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Gespaltenes Italien: Jubel und Buh-Rufe für Márquez

Von Thomas Kuttruf
Bei aller Anerkennung für das Fahrgenie Marc Márquez, als der Spanier auf Ducati in Misano triumphierte, da flog bei vielen Italienern die Sicherung raus. Die Rivalität zwischen der #93 und der #46 wird nicht vergessen.

Für viele italienische Rennsportfans war der Ausgang des 13. MotoGP-Rennens der 2024 auf dem Misano World Circuit das Gegenteil eines Freudenfests. Marc Márquez siegte auf einer Ducati vor der Haustür von Valentino Rossi – emotional erlebten die Fans vor Ort den zweiten Triumph des Spaniers innerhalb einer Woche als Peitschenhieb.

Anstatt sich mit Landsmann und VR46-Schützling Pecco Bagnaia über dessen zweiten Platz zu freuen, investierten viele Tifosi ihre Energie bei der Siegerehrung in Misano lieber in ein kräftiges Buh-Konzert. Gut möglich, dass den Fans an der Adria noch der doppelte Niederschlag am Vortag mit den Stürzen im Sprint der beiden VR46-Hoffnungsträger Marco Bezzecchi und Fabio Di Giannantonio in der Seele steckte, doch das unsportliche Verhalten setzte besonders dem italienischen Gresini-Team zu.

Mit einigen Tagen Abstand zu dem außergewöhnlichen Misano-Sonntag sagte Teaminhaberin Nadia Padovani: «Es war unglaublich emotional für uns. Zunächst war da diese Freude und ein unbeschreibliches Gefühl zu erleben, wie Marc in den Farben von Fausto hier in Misano gewinnt.»

Die Witwe des Teamgründers und Weltmeisters Fausto Gresini weiter: «Was uns aber alle sehr verletzt hat, das waren die Buh-Rufe bei der Siegerehrung. Zunächst für Marc, der als Rennfahrer nach dieser Leistung etwas anderes verdient hatte. Dazu kommt, wir sind als Team selbst in der Emilia Romagna beheimatet und wir haben zusammen so viel gemeinsam durchgemacht. Wir haben Daijiro Kato verloren, Marco, Fausto – und dann hier solche Reaktionen in Italien – das war sehr respektlos.»

Tatsache ist, was im großen Bild der MotoGP als Unterhaltungsprogramm neben dem Renngeschehen wahrgenommen wird, das ist in Italien eine gesellschaftliche Großdebatte. Von dem Tag an, als klar war, die #93 wird auf ein italienisches Motorrad geklebt, erhitzen sich die Gemüter. Nochmals beschleunigt wurde der Puls zwischen Venedig und Palermo mit Andrehen des Fahrerkarussells und der Option, den Spanier ins Werksteam zu transferieren.

Die emotionale Befangenheit der Italiener konnte der SPEEDWEEK.com Redakteur am eigenen Leib in Mugello erfahren. Es war jenes Wochenende, an dem die Situation um die Frage «Wechselt Marc Márquez ins Ducati-Werksteam» eskalierte.

Untergebracht in einem privaten Gästehaus unweit des Passo della Futa in den Bergen der Toskana wurde ich von Donnerstag bis Sonntag am späten Abend zuverlässig von der Gastgeber-Familie mit Brot und Wein empfangen und im besten Sinne verhört – mit dem Ziel, dem MotoGP-Medieninsider die neuesten Tendenzen zu entlocken.

Nur bei der Andeutung, es wäre nicht auszuschließen, dass Marc Márquez Enea Bastianini ersetzen könnte, wurden in der guten Stube bei voller Nenndrehzahl alle mir bekannten und unbekannten Flüche herausgebrüllt.

Jeder Fan der MotoGP – inklusive der Italiener – kann die außergewöhnlichen Fähigkeiten des achtfachen Weltmeisters aus Spanien bestätigen, doch sobald Márquez in Verbindung mit der italienischen Motorradkultur gebracht wird, spaltet sich die Nation. Es geht um nichts anderes als die Ehre, die seit den Vorfällen zwischen Rossi und Márquez auf unbestimmte Zeit gekränkt ist.

Nicht erst die aufgeladene Stimmung in Misano beweist die Sprengkraft der Causa Marc Márquez. Es wird spannender denn je, denn Ducati hat sich neben dem weiterhin lodernden Superstar am Lenker auch das Feindbild des Volkes direkt in die Zentrale nach Bologna geholt.

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