Ben Spies: Von allen guten Geistern verlassen
Völlig ratlos: Ben Spies
Ben Spies hätte im Herbst zu BMW in die Superbike-WM übersiedeln können, der Vertrag lag unterschriftsbereit auf dem Tisch. Im Sommer posaunte er beim Laguna-Seca-GP noch, er habe sich im MotoGP-Paddock nie wohl gefühlt, er erging sich in Lobpreisungen für die familiäre Superbike-WM. Dann danach kam es vorübergehend zu Gesprächen mit Gresini-Honda und schliesslich ziemlich überraschend zu einem Vertrag mit Ducati; die Roten transferierten ihn zu Pramac. Spies bringt den amerikanischen Investmentberater Ignite als Sponsor mit, er soll 1 Million US-Dollar bezahlen.
Doch bisher hat sich Ben Spies mit der Ducati Desmosedici GP13 noch nicht anfreunden können. Drei Jahre auf der benutzerfreundlichen Yamaha haben den Texaner verwöhnt, ein ähnliches Schicksal erlebt sein Landsmann Colin Edwards mit den Claiming-Rule-Bikes von FTR-Kawasaki, letztes Jahr schon bei Suter-BMW.
Beim ersten Sepang-Test machte Spies noch die Nachwirkungen seiner Schulter-Operation (Sturz beim Sepang-GP Mitte Oktober) für die schwachen Zeiten verantwortlich. Er kündigte damals an, er werde bis zum Katar-GP wieder im Vollbesitz seiner Kräfte sein.
Spies (2011 GP-Sieger in Assen und Zweiter in Valencia) war 2012 im Yamaha-Werksteam von allen guten Geistern verlassen worden. Es sieht so aus, als würde sich dieses Szenario bei Pramac-Ducati fortsetzen. Platz 18 mit 2,121 Sekunden Rückstand auf Cal Crutchlow, besiegt von fünf (!) Claiming-Rule-Piloten – da lässt sich nichts mehr beschönigen.
«Wir haben herausgefunden, dass es meiner Schulter besser geht. Ich habe damit keine Beschwerden mehr», erzählt der Superbike-Weltmeister von 2009. «Mit diesem Aspekt bin ich zufrieden; das ist eine Erleichterung. Aber wir sind nicht dort, wo wir sein möchten.»
«Wir stehen jedoch nicht so schlecht da, wie es aussieht», macht sich der Ducati-Neuling Mut. «Wir müssen uns allerdings noch gewaltig anstrengen. Ich sitze irgendwie auf dem Motorrad und mache nicht viel. Ich muss ein besseres Gefühl dafür bekommen, was die Maschine tut. Wir haben einen Rückstand, den werden wir auch beim ersten Rennen nicht loswerden. Das lässt sich momentan nicht ändern. Wir werden emsig weiterarbeiten.»
Dass Andrea Iannone, Spies’ italienischer Teamkollege und MotoGP-Neuling, mit nur 0,8 Sekunden Rückstand auf Platz 8 fuhr, macht das Leben für den sonst so selbstbewussten Spies auch nicht einfacher.