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Valentino Rossi über Familie, Honda und Ducati

Von Otto Zuber
Im Rahmen seines Heim-GP in Misano sprach MotoGP-Star Valentino Rossi über das Verhältnis zu seinen Eltern, seine Idole im Rennsport und seine Zeit bei Honda und Ducati.

Die Piste von Misano liegt nur eine kurze Autofahrt von Valentino Rossis Heimatort Tavullia entfernt. Klar, dass das MotoGP-Rennen dort immer ein ganz besonderes für Rossi ist. Aber zu Hause zu fahren bringt auch immer einen zusätzlichen Druck mit sich. Darüber sprach Rossi mit einem Reporter von Movistar.

Valentino, verspürst du in Misano immer einen besonderen Druck?

Es ist ziemlich hart. Auf der einen Seite ist es sehr schön, denn ich kann nach den Trainingstagen heimfahren und dort essen, was nicht der Normallfall ist. Aber auf der anderen Seite kommen so viele Freunde und die Familie zum Rennen. Es ist schwierig, du musst mit dieser Situation vorsichtig umgehen.

Dein Vater Graziano belgleitet dich zu manchen Rennen und drückt dir die Daumen.

Er kommt dieses Jahr zu weniger Rennen. Er kommt, wann immer er kann. Wir unterhalten uns dann immer über das Technische. Manchmal erklärt er mir, wie ich gut fahren kann oder warum ich jemanden nicht schlagen konnte. Es ist immer interessant, wenn ich ihm erkläre, was ich auf dem Motorrad mache und er sagt mir dann seine Meinung dazu. Meine Mutter kommt zu ein paar Rennen. Nicht zu allen, aber das ist in Ordnung. Wenn sie da ist, verkrampfe ich und habe mehr Druck. Sie denkt auch, dass sie viel über Motorräder weiß, sie spricht dann mit mir über den Vorderreifen, die Abstimmung des Motorrades und wie man schnell durch die Kurven kommt. Ich sage dann immer nur: ‹Ja Mutti, ok, ok!›

Hat es dein Halbbruder Luca Marini schwerer, weil er einen so berühmten und erfolgreichen Bruder hat?

Ja, für ihn ist es sehr schwierig. Er hat ein paar Vorteile, aber auch viele Nachteile. Seine Entscheidung auch Rennfahrer zu werden, ist sehr mutig. Aber er ist sehr schnell. Wir haben ein Problem, denn er wird langsam zu groß, größer als ich, aber er fährt gern und ist dabei sehr leidenschaftlich.

Dieses Jahr wird die Königsklasse von Marc Márquez dominiert. Ist dies eine ähnliche Situation wie zu deiner Honda-Zeit, als viele Leute behaupteten, dass du nur auf dem zu jener Zeit besten Motorrad saßt und deshalb erfolgreich warst?

Honda ist sehr stark, das ist in Ordnung. Es ist zurzeit vermutlich das beste Motorrad. Aber in jedem Falle hat Marc sowohl dieses, als auch letztes Jahr den Unterschied gemacht – genau wie ich damals auf der Honda. Honda hatte das beste Motorrad, aber Gibernau, Biaggi, Hayden und Ukawa hatten auch Honda-Bikes. Aber wir wussten nicht, ob ich gewann, weil ich die Honda hatte. Daher musste ich zu Yamaha gehen und ich glaube, dass ich beweisen konnte, dass ich gewann, weil ich der Stärkste war.

Wie wichtig ist es, ein Team und Leute um sich zu haben, denen man vertraut?

Für mich ist das sehr wichtig, denn du brauchst gute, fähige Leute um dich, die ihren Job machen. Aber es ist auch wichtig, dass du Leute hast, denen du trauen kannst und da gibt es nicht viele. Ich mag hier bei den Rennen eine familiäre Stimmung, denn dann kann ich ruhig bleiben und dann kann ich mich einfach auf das Motorradfahren konzentrieren.

Deine Aussagen über deine zwei Ducati-Jahre wurden kürzlich so interpretiert, dass du jene Zeit bereust.

Ehrlich gesagt, als ich noch einmal danach gefragt wurde, konnte ich mich nicht sehr gut an diese Kommentare erinnern. Der Satz war in einem umfangreicheren Statement gefallen. In gewisser Weise habe ich es nicht bereut, zu Ducati zu gehen, denn das war eine große Herausforderung. Wenn ich es geschafft hätte, auch auf der Ducati zu gewinnen, wäre das etwas ganz Besonderes gewesen, es wäre ein Italiener auf einem italienischen Motorrad gewesen. Aber wie gesagt, leider war es ein Fehler, denn ich habe nicht gewonnen und wenn ich bei Yamaha geblieben wäre, hätte ich sicher Rennen gewinnen und um den Titel kämpfen können, was ich mit Ducati nicht geschafft habe. Aber wenn ich zurückdenke, würde ich es wieder so machen.

Was du allerdings nicht wieder tun würdest, wäre eine Trennwand zwischen deine Box und die von Jorge Lorenzo stellen zu lassen.

Nein, das würde ich nicht, denn das hat nicht geholfen. Ich hatte gehofft, dass mit der Wand die Daten zwischen beiden Teams nicht ausgetauscht werden würden. Aber die Mauer war da und die Daten wurden trotzdem geteilt. Aber das war mein Fehler. Das fing eigentlich damit an, dass Yamaha, nach allem, was ich für sie getan hatte, nach so vielen Jahren, in denen sie nicht gewinnen konnten und dann wieder gewannen, ich mir mehr Anerkennung erhofft hatte. Ich hatte nicht erwartet, dass sie Jorge Lorenzo ins Team holen, denn Jorge war schon sehr stark. Aber dann, über die Jahre und mit einem kühleren Kopf, hat Yamaha das Richtige getan. Sie hatten Recht. Es ist richtig, dass eine Mannschaft wie das Yamaha-Werksteam zwei Fahrer ins Rennen schickt, die gewinnen können. Anerkennung ist in diesem Sport relativ. Aber es war richtig, denn für Yamaha war es wichtig, Jorge Lorenzo zu haben und daher sage ich, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Jetzt bin ich froh, dass ich mit ihm in einem Team fahre. Auch weil er zunächst, im ersten Jahr, viel von mir gelernt hat, aber in den letzten Jahren lerne ich auch viel von ihm und es ist einfach wichtig, dass wir beide Motorräder vorn dabei haben, um die Honda zu schlagen. Wenn wir zu zweit sind, ist das einfacher. Aber ein Teamkollege ist auch immer ein Rivale.

Gegen welche Fahrer in der Geschichte der Weltmeisterschaft wärst du selbst gerne gefahren?

Ich hätte gern gesehen, wie Giacomo Agostini gefahren ist, und Mike Hailwood. Die beiden sind wahrscheinlich die Besten aller Zeiten. Ich wäre auch gern gegen Schwantz und Rainey gefahren, gegen Doohan und Lawson. Diese 500-ccm-Jahre waren echt historisch.

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