.

«Die Zahlen dieser Saison sind unglaublich, darauf bin ich sehr stolz», lautete das Fazit von Gigi Dall’Igna, General Manager von Ducati Corse. Er räumte gleichzeitig aber auch ein: «Es war ein schwieriges Jahr, weil zwei Fahrer um die Weltmeisterschaft gekämpft haben. Das ist schwierig für uns, weil wir allen die besten Möglichkeiten bieten müssen, um den Titel zu gewinnen. Klar, für uns ist es wegen der für Ducati Corse sehr wichtigen Sponsoren besser, wenn Pecco am Ende gewinnt. Wir müssen aber sportlich fair sein und beiden die besten Möglichkeiten geben – und das haben wir gemacht», unterstrich er.

Dabei beeindruckte Weltmeister Bagnaia den Ducati-Mastermind vor allem mit seiner mentalen Stärke. «Für ihn war es ein schwieriges Saisonende, von Barcelona an, Jorge war auf vielen Strecken schneller als er. Pecco kann mit dem Druck während der Saison aber ziemlich gut umgehen, das ist sehr wichtig.»

Dall’Igna sparte aber auch nicht mit Lob für Martin, der nach dem verlorenen Titelkampf in Valencia zu bedenken gab, dass er wohl nie in Ducati-Rot fahren werde, wenn er 2023 noch nicht genug gezeigt habe. «Jorge hat in dieser Saison einen fantastischen Job gemacht und hätte es mit Sicherheit verdient, im Werksteam zu sein», stimmte der Ducati-Rennchef zu. «Leider gibt es im Werksteam aber nur zwei Plätze. Es gibt gültige Verträge, die man respektieren muss. Wir sind Ducati, wir halten Verträge ein. Am Ende des nächsten Jahres laufen die Verträge aus, wir werden dann abwägen, welche Optionen für Ducati die besten sein werden. Ich glaube, dass wir mit Jorge unsere Pflicht erfüllt haben. Wir haben ihm ein Motorrad gegeben, mit dem er bis zum Schluss um die WM kämpfen konnte, ohne irgendetwas zu tun, was ihn hätte benachteiligen können. Sie haben auf Augenhöhe um den WM-Titel gekämpft und werden auch die nächste Weltmeisterschaft auf Augenhöhe beginnen.»

2024 bekommt die Ducati-Armada mit Marc Márquez im Gresini-Kundenteam prominenten Zuwachs. Auf die explizite Nachfrage, ob es wahr sei, dass Ducati den sechsfachen MotoGP-Champion eigentlich nicht wollte, bestätigte Dall’Igna ohne Umschweife: «Die Position von Ducati war mit Sicherheit die, dass Ducati Márquez nicht wollte.» Dennoch sei es eine Ehre, dass einer der wichtigsten Fahrer in der Geschichte ein Motorrad aus Borgo Panigale wollte.

Der General Manager von Ducati Corse ist sich aber auch bewusst, dass der achtfache Weltmeister intern eine zusätzliche Herausforderung darstellen wird. «Marc ist mit Sicherheit ein ‚unhandlicher‘ Fahrer, gerade weil er einer der wichtigsten Fahrer in der Geschichte der Motorrad-WM ist. Es wird an uns liegen, gut darin zu sein, das Verhältnis zwischen allen Teams und allen Personen, die mit Ducati arbeiten, zu managen – auch weil ich glaube, dass eine unserer Stärken gerade die Harmonie ist, die innerhalb unserer Mannschaften herrscht.»

Einen weniger harmonischer Vorgeschmack gab es nach dem Saisonfinale zwischen den künftigen Markenkollegen Marco Bezzecchi und Marc Márquez, als «Bez» dem Spanier vorwarf, der schmutzigste Fahrer in der MotoGP-WM zu sein. Dem Vorfall wollte Dall’Igna keine große Bedeutung beimessen: «So etwas kann im Rennen vorkommen – und vergeht dann auch wieder.»

Und was bedeutet die Ankunft von Márquez für den nun zweifachen MotoGP-Champion Pecco Bagnaia? «Ich glaube, dass es nicht viel ändern wird», erwiderte Dall’Igna einmal mehr betont gelassen. «Er ist zweifacher Weltmeister und muss alles tun, um sich ein drittes Mal zum Weltmeister zu küren. Es gibt nicht viele Fahrer, denen es gelungen ist, die Weltmeisterschaft in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zu gewinnen. Damit ist im Moment auch er einer der wichtigsten Fahrer in der WM.»

Im Hinblick auf die Entwicklung hielt Dall’Igna entschieden fest: «Ich höre allen Fahrern auf die exakt selbe Weise zu. Ich habe nie nur auf einen Fahrer gehört. Das wäre aus meiner Sicht falsch. Das Wichtige ist, dass man das Motorrad verbessert. Und ich bin überzeugt davon: Wenn das Motorrad ein Problem hat – auch wenn es der Werksfahrer nicht anspricht – und ich dieses Problem löse, wird auch der Werksfahrer auf der Strecke schneller sein können. Ich habe in meinem ganzen Leben immer allen meinen Fahrern zugehört und werde es auch weiterhin so handhaben.»

Ergebnisse MotoGP-Rennen Valencia (26.11.):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 27 Runden in 40:48,525 min
2. Johann Zarco (F), Ducati, +0,360
3. Brad Binder (ZA), KTM, +2,347
4. Fabio Di Giannantonio* (I), Ducati, +3,176 sec
5. Raúl Fernández (E), Aprilia, +4,363
6. Alex Márquez (E), Ducati, +4,708
7. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +4,736
8. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +8,014
9. Luca Marini (I), Ducati, +9,486
10. Maverick Viñales (E), Aprilia, +10,556
11. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +12,001
12. Takaaki Nakagami (J), Honda, +21,695
13. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +43,297
14. Pol Espargaró (E), KTM
– Alex Rins (E), Honda, 19 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 18 Runden zurück
– Enea Bastianini (I), Ducati, 9 Runden zurück
– Augusto Fernández (E), KTM, 9 Runden zurück
– Marc Márquez (E), Honda, 5 Runden zurück
– Jorge Martin (E), Ducati, 5 Runden zurück
– Marco Bezzecchi (I), Ducati, erste Runde nicht beendet

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

Ergebnisse MotoGP-Sprint Valencia (25.11.):

1. Martin, Ducati, 13 Runden in 19:38,827 min
2. Binder, KTM, +0,190 sec
3. Marc Márquez, Honda, +2,122
4. Viñales, Aprilia, +3,106
5. Bagnaia, Ducati, +4,253
6. Di Giannantonio, Ducati, +4,400
7. Bezzecchi, Ducati, +4,502
8. Alex Márquez, Ducati, +5,578
9. Zarco, Ducati, +5,910
10. Augusto Fernández, KTM, +6,095
11. Raúl Fernández, Aprilia, +7,674
12. Miller, KTM, +8,098
13. Aleix Espargaró, Aprilia, +9,513
14. Pol Espargaró, KTM, +12,453
15. Bastianini, Ducati, +12,599
16. Nakagami, Honda, +13,787
17. Marini*, Ducati, +13,887
18. Morbidelli*, Yamaha, +14,943
19. Rins, Honda, +20,378
20. Savadori, Aprilia, +25,017
– Quartararo, Yamaha, 9 Runden zurück

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

MotoGP-WM-Endstand nach 39 Rennen:

1. Bagnaia, 467 Punkte. 2. Martin 428. 3. Bezzecchi 329. 4. Binder 293. 5. Zarco 225. 6. Aleix Espargaró 206. 7. Viñales 204. 8. Marini 201. 9. Alex Márquez 177. 10. Quartararo 172. 11. Miller 163. 12. Di Giannantonio 151. 13. Morbidelli 102. 14. Marc Márquez 96. 15. Bastianini 84. 16. Oliveira 76. 17. Augusto Fernández 71. 18. Nakagami 56. 19. Rins 54. 20. Raúl Fernández 51. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 26. 23. Pol Espargaró 15. 24. Savadori 12. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 700 Punkte. 2. KTM 373. 3. Aprilia 326. 4. Yamaha 196. 5. Honda 185.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 653 Punkte. 2. Ducati Lenovo Team 561. 3. Mooney VR46 Racing 530. 4. Red Bull KTM Factory Racing 456 5. Aprilia Racing 410. 6. Gresini Racing 328. 7. Monster Energy Yamaha 274. 8. CryptoDATA RNF 134. 9. Repsol Honda 122. 10. LCR Honda 116. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 95.

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