Jack Miller (5.): «Wir haben heute Courage gezeigt»
KTM-Pilot Miller vor den anderen RC16-Treibern Binder und Acosta
Nach dem Zieleinlauf wusste «Thriller Miller» zunächst selbst nicht so richtig, wie er den Lauf in Buriram einordnen sollte, als Erfolg oder als Niederlage. «Es war all right», sagte er, also irgendwo dazwischen – denn natürlich hätte der Australier nach seinem bislang besten Rennen des Jahres auch gerne den verdienten Lorbeer geerntet.
Doch es sollte anders kommen. «Es war ein langes Rennen, 26 Runden bei diesen Bedingungen», begann Miller seinen Rennbericht. «Am Start war ich relativ vorsichtig, denn ich wollte nicht mit durchdrehendem Hinterrad auf der Linie zurückfallen. Vom 15. Platz aus waren die ersten Runden eine haarige Sache, ich fuhr durch jede Menge Gischt und versuchte gleichzeitig, dem Tohuwabohu auf der Strecke auszuweichen, weil viele Bikes mit ausbrechendem Hinterrad umhereierten.»
Miller blieb sattelfest und fand schnell einen Weg nach vorn. Nach einer Runde auf Position 11. und zwei Runden an 8. Stelle, tauchte er bereits in Runde 4 an Platz 5 auf und blies zur Jagd auf seinen KTM-Teamkollegen Brad Binder. In Runde 8 war auch der Südafrikaner besiegt, Miller lag auf Rang 4. «Und als Marc Marquez zu Boden ging, war ich Dritter», stellte Miller mit hörbarer Befriedigung fest.
Allerdings machten sich zu diesem Zeitpunkt auch die ersten Probleme bemerkbar. «Etwa ab Rennmitte war mein Vorderreifen am Ende. Ich hatte ihn bei der Aufholjagd verbrannt und keinerlei Speed mehr in den Rollphasen der Kurven. Ich musste das Bike vor jeder Kurve parken und so früh wie möglich wieder aufrichten, um vorne wieder Grip zu finden», schilderte er. Trotzdem wurde der Vorderreifen so heiß, dass er in den schnellen Rechtskurven der Strecke über den gesamten Radius hinweg mit Untersteuern zu kämpfen hatte, fügte Miller später hinzu.
Natürlich versuchte er alles, um sich gegen den angreifenden Pedro Acosta zu verteidigen. «Als er sich innen neben mich zwängte, berührten wir uns am Ausgang von Kurve 3 und bogen parallel in die vierte Kurve ein. Ich dachte mir: Dort hat mein Vorderrad in buchstäblich jeder Runde das Rutschen angefangen, dieses Duell kann auf zweierlei Weise ausgehen…» Mit Glück und Geschick blieben beide Fahrer im Sattel; zur Entscheidung kam es dann in Kurve 5, in der Acosta laut Miller in der besseren Position war und schließlich die Oberhand übernahm.
«Ich wurde gejagt und warf alles in die Waagschale, um diesen Podestplatz zu verteidigen. Doch heute hat es nicht sein sollen», seufzte Regenspezialist Miller, der sich die Krone diesmal nicht aufsetzen durfte und mit seinem zerschlissenen Vorderreifen wenige Kurven vor dem Ziel auch noch von Fabio di Giannantonio abgefangen wurde.
Allerdings ist Miller ein guter Verlierer – und schwärmte trotz der Niederlage davon, wie sehr ihm das Fahren auf nasser Strecke gefalle. «Du musst einfach nur spüren, was sich unter dir abspielt. Die Karbon-Bremsen sind so gut und mit so wenig Kraftaufwand zu dosieren, dass du mit dem Grip spielen und mit ihm haushalten kannst. Ich habe immer ein gutes Gefühl im Nassen, das war mit Ducati so und ist es auch jetzt auf KTM».
Und was sein Rennen als Ganzes betraf, fiel ihm noch das entscheidende Schlusswort ein. «Wir haben Courage gezeigt. Und das ist, was zählt!»
Ergebnisse MotoGP Buriram, Rennen (27. Oktober):
1. Francesco Bagnaia (I), Ducati, 26 Runden in 43:38,108 min
2. Jorge Martín (E), Ducati, +2,905 sec
3. Pedro Acosta (E), GASGAS, +3,800
4. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +4,636
5. Jack Miller (AUS), KTM, +5,532
6. Brad Binder (ZA), KTM, +5,898
7. Maverick Viñales (E), Aprilia, +8,498
8. Johann Zarco (F), Honda, +17,672
9. Aleix Espargaro (E), Aprilia, +18,588
10. Alex Márquez (E), Ducati, +21,163
11. Marc Márquez (E), Ducati, +22,251
12. Luca Marini (I), Honda, +22,859
13. Taka Nakagami (J), Honda, +24,531
14. Enea Bastianini (I), Ducati, +27,090
15. Joan Mir (E), Honda, +30,870
16. Fabio Quartararo (F), Yamaha, 50,021
– Augusto Fernandez (E), GASGAS, 3 Runden zurück
– Alex Rins (E), Yamaha, 4 Runden zurück
– Lorenzo Savadori (I), Aprilia, 10 Runden zurück
– Franco Morbidelli (I), Ducati, 19 Runden zurück
– Raúl Fernández (E), Aprilia, 20 Runden zurück
– Marco Bezzecchi (I), Ducati, 23 Runden zurück
Ergebnisse MotoGP Buriram, Sprint (26. Oktober):
1. Enea Bastianini (I), Ducati, 13 Runden in 19:13,131 min
2. Jorge Martín (E), Ducati, +1,357 sec
3. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +2,372
4. Marc Márquez (E), Ducati, +5,402
5. Alex Márquez (E), Ducati, +10,140
6. Franco Morbidelli (I), Ducati, +11,087
7. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +11,538
8. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +11,680
9. Brad Binder (ZA), KTM, +13,692
10. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +14,483
11. Jack Miller (AUS), KTM, +18,397
12. Johann Zarco (F), Honda, +18,544
13. Joan Mir (E), Honda, +19,265
14. Raúl Fernández (E), Aprilia, +19,688
15. Aleix Espargaro (E), Aprilia, +19,988
16. Augusto Fernandez (E), GASGAS, +21,298
17. Alex Rins (E), Yamaha, +21,413
18. Taka Nakagami (J), Honda, +23,400
19. Luca Marini (I), Honda, +23,979
20. Maverick Viñales (E), Aprilia, +29,474
21. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +39,389
– Pedro Acosta (E), GASGAS, 3 Runden zurück
WM-Stand nach 36 von 40 Rennen:
1. Martin, 453 Punkte. 2. Bagnaia 436. 3. Marc Márquez 355. 4. Bastianini 345. 5. Binder 203. 6. Acosta 197. 7. Viñales 180. 8. Di Giannantonio 165. 9. Morbidelli 155. 10. Aleix Espargaro 143. 11. Bezzecchi 137. 12. Alex Márquez 136. 13. Quartararo 93. 14. Miller 82. 15. Oliveira 71. 16. R. Fernández 66. 17. Zarco 48. 18. Nakagami 31. 19. Rins 23. 20. Mir 21. 21. A. Fernández 21. 22 Marini 14. 23. Pol Espargaro 12.24. Pedrosa 7. 25. Bradl 2. 26. Gardner 0. 27. Savadori 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 648 Punkte. 2. KTM 302. 3. Aprilia 276. 4. Yamaha 104. 5. Honda 68.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 781 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 608. 3. Gresini Racing 491. 4. Aprilia Racing 323. 5. Pertamina Enduro VR46 Racing Team 302. 6. Red Bull KTM Factory Racing 285. 7. Red Bull GASGAS Tech3 218. 8. Trackhouse Racing 137. 9. Monster Energy Yamaha 116. 10. LCR Honda 79. 11. Repsol Honda Team 35.