Pedro Acosta: Die Reifen waren gut – der Arm war k.o.
Pedro Acosta zieht am Kabel. Im langen GP scheiterte der Rookie nicht am Hinterreifen, sondern am linken Daumen
Die Leistung von Pedro Acosta, da waren sich Anwesende, Beobachter und Fans auf der ganzen Welt einig, war absolut beeindruckend. Denn nicht nur in allen Trainings und im ersten Sprint der Saison mischte der 19-Jährige unbeeindruckt in der oberen Hälfte des Feldes mit, auch beim ersten GP der Saison 2024 ging die Acosta-Show weiter. Als hätte der Neuling vergessen, dass er nun im Feld der weltbesten MotoGP-Stars in Aktion ist, überholte Acosta bis zur Rennmitte Di Giannantonio, Bastianini, Alex und Marc Márquez – und fuhr dabei im zweiten Umlauf die schnellste Runde des gesamten Grand Prix.
Als Pedro Acosta auf Platz vier liegend einen kleinen Fahrfehler machte und wieder hinter die Nummer 93 zurückgefallen, war es vorbei mit Vormarsch. Bis zur 21. und letzten Runde, wurde der Rookie wieder durchgereicht an die neunte Position. Die Vermutung lag nahe: Acosta hatte im jugendlichen Leichtsinn alle Aktien in die erste Rennhälfte investiert und so sein Reifenmaterial ruiniert. Selbst Markenkollege Binder hatte davon berichtet, wie sensibel der Hinterreifen auf die falsche Pace zur falschen Zeit reagiert. Auch eine Frage der Erfahrung, die ein Acosta nicht hatte und einfach drauflos fuhr.
Doch die Wahrheit ist eine andere. Die Michelin Gummis auf Acostas Maschine waren bis zum letzten Meter in bester Verfassung. Wie KTM Factory Racing Boss Pit Beirer im Nachgang berichtet, war die Ursache für den Rückmarsch eine andere: «Wir alle dachten, Pedro war zu Beginn zu wild und hat nun die Quittung vom Hinterreifen bekommen. Aber: Pedro hatte ab Mitte starke Krämpfe im linken Arm. Der Grund dafür liegt an einem nicht optimal auf ihn eingestellten Bedienhebel des «Ride Height Device». Ab Mitte des Rennens hat ihn die Bedienung mit dem linken Daumen so gestört, dass die Muskulatur zuging. Ohne dieses Problem hätte Pedro das Tempo noch weiter gehen können.»
Auch der MotoGP-Teufel liegt im Detail. Es war eben auch das erste Rennen, bei dem sich der Klasseneinsteiger mit der manuell zu bedienenden Höhenverstellung seiner RC16 auseinandersetzen musste. Über die volle Distanz kostet auch diese Disziplin des Fahrens Konzentration und Kraft.
Der Konkurrenz hätte es sicher besser gefallen, wenn sich die Theorie der Vernichtung des Hinterreifens durch Übermut bestätigt hätte. Aber sicher ist, auch dieser Erfahrung wird der zu Recht bejubelte Pedro Acosta nicht entgehen.