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Stefan Bradl bei Aprilia: «Das tut gut im Kopf»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl machte nie ein Geheimnis daraus, dass ihn die Traction-Control-Probleme bei Forward zermürbten und ihm Vertrauen raubten. «Jetzt macht es wieder Spass», freute er sich über sein Aprilia-Debüt in Indy.

Es ist nicht verwunderlich, wenn sich im Aprilia Racing Team Gresini nach dem Freitag-Training in Indianapolis Erleichterung und Zufriedenheit breit machten.

Denn während sich Alvaró Bautista (WM-17. mit 13 Punkten) mit der Aprilia RS-GP bisher wacker geschlagen hatte, war sein Teamkollege Marco Melandri (null Punkte) acht Rennen lang alles schuldig geblieben.

Er war in sieben von acht Qualifyings auf dem letzten Platz gelandet, nur in Argentinien hatte der MotoGP-Vizeweltmeister von 2005 den ART-Aprilia-Fahrer Alex De Angelis (Iodaracing) hinter sich gelassen.

«Das Team gibt mir viel Rückhalt, das tut gut im Kopf», erklärte Stefan Bradl nach seinem ersten richtigen Arbeitstag im Aprilia-Team. «Auch mit meinem Crew-Chief Diego Gubellini habe ich mich auf Anhieb gut verstanden. Er spricht perfekt Englisch und ist technisch fit. Er versteht sofort, was ich meine.»

Die Mannschaft von Gubellini (er war 2014 bei Gresini für Scott Redding zuständig) ist froh, teamintern erstmals in diesem Jahr eine stärkere Rolle zu spielen.

Auch Teambesitzer Fausto Gresini, 125-ccm-Weltmeister 1985 und 1987, kümmerte sich um Stefan Bradl. Das Verhältnis der beiden war in der Vergangenheit etwas unterkühlt, denn der Deutsche war im LCR-Honda-Team von Lucio Cecchinello der natürliche Feind von Gresini und Bautista – jeder wollte der beste Honda-Fahrer aus einem Kundenteam sein...

Bradl, in 60 MotoGP-Rennen 41 mal in den Top-Ten und 17 mal in den Top-5, kann sich bei Aprilia mehr aufs Fahren konzentrieren als zuletzt bei Forward-Yamaha, wo die umstrittene Einheits-Elektronik von Magneti Marelli immer wieder Flausen machte und die Abstimmung für die Traction-Control schwer in den Griff zu bekommen war. «Ich habe jetzt wenigstens wieder richtig Spass und kann ohne Druck fahren», stellte Bradl fest.

Der Aprilia-Neuling lag nach dem FP2 am Freitag nur 2 Sekunden hinter der Bestzeit. «Diesen Abstand zu Platz 1 möchte ich gerne auch im Qualifying halten. Das ist mein Ziel. Aber das wird gar nicht so einfach.»

Bei Aprilia werden allerdings bei den ersten zwei Grand Prix in Indianapolis und Brünn von Bradl keine Wunderdinge erwartet. «Erst beim dritten Rennen wünsche ich mir, dass Stefan dicht an Alvarò Bautista herankommt», stellte Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano am Wochenbeginn fest.

Melandri hat als Bautista-Teamkollege in den Qualifyings 2015 regelmässig enorme Zeitrückstände auf den Spanier hinnehmen müssen.

Die Quali-Rückstände von Melandri auf Bautista 2015:

Losail Circuit: 1,747 Sekunden.
COTA/Austin: 1,672 Sekunden.
Las Termas: 1,573 Sekunden.
Jerez: 1,631 Sekunden.
Le Mans: 2,064 Sekunden.
Mugello: 2,944 Sekunden.
Barcelona: 1,745 Sekunden.
Assen: 1,640 Sekunden.

Klar zu sehen: Ausgerechnet beim für Aprilia besonders wichtigen Grand Prix in Mugello ?sank die ohnedies erbärmliche Performance von Melandri auf den absoluten Tiefpunkt. Dieser Auftritt mit 2,9 Sekunden Quali-Rückstand zu Bautista grenzte an Arbeitsverweigerung. Spätestens von diesem Tag an suchte Romano Albesiano einen Nachfolger und eine Möglichkeit zur Vertragsauflösung.

Lob von Albesiano und Gresini

Alvaró Bautista musste sich am Freitag in Indy erstmals 2015 einem Teamkollegen geschlagen geben. «Wir waren am Vormittag mit Platz 14 gut unterwegs. Am Nachmittag haben wir mehr Grip für hinten gesucht. Wir wollten insgesamt mehr aus der RS-GP herauskitzeln», schilderte Bautista. «Wir haben ein paar neue Lösungen gefunden, die hilfreich waren. Aber die neue Hinterradschwinge brachte nicht die erwünschten Resultate. Ich bin dann zu meinem komfortabelsten Setting zurückgekehrt. Es war aber dann im FP2 nur noch wenig ?Zeit, es reichte nur für zwei Runden. Und da bin ich in starken Verkehr geraten und konnte die neuen Reifen nicht nützen. Am Samstag müssen wir das Set-up verbessern.»

Romano Albesiano: «Das war ein guter Start für Stefan Bradl. Er fand sofort eine gute Pace. Es ist ziemlich kompliziert, direkt an einem Rennwochenende so ein Debüt auf einem neuen Motorrad zu absolvieren. Aber er hat grossartige Arbeit geleistet. Stefan ist sehr analytisch in der Art und Weise, wie er das Verhalten des Motorrads beschreibt. Alvaró ist leider vom Verkehr aufgehalten worden.»

«Wir können mit dem ersten Tag von Stefan zufrieden sein», lobte Teambesitzer Fausto Gresini. «Denn er hat auf Anhieb eine sehr gute Leistung gezeigt und uns ein sehr positives Feedback über die RS-GP vermittelt.»

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