Nicky Hayden: «Beaubier immer mit Márquez verglichen»
2006 wurde Nicky Hayden auf Repsol-Honda der bisher letzte amerikanische MotoGP-Weltmeister. In einem nervenzerreißenden Finale in Valencia behielt Hayden die Nerven, während Rossi stürzte.
Doch in den Jahren darauf blieben die großen Erfolge aus. Nach fünf Jahren bei Ducati mit nur vereinzelten Podestplatzierungen wechselte Hayden 2014 zurück zu Honda. Doch durch die Unterlegenheit der Production-Honda und seine langwierige Handgelenksverletzung reichte es am Ende nur für WM-Rang 16.
2015 will das «Kentucky Kid» mit der verbesserten Open-Honda RC213V-RS im Aspar-Team wieder durchstarten. Die neue Maschine ist einer Werks-Honda sehr ähnlich. Es fehlt jedoch das Seamless-Getriebe und es wird die Software von Magneti Marelli verwendet.
Nicky, konntest du die Beweglichkeit und Kraft in deinem operierten Handgelenk wieder herstellen?
Ich habe durch die Entfernung mehrerer Knochen im Handgelenk deutlich an Kraft verloren. Es war eine wirklich große Operation, daher dauerte der Heilungsprozess lang. Ich habe viel Physiotherapie gemacht, um die notwendige Beweglichkeit zurückzuerlangen. Obwohl ich mein Training etwas umstellen musste, bin ich sehr zufrieden damit. Bei den beiden Malaysia-Tests hatte ich an den jeweils drei Tagen auf dieser anstrengenden Strecke keine großen Probleme. Natürlich wird es mit dem Handgelenk immer besser. Wie mir andere Menschen mit diesem Eingriff bestätigten, wird es bis ein Jahr nach der Operation immer besser.
Du verbringst einen Großteil des Winters mit dem Fahren von Dirtbikes.
Ich fahre nicht mehr Motocross, aber noch immer mit Dirt Track – Flat Track und ein bisschen Offroad mit wenigen Sprüngen. Natürlich habe ich nach den vielen Jahren im Rennsport manche Dinge, die nicht mehr perfekt sind. Doch nachdem das Handgelenk gut heilte, bin ich sehr optimistisch.
Wie schätzt du die Honda RC213V-RS nach den ersten beiden Sepang Tests ein?
Die Maschine ist deutlich schneller als im letzten Jahr, denn sie hat 30 oder 40 PS mehr. Doch auch alle anderen sind schneller geworden. Im letzten Jahr wurden nicht 1:58er-Zeiten in Malaysia vorgelegt, also wurde ein großer Schritt nach vorne gemacht. Das Feld war vielleicht noch nie so eng beisammen wie in diesem Jahr.
In welchen Bereichen konnte die Open-Honda verbessert werden?
Wir müssen noch an der Elektronik arbeiten. Mit dem letztjährigen Chassis machte die Magneti Marelli-ECU keine Probleme, denn die Maschine hatte einfach weniger Power. Vom ersten zum zweiten Sepang-Test haben wir Fortschritte erzielt. Meine Rundenzeit war eine Sekunde schneller. Dabei ging es nicht nur um eine Runde, ich war konstant schneller. Das ist positiv, aber es gibt noch Raum für Verbesserungen. Auch die Motorbremse ist ein Aspekt, den wir verbessern können. In den letzten Jahren wurde durch sie sehr viel Sprit gespart. Das bedeutet jedoch, dass man sich am Kurveneingang mehr auf die Elektronik verlassen muss als auf den mechanischen Grip. Am Kurveneingang kommt es oft auf die Motorbremse an – bei der Anfahrt, in der ersten Bremsphase und in der allerletzten. Es braucht viel Zeit, bis die Ingenieure die Daten studiert und neue Mappings entwickelt haben.
Welcher US-Amerikaner könnte in deine Fußstapfen treten und den nächsten WM-Titel für die USA holen?
Du setzt mir das Messer auf die Brust. Cameron Beaubier hat im letzten Jahr sein Talent gezeigt. Als er das erste Mal nach Europa kam, lief es nicht gut. Doch ich denke, dass es in der 125-ccm-WM nicht so einfach war, der Teamkollege von Marc Márquez zu sein. Vielleicht war Cameron besser, als die Leute dachten, da sie ihn mit Márquez verglichen. Das ist hart. Er ist sicherlich talentiert und lernt schnell.
Jake Lewis hat eine riesige Chance. Man muss abwarten, was er leisten kann. In der Supersport-Klasse gibt es einige Namen, aber einen herauszupicken, der den nächsten Schritt schaffen kann, ist schwer. Natürlich bin ich parteiisch, wenn es um die Jungs aus Kentucky geht: mein Cousin Hayden Gillim und Nick McFadden. Auch in der Superstock 600 gibt es einige Jungs, die besser Supersport fahren sollten.
Es ist schade, dass Haydens SuperSport (nun Superstock 600) Titelgewinn nicht mehr Türen geöffnet hat. Als ich im Dezember mit ihm sprach, hatte er noch nichts in der Hand. Es gibt Talente in den USA, aber die Rennserien müssen einen besseren Job machen, um sie nach vorne zu bringen. Vor einigen Jahren erhielt kein Nachwuchsfahrer eine Chance. Daher ist es großartig, dass Yoshimura Jake diese Chance gibt.
Du warst stets einer der beliebtesten Fahrer im MotoGP-Paddock. Kürzlich wurdest du der erste Pilot, der personalisierte Emojis (der Gefühlslage entsprechende Smileys) hat. Wie kam es zu diesem Projekt?
Ein Freund mit dem ich schon bei anderen Projekten zusammenarbeitete, hat mir das vorgeschlagen. Das Team mochte die Idee. Es war einfach zu machen und vielleicht bringt es sogar finanziellen Nutzen. Alles richtet sich immer mehr nach technischen Neuerungen aus, daher müssen auch wir in diese digitale Welt eintauchen. Auf diese Weise entscheiden sich Firmen neuerdings auch für Sponsoring.