Davide Tardozzi (Ducati): «Marc Marquez über allen»
Marc Marquez (li.) mit Ducati-Lenovo-Teammanager Davide Tardozzi
Der MotoGP-Weltmeister 2024 heißt Jorge Martin. Der Spanier sammelte in 40 Rennen zehn Punkte mehr als sein Vorgänger Francesco Bagnaia, er war konstanter und machte weniger Fehler. Oder wie es Ducati-Lenovo-Teammanager Davide Tardozzi formulierte: «Er gewann weniger Rennen, stand aber öfter auf dem Podium. Er gewann den Titel, weil er besser war.»
Mit Marc Marquez hat Bagnaia nächste Saison einen achtfachen Champion an seiner Seite, der in diesem Jahr auf der Ducati GP23 herausragende Leistungen zeigte, drei Grand Prix gewann und WM-Dritter wurde.
«Unsere Ingenieure nehmen die Leistungen der Fahrer sehr genau unter die Lupe», betonte Tardozzi im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com. «Sie ziehen alles in Betracht und es gibt über alles Graphiken. Wenn ich mir einige Daten im Computer anschaue, dann ist offensichtlich für mich, dass dieser Kerl Dinge zeigt, die keinem vor ihm gelangen. In gewissen Bereichen steht Marc über allen. Er und Pecco haben unterschiedliche Fahrstile, in einige Bereichen ist Marc besser, in anderen ist Pecco viel besser. Auf der Bremse ist Pecco unschlagbar – wie er bremst, so bremst niemand sonst.»
Die GP24 ist das bessere Motorrad als die GP23, während der Saison wurden immer wieder Mutmaßungen angestellt, wie viel das pro Runde ausmacht. Zum Beispiel in Sepang, wo eine Runde fast zwei Minten dauert, sprach TV-Experte Simon Crafar von 0,5 sec Unterschied.
«Das würde ich unter Spekulation abhaken», meinte Tardozzi. «Doch es ist offensichtlich, dass die GP24 ab Saisonmitte immer mehr ihr Potenzial zeigte, weil wir die richtige Balance fanden und die Fahrer das richtige Gefühl entwickeln konnten. Es zeigte sich, dass es richtig ist, was Gigi Dall’Igna während der Präsentation im Januar sagte: Dass die GP24 eine Stufe über der GP23 stehen wird. So kam es, die Performance war unterschiedlich. Das ist ein Plus für Gigi und für seine Ingenieure. Und für unsere Fahrer, die das Motorrad in die richtige Richtung entwickelt haben. Wir können in den Daten zum Beispiel sehen, um wieviel die GP24 auf der Geraden besser war. Aber wenn wir über Kurven reden, stellt sich die Frage, ob der Fahrer so schnell ist oder das Bike? Einige Dinge können wir überprüfen, aber nicht alles. Deshalb lässt sich unmöglich sagen, wie groß der Zeitunterschied pro Runde und Strecke war.»
Ducati hat mit Weltmeister Martin und Marco Bezzecchi zwei Spitzenfahrer an Aprilia verloren, dazu den WM-Vierten Enea Bastianini an KTM. Statt acht Ducati sehen wir 2025 nur sechs in der Startaufstellung, weil das Pramac-Team zu Yamaha abgewandert ist. Werden diese Änderungen den Hersteller aus Borgo Panigale merklich schwächen?
«Natürlich werden wir das spüren», räumte Tardozzi ein. «Aber wir können das Risiko eingehen, weil unser Motorrad auf dem aktuellen Level ist. Und weil die beiden Fahrer des Werksteams nächstes Jahr Marc Marquez und Francesco Bagnaia sein werden. Niemand sonst hat diese beiden, nur wir. Sie werden sehr stark sein und das Motorrad verbessern. Deshalb haben sie keine Angst vor KTM und Aprilia. Oder vor Yamaha – ich bin mir sicher, dass sie schon bald besser werden, sie machen die richtigen Schritte.»