Olivier Jacque: Ein Blick zurück ins Jahr 2005
In die Saison 2005 startete Olivier Jacque ohne festen Platz in einem MotoGP-Team. Als sich der Deutsche Alex Hofmann jedoch verletzte, sprang Jacque als Ersatzfahrer im Kawasaki-Team ein. Es war sein erstes Rennen nach über sieben Monaten.
Unter trickreichen Bedingungen preschte Jacque beim verregneten Grand Prix von China nach einem Start von Position 15 als Zweiter nur 1,7 sec hinter Valentino Rossi über die Ziellinie. Beinahe hätte der Franzose seinen einzigen MotoGP-Sieg eingefahren. Jacque wurde daraufhin als Kawasaki-Testfahrer verpflichtet.
«2005 hätte ich meine Karriere beinahe aufgegeben», blickt der heute 42-jährige Jacque zurück. «Dann kam plötzlich der Anruf von Kawasaki, ob ich Alex Hofmann ersetzen könnte, der sich in Portugal verletzt hatte, als er bei einem Publicity-Event durch das Stadtzentrum fuhr. Nach nur ein paar Minuten gab ich meine Zustimmung und sprang in den Flieger nach China.»
«Es war meine erste Erfahrung mit einem ‹Big Bang›-Motor auf Bridgestone-Reifen. Was für eine Freude. Die Kawasaki war sehr gut ausbalanciert. Zu meiner Überraschung machte es im Regen, den ich nicht besonders mag, noch mehr Spaß mit ihr. Niemand hatte erwartet, mich selbst eingeschlossen, dass ich es so gut machen würde, denn ich kämpfte gegen Rossi. Für seine Boxentafel hatten sie beispielsweise gar kein ‹OJ› vorbereitet.»
Dieses Rennen blieb dem 250-ccm-Weltmeister von 2000 sowie viele Fans und Beobachtern im Gedächtnis. «Mein zweiter Platz in China bleibt eine besondere Erinnerung, weil es mein erster MotoGP-Podestplatz war. Der Projektleiter war Yoda, mit dem ich schon meinen 250er-Titel 2000 mit Yamaha Tech3 eingefahren hatte. In meinem Team ereignete sich in China eine wahre Explosion von Freude. Der Blick in die Gesichter der Ingenieure und Mechaniker löste einen sehr emotionalen Moment meiner Karriere aus.»
Im nächsten Rennen in Le Mans erreichte Jacque Rang 11. In nur zwei Rennen sammelte er somit vier Punkte mehr als Stammfahrer Alex Hofmann, den er ersetzte, und lag somit zwei WM-Ränge vor dem Deutschen.
Im Anschluss wurde Jacque als Testfahrer verpflichtet. «Nach dieser Leistung bat mich Kawasaki, ihr Entwicklungsfahrer zu sein, bis sie sich 2009 aus der MotoGP-Klasse zurückzogen.»
Wie ging Jacques Leben nach dem Rennsport weiter? «Heute kümmere ich mich um eine Familie und bin im spanischen Immobiliengeschäft tätig. Das nimmt mich genug in Anspruch. Doch ich habe noch immer Zeit für Sport wie Kitesurfen. Wenn man fällt, tut es weniger weh, als ein Sturz mit einem Bike. Für mich ist Sport noch immer ein wichtiger Teil meines Lebens, deshalb pflege ich manchmal auch noch gewisse Partnerschaften.»