Lucio Cecchinello (LCR): «Wurde 2015 oft enttäuscht»
In der Saison 2014 sagte Cal Crutchlow während seiner frustrierenden Zeit bei Ducati mehrmals, Stefan Bradl sitze bei LCR-Honda auf dem besten Motorrad, aber er erreiche damit nichts.
Für 2015 übernahm Crutchlow schliesslich die Kunden-Honda RC213V des Bayern; aber auch der Brite blieb hinter den Erwartungen. Er schloss die WM als Achter ab, er kassierte in 18 Rennen 125 Punkte, obwohl Marc Márquez sechsmal nicht ins Ziel kam und Dani Pedrosa bei drei Rennen fehlte. Crutchlow beendete drei Rennen in den Top-45, darunter der dritte Rang von Argentinien.
Stefan Bradl schaffte 2014 bei LCR ähnliche Ergebnisse: Er wurde WM-Neunter mit 117 Punkten (acht weniger als Crutchlow), er fuhr damals in fünf Rennen unter die Top-5 und stand dreimal in der ersten Reihe, was Crutchlow in diesem Jahr in den Qualifyings nie gelang.
Cal Crutchlow spürte in diesem Jahr bald, dass die Honda kein einfaches Paket war, auch Landsmann Scott Redding mit der zweiten Kunden-Factory-Honda hatte seine liebe Mühe – er wurde WM-13. mit 84 Punkten.
Lucio Cecchinello, Besitzer des LCR-Honda-Teams, hatte von Crutchlow Ergebnisse erwartet wie zu dessen Tech3-Yamaha-Zeit 2013. Damals war er bis zum Sachsenring bereits viermal aufs Podest gefahren und schliesslich WM-Fünfter geworden.
Aber Crutchlow stand bei HRC nicht so stark im Fokus wie Bradl 2014 und Miller 2015, die beide HRC-Verträge hatten. Sein Vertrag wurde verlängert, es besteht sogar eine Option für 2017.
Lucio, Cal Crutchlow hat die Erwartungen in seiner ersten Honda-Saison nicht erfüllt. Vor einem Jahr sagte er noch, Stefan Bradl hat das beste Motorrad und erreicht nichts damit.
(Er lacht). Ich habe diese Kommentare nie gehört. Du weiss ja, wie Cal ist...
Es war ein schwieriges Jahr für Honda?
Ja, es genügt ja ein Blick auf den WM-Stand. Honda ist zweifellos nicht das beste Motorrad des Jahres gewesen.
Ducati hat sich verbessert. Yamaha hat einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Wir müssen realistisch sein.
Aber auch bei Cal... Wir bilden uns immer ein, die Motorräder der Konkurrenten sind die besten. Aber es ist nicht immer so, dass das Gras in Nachbars Garten immer grüner ist. So ist es nicht. Das entspricht nicht den Tatsachen.
Du hast auf jeden Fall mehr Podestplätze erwartet als einen?
Ich habe erwartet, dass Cal näher an den Top-4 dran sein würde. Dann könnte man ein-, zwei- oder dreimal aufs Podest rutschen. Aber diese Erwartungen waren zu hoch gegriffen.
Realistisch konnten wir auf eine Saison mit drei Podestplätzen hoffen. Wir haben nur einen erreicht. Es ist wie es ist.
Cal Crutchlow machte sich zum Beispiel für den Australien-GP grosse Hoffnungen. Dort wäre er 2014 mit der Ducati fast Zweiter geworden. Es reichte schliesslich auf Phillip Island nur zu Rang 7.
Ja, ich bin in diesem Jahr so oft enttäuscht worden.
Cal beklagte sich, er müsse mit der Honda dauernd 110 Prozent fahren. Was muss er ändern? Muss er seinen Fahrstil anpassen?
Er musste seinen Fahrstil während der Saison seinen Fahrstil ändern. Denn die Kraftentfaltung ist bei der Honda sehr aggressiv. Er konnte also beim Beschleunigen mit dem Gas nicht aggressiv umgehen.
Eines der Geheimnisse von Dani und sogar Marc besteht darin, dass sie mit dem Gasgriff sehr sanft umgehen. Und manchmal bis du schneller, wenn du beim Rausfahren aus der Kurven vorsichtig Gas gibst als wenn du sofort voll aufdrehst. Aber Cal ist ein Fahrer, der dauernd on/off, on/off fährt. Er hat das in der MotoGP-WM in seinen Yamaha-Jahren so gelernt und sich das angeeignet. So hat er viel Spinning, er bringt dadurch viel Hitze in den Hinterreifen.
Jetzt ändert er seine Fahrweise.
Ich hoffe, dass ich mit meiner Überlegung Recht habe. Cal hat in der Vergangenheit immer einige Monate gebraucht, bis er die Bedürfnisse bei neuen Teams verstanden hat, wenn er ein neues Projekt begonnen hat.
Sobald er dann das nötige Niveau erreicht hat, sind ihm recht stabile Resultate gelungen. Deshalb hoffe ich, dass er in diesem Jahr genug gelernt hat und 2016 besser abschneiden wird.