Saisonbilanz: Colin Edwards – Fluch des Jahres
Colin Edwards
Colin Edwards wusste schon bei den Wintertests, dass er mit seinem Claiming-Rule-Bike 2012 einen schweren Stand haben würde. «Wenn wir jetzt ein Rennen fahren müssten, wäre es ein Desaster. Zu 100 Prozent», schwante dem zweifachen Superbike-Weltmeister in der Vorsaison, als der giftige BMW S 1000RR-Motor der Suter-BMW in Verbindung mit der unausgereiften Bosch-Elektronik dauernd Mätzchen machte.
Doch «Texas Tornado» Edwards kassierte beim Katar-GP gleich vier Punkte und einen zwölften Rang. BMW eroberte die ersten WM-Punkte in der Königsklasse seit fast 41 Jahren, Edwards Vorgänger war 1971 Hans-Otto Butenuth (Rang 10 bei der TT).
Trotzdem schimpfte Edwards ständig lauthals über sein CR-Gefährt. «Die Bremsen sind gut», ätzte er beim Sachsenring-GP auf die Frage, wo die grössten Problembereiche seien. «Das Motorrad ist ein Scheisshaufen», ergänzte er.
Er probierte nach dem Mugello-GP im Juli andere Motorräder aus. Das Forward Racing Team überlegte einen Wechsel zu FTR-Honda, ART-Aprilia oder BQR-Kawasaki. Aber ein Wechsel wäre mit hohen Kosten verbunden gewesen.
Eskil Suter stellte beim Brünn-GP fest, Forward sei ihm 430 000 Euro schuldig, deshalb habe er die Entwicklung einschränken müssen. «Ausserdem ist Colin kein Tornado, sondern nur ein laues Lüftchen», ergänzte der Schweizer Motorradhersteller.
Dann zeigte Suter Datenaufzeichnungen vom ersten Brünn-Test 2011. «Mika Kallio ist damals in jeder Kurve schneller gefahren als Colin ein Jahr später», bemerkte Suter.
Das Team warf Colin Edwards manchmal vor, er orientiere sich zu sehr an der Qualität der M1-Yamaha und deren ausgereifter Elektronik, die er von 2005 bis Ende 2011 im Werksteam und dann bei Tech3 gesteuert hatte. Der 38-jährige Haudegen steigt für 2013 auf eine FTR-Kawasaki um, dafür fahren Petrucci und Pesek bei Came Iodaracing die inzwischen auf Magneti Marelli umgerüstete Suter-BMW.