MotoGP-Einstieg von BMW: «Sind spät dran»

MotoGP-Einstieg von BMW 2027: «Wir sind spät dran»

Von Ivo Schützbach
Schon mehrfach wurden bei BMW Versuche unternommen, in die Motorrad-Königsklasse MotoGP einzusteigen – sie alle scheiterten. Rennsportchef Sven Blusch im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com.

Die beiden BMW-Motorrad-Spitzenmanager Markus Flasch (Geschäftsführer) und Sven Blusch (Rennchef) sind an diesem Wochenende zu Besuch bei der MotoGP in Spielberg. Beide streben den Einstieg in die Königsklasse auf zwei Rädern an, haben aber bislang keine positive Entscheidung vom Vorstand der BMW AG.

BMW kann den GP-Sport betreffend auf eine reiche Geschichte aus Vorsätzen und Versprechen zurückblicken, bislang haben die Bayern gekonnt einen Bogen um das Messen mit den Besten gemacht.

Flasch und Blusch, beide große Motorsportenthusiasten, wollen das ändern. Der Österreicher Flasch leitet die Geschicke von BMW Motorrad seit dem 1. November 2023, Blusch hat seinen Posten am 1. Juni 2024 bezogen. Sie haben sich der herausfordernden Aufgabe verschrieben, den Vorstand der BMW AG vom Nutzen des MotoGP-Einstiegs zu überzeugen.

«Das Thema Motorsport ist über die letzten Jahre zum Teil schwierig gewesen, ich glaube in allen Konzernen», erzählte Blusch im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com. «Auf der Vierradseite hatten wir das Thema, dass wir Motorsport als eigene Hauptabteilung hatten, mit DTM etc. Dann wurde das in die M-Abteilung integriert, das war einer der großen Punkte, die Markus damals angegangen ist. Er hat den Motorsport wieder dahin gebracht, wo er hingehört. Dann ging es darum das Thema Motorsport so zu entwickeln, dass es nicht nur ein Anhängsel ist und in der AG mitläuft. Wir wollen den Motorsport in alle Themen hinein verflechten, in die AG, ins Marketing, in die Kommunikation und auf der Entwicklungsseite die richtigen Schritte machen, damit wir Teil des Ganzen sind.»

«Es gilt den Vorteil, den der Motorsport bringt, auszunutzen», argumentiert der BMW-Rennchef pro MotoGP. «Auch während der Corona-Zeit wurde der Motorsport im Konzern sehr stark angezweifelt, als der große Push in eine andere Richtung ging. Aber das hat sich die vergangenen drei Jahre extrem gewandelt. Motorsport wird wieder wichtiger, gerade für die etablierten Automobil- und Motorrad-Konzerne. Um sich davon abzuheben, was die ganzen neuen Konzerne machen, die kommen. Der Kuchen wird in immer kleinere Stücke geteilt – welche Vorteile haben wir gegenüber den anderen, die gerade frisch dazu gekommen sind? Das sind Themen wie kulturelles Erbe, Status und Motorsport. Motorsport sollte ein essenzieller Bestandteil der Gesamtstrategie sein. Das ist mein Ansatz, den ich versuche bei BMW Motorrad reinzubringen.»

«Durch die schnelllebige Welt hat sich der Fokus auf den Motorsport zurückentwickelt», verdeutlichte Blusch. «Du hast so viele Themen als CEO, auf die du achten musst. Wir haben gesehen, dass das Thema Motorsport für die Zukunft, gerade wenn es um Wachstum geht, sehr interessant sein kann. Mir ist es wichtig, dass wir Stabilität im Motorsport haben. Wenn du etwas anfängst, wenn du etwas pusht, dann müssen wir gleichbleibend und stark dranbleiben.»

KTM und Ducati leben vor, wie das MotoGP-Engagement zum geschäftlichen Erfolg und Imagegewinn beitragen kann. «Das ist einer der wesentlichen Punkte, wo wir anknüpfen wollen, wo wir sehen, wie es andere Hersteller machen», unterstreicht Blusch. «Wir wollen aber auch unseren eigenen Weg gehen. Wir haben einen Vorteil, das ist das Thema Zweirad/Vierrad, das wir spielen können wie niemand anders. Ich bringe 20 Jahre von der Vierradseite mit, war aber schon immer großer Motorrad-Motorsportfan. Im Motorsport, den wir auf der Vierradseite gemacht haben, da waren wir größer unterwegs. Ich kenne größere Strukturen und weiß, was funktioniert und was nicht. Die Synergien innerhalb des Konzerns in Zukunft nutzen zu können, ist einer der Ansätze. Motorrad und Vierrad Motorsport ist im gleichen Gebäude.»

«Wir sind in der Aufbauphase», sagt der BMW-Manager über seine Rennabteilung, der aktuell ohne Externe zirka 30 Mitarbeiter angehören, während die MotoGP-Konkurrenz um die 200 Leute mit diesem Thema beschäftigt. «Die letzten Monate haben wir mehr Personal an Bord geholt, auf der Superbike-Seite sieht man, dass das sehr gut funktioniert. Noch haben wir eine kleine Truppe, die aber sehr schlagkräftig ist.»

Ab 2027 gibt es in der MotoGP ein neues technischen Reglement, dieser Zeitpunkt drängt sich für den Einstieg eines Neuankömmlings auf. Doch bis dahin sind es nur noch zweieinhalb Jahre. Blusch: «Man hätte immer gerne sehr, sehr viel Vorlaufzeit, uns ist völlig klar, dass, wenn wir das Thema machen wollen, wir spät dran sind. Aber nichts ist unmöglich. Für mich ist aber der erste Punkt, das Thema gesamtstrategisch zu betrachten. MotoGP ist gerade eine unserer höchsten Prioritäten. Wenn wir etwas machen wollen, dann müssen wir uns möglichst bald entscheiden. Wichtiger ist aber im ersten Schritt die Gesamtstrategie anzuschauen und zu gucken, was können wir machen, was können wir umsetzen und mit welchem Zeithorizont plant man so etwas.»


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