Nicky Hayden: «Es gibt keinen Zaubertrick»
Nicky Hayden
Nicky Hayden bestreitet 2013 seine elfte MotoGP-Saison, die fünfte bei Ducati. Er war 2006 auf der Repsol-Honda Weltmeister und hat in seiner Honda-Ära drei Grands Prix gewonnen (zweimal in Laguna Seca, einmal in Assen). In seinen ersten vier Ducati-Jahren ist ihm jeweils mindestens ein Podestplatz gelungen. 2012 ging er erstmals leer aus.
Natürlich standen bei Ducati Diskussionen an, ob man den 31-jährigen Amerikaner behalten sollte. Aber erstens ist der US-Markt für Ducati von entscheidender Bedeutung, zweitens wurde Hayden von Valentino Rossi nie deklassiert, drittens wollte Ducati zumindest einen Fahrer mit Desmosedici-Erfahrung in seinen Reihen haben.
Denn Andrea Dovizioso ist neu, und bei Pramac wurden mit Ben Spies und Andrea Iannone auch zwei Ducati-Neulinge verpflichtet.
Jetzt steht Hayden unter Druck, denn er hat im Gegensatz zu Dovizioso nur einen Ein-Jahres-Vertrag. Man weiss, dass Ducati ein Auge auf Crutchlow geworfen hat und Audi als neuer Ducati-Eigentümer gerne Stefan Bradl nach Italien locken würde.
Hayden: «Ich war gespannt auf Audi»
Deshalb ist es für Nicky kein Idealzustand, die WM-Saison mit dem 2012-Material beginnen zu müssen. «Aber als Rennfahrer schere ich mich ohnedies nicht um die Laufzeit von Verträgen. Ich würde nicht anders agieren, wenn ich einen Drei- oder Fünf-Jahres-Vertrag haben würde. Ich will so schnell wie möglich vorne mitfahren und die Saison so stark wie möglich beginnen. Dass sich Ducati im Sommer um andere Fahrer umgesehen hat, ist normales Business. Ich habe auch mit anderen Teams geredet. Aber ich habe immer klar gemacht, dass ich am liebsten bleiben würde. In Mugello im Juli waren wir uns bereits weitgehend einig, sogar in allen Details. Und ich war und bin gespannt, was durch die finanziellen und technischen Ressourcen von Audi alles verbessert werden kann.»
Hayden scherzte sogar, sein Vater Earl (er ist Gebrauchtwagenhändler) könne ja in Kentucky einen Audi-Flagship-Store eröffnen. «Für Audi muss ja Owensboro ein lebenswichtiger Markt sein», grinste der Ex-Weltmeister.
Stellt es für Hayden eine Erleichterung oder einen Rückschlag dar, dass Rossi das Team nicht mehr vor sich hertreibt? «Hm, da gibt es Für und Wider», meint der populäre Amerikaner aus Owensboro in Kentucky. «Ich war schon bei Honda 2003 Teamkollege von Valentino. Wir sind immer gut miteinander ausgekommen. Und ich war in den zwei gemeinsamen Ducati-Jahren oft schneller als er. Ich denke, ich habe ihn öfter besiegt als er mich. Aber dass er weg ist, kann auch positive Auswirkungen auf mich haben. Die Ducati-Techniker werden vielleicht mehr auf meine Aussagen hören. Ohne ihn wird es mehr Gleichbehandlung geben. Anderseits hat Valentino bei Ducati für eine aussergewöhnliche Motivation gesorgt. Wenn er geredet hat, haben alle aufmerksam zugehört. Ohne Valentino hätten wir bei Ducati sicher nicht so schnell ein Alu-Chassis bekommen. Und obwohl das Karbon-Monocoque gewisse Stärken hatte, muss man zu Zeiten der Einheitsreifen keinen Alleingang wählen. Honda und Yamaha haben Alu-Chassis, und für diese Konzepte werden die Bridgestone-Reifen entwickelt. Aber ich blicke auf die zwei Jahre mit Valentino keinesfalls bitter zurück. Auch wenn vor zwei Jahren um diese Zeit riesige Erwartungen geweckt wurden, die sich nie erfüllt haben.»
Es herrscht enormer Zeitdruck
Es liege jetzt eine gewaltige Herausforderung vor ihm und vor Ducati, räumt Hayden ein. «Wir konnten im November weder in Valencia noch in Jerez richtig testen, es gab keine wichtigen Erkenntnisse für die erste Version der GP13. Trotzdem müssen demnächst die ersten Motoren für die Rennsaison fertiggestellt und homologiert werden. Die Ducati-Jungs stehen unter enormen Zeitdruck», ist sich Hayden bewusst. «Aber wir haben das klare Ziel, die Leistungsentwicklung im untereren Drehzahlbereich sanfter zu gestalten. Wir müssen kleine Schritte machen und uns in Zehntelsekunden-Schritten an die Spitze heranarbeiten. Wir dürfen uns nicht einbilden, durch irgendeinen Zaubertrick eine Sekunde zu finden. Diese Zeiten sind vorbei. So etwas passiert heute nicht mehr.»