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Honda-Rookie Chantra: Tipp oder MotoGP-Kanonenfutter?

Von Thomas Kuttruf
Somkiat Chantra wechselt als 12. der Moto2-WM ins Rennsport-Oberhaus. Ob sich der Thailänder auf der LCR-Honda in der MotoGP etablieren kann, ist eines der großen Fragezeichen zur Saison 2025.

Lange war nicht klar, was aus dem zweiten LCR-Honda-Platz wird. Während Johann Zarco mit einem Vertrag über zwei Jahre in das Projekt gestartet war, rätselte man bei Honda, ob man dem erfahrenen Taka Nakagami eine weitere Chance gibt, es wäre die achte gewesen, oder einen Frischling auf die RC213V lässt.

Bekanntermaßen fiel die Wahl nicht auf den 32-jährigen Japaner. Nakagami wird am kommenden Sonntag wie Aleix Espargaro und Augusto Fernandez den vorerst letzten GP fahren. In der Rolle als weiterer Testfahrer für HRC sind Wildcard-Einsätze nicht auszuschließen – in Motegi dürfte man den Routinier wieder von der Leine lassen.

Den Job als Stammpilot auf der Idemitsu-Honda bei Lucio Cecchinello bekam der Thailänder Somkiat Chantra. Aus strategischer Sicht eine mehr als nachvollziehbare Maßnahme. Bereits als Moto2-Pilot mobilisierte Chantra in seinem Heimatland Menschenmassen in Richtung Rennstätte. Honda ist in Thailand der Mobilitäts-Gigant schlechthin. Ein nationaler Held hilft allen – und füllt die Kassen.

Extrem spannend: Wie schlägt sich der Thailänder, der beim ersten GP des Jahres 2025 – in Buriram/Thailand – mit 26 Jahren nicht gerade zu den Youngstern des Fahrerlagers zählen wird. Traut man Statistiken, dann fällt es schwer, eine positive Prognose für den MotoGP-Rookie auszusprechen.

Chantra hat bereits sechs Jahre in der mittleren Kategorie in den Knochen. Immer in der gleichen Struktur von Honda-Asia unterwegs, gelangen wenige Highlights. Sechs Podestplätze, darunter zwei Siege (Indonesien 2022, Japan 2023) in sechs Jahren und als bester Gesamtabschluss Rang 6 in der vergangenen Moto2-Saison. 2024 biss sich der Thailänder mit dem Rückenwind der enthusiastischen Fans in Thailand beim Heim-GP auf Platz 4 – sein bestes Saisonergebnis. In der Gesamtwertung rangiert die #35 damit auf dem sehr bescheidenen 12. Rang.

Erfolgshungrige MotoGP-Manager richten ihre Blicke für gewöhnlich nur auf die Top-5 der Moto2. Und auch die haben es schwer. Die Liste der gescheiterten Spitzenpiloten ist beachtlich. Remy Gardner kam als Weltmeister und fährt heute Superbike. Augusto Fernandez kam als Weltmeister und ist, Stand heute, am Sonntag arbeitslos und kommt im besten Fall als Testfahrer zum Einsatz. Tom Lüthi oder Sam Lowes, beides Siegfahrer über Jahre in der Moto2, brachten in der Königsklasse keinen Stiefel auf den Boden.

Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Pedro Acosta gilt schon jetzt als Champion der Zukunft, der holte aber auch in souveräner Art den Moto2-Titel 2023. Auch Marini, Bagnaia, Bastianini, Di Giannantonio, Bezzecchi, Martin – positive Beispiele von heute etablierten MotoGP-Helden.

Dass sich Karrieren nicht immer nur anhand von Ergebnislisten planen lassen, das wurde auch bereits öfter bewiesen. Paradebeispiel ist Fabio Quartararo. Der Franzose wechselte als Zehnter der Moto2 in die Topliga – und war drei Jahre später Weltmeister. Allerdings war «El Diablo» in seinem Jahr als MotoGP-Rookie mit 20 deutlich jünger als ein Somkiat Chantra.

Talent ist dem Superhelden der Thailänder nicht abzusprechen. Dem Fahrer selbst ist am meisten zu wünschen, dass er nicht als Quoten-Pilot zum Kanonenfutter der Klasse wird. Viel Zeit hat er aber nicht, sich in der MotoGP-Elite zu etablieren.

Dass Chantra auch noch auf dem formell schlechtesten Prototypen sitzt, muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Unbefangenheit macht schnell und kann bei der Entwicklung eines Rennmotorrads mitunter hilfreicher sein als Betriebsblindheit.

Beim ersten MotoGP-Test am Dienstag nach dem Finale wird es erste Antworten geben. Dann wird Somkiat die MotoGP-Honda von Taka Nakagami übernehmen.

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