Bastianini: Mit KTM auf dem Weg zur wahren Bestie
Enea Bastianini war besonders für viele Italiener der tragische Held der MotoGP-Saison 2024. Dass die Bestie von der Adria-Küste den Platz ausgerechnet an Marc Marquez verlor, das wollte vielen Tifosi nicht in den Kopf. Schließlich hatte der smarte Bastianini nach seiner verletzungsbedingt schlechten Saison 2023 dieses Jahr schnell an der Spitze Fuß gefasst.
Nach gloriosen Rennen mit einem für Bastianini typisch überragenden Endspurts spielte er den perfekten Titelkollegen Pecco Bagnaia und ließ mit einzelnen Highlights gar noch mehr erhoffen. Zu nennen wäre hier unter anderem die Demütigung des «Martinators» – in Mugello hatte Bastianini den WM-Leader aus Spanier in der letzten Kurve fair von Platz 2 geschoben. Als Bastianini beim Jubiläums-GP in Silverstone alles in Grund und Boden fuhr, wurde die #23 zwischenzeitlich wieder zu den Titelkandidaten gezählt.
Doch bekanntermaßen kam es anders. Wenn auch knapp – Bastianini verlor am Ende auch noch den knappen Wettstreit gegen Marc Marquez um den dritten Platz der WM. Verantwortlich für die persönliche Niederlage waren weder Stürze noch mangelndes Tempo. Schuld an der persönliche Niederlage war in erster Instanz eine zu defensive Herangehensweise in den Quali-Sitzungen, aber auch in den frühen Phasen der Rennen.
Während Bastianini viele Runden benötigte, um von Startplätzen aus der zweiten oder dritten in Podestnähe zu kommen, definierte Rivale Marc Marquez auch 2024 wieder den Begriff Entschlossenheit. Als Rampensau glühte die #93 ungestüm, aber meist erfolgreich durchs Feld. In Australien, nach dem katastrophalen Start, der Marquez um 10 Positionen nach hinten warf, war der sechsfache Champion schon im dritten Umlauf wieder an der ursprünglichen Position.
Genau hier setzt Enea Bastianini für 2025 an: «Wahrscheinlich kommt mein Potenzial dem von Pecco und Jorge sehr nahe. Aber ich war oft nicht konstant, mir fehlte eine Komponente. Was mir fehlte, war die Explosivität», so der Italiener gegenüber Autosport. Bastianini weiter: «Das kann nicht gut für den Titel sein, und wenn man den Titel gewinnen will, muss man diesen Ansatz ändern.»
Noch am ersten Arbeitstag bei KTM und Tech3 ließ der 26-Jährige Taten folgen. Am frühen Nachmittag sah eine RC16 mit der Startnummer 23 wahrlich zerfetzt aus. Bastianini hatte sich auf dem neuen Arbeitsgerät schnell wohlgefühlt, dann aber das Limit überschritten.
Die beiden Jahre bei Gresini Racing zum Anfang seiner MotoGP brauchte der Pilot aus Rimini, um ein siegfähiges Tempo zu entwickeln. Die nächsten beiden auf dem besten Motorrad des Fahrerlagers gingen ins Land, um sich konstant unter den schnellsten Fahrern zu etablieren. Der erste Versuch «Explosivität» der nächsten Lernphase in Richtung WM-Aspirant ging erst einmal daneben.
Ob es dem schnellen Italiener gelingt, seine Selbsterkenntnis in gute Resultate und Zielankünfte umzusetzen, das ist eine der spannendsten Fragen zur Saison 2025.