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Stefan Bradl: «Argentinien? Punkte sind das Ziel»

Von Günther Wiesinger
Aprilia-Werksfahrer Stefan Bradl rechnet für den Argentinien-GP mit einem klaren Aufwärtstrend. Der schwache Motor von Katar wird ersetzt.

Stefan Bradl schob sich zwar beim MotoGP-Saisonauftakt in Doha/Katar in der ersten Runde bereits auf Platz 16 hinter Suzuki-Werkspilot Aleix Espargaró, er lag dann auf dem 15. Platz, ehe er in Runde 12 stürzte und dadurch einen möglichen 14. Platz hinter seinem Aprilia-Teamkollegen Alvaró Bautista verschenkte.

Am kommenden Wochenende bietet sich in Las Termas de Rio Hondo die Chance zur Wiedergutmachung.

Stefan Bradl hat vor seinem Abflug nach Argentinien mit SPEEDWEEK.com über die Situation bei Aprilia gesprochen.

Stefan Bradl stand in Katar konstant im Schatten von Bautista. Es zeigte sich aber auch nach dem Quali, dass er 0,5 oder 0,7 sec verloren, weil die «power reduction» an manchen Stellen zu rigoros eingestellt war. Der Bayer war am ganzen Wochenende Schlusslicht in der Top-Speed-Wertung. Im Rennen schaffte er dann mit 335,8 km/h den besten Speed aller vier Tage, aber Iannone kam auf 351,2 km/h, Bautista immerhin auf 339,5 km/h; Rossi legte immerhin 344,9 vor – und Sieger Lorenzo schaffte 340,8.

Stefan, in Argentinien erwartet dich keine so lange Gerade swie in Doha. Aber gibt es irgendeine Erklärung für die schwachen Top-Speed-Werte von Katar? Lag es an der «power reduction»?

Nein. Ich kenne die genauen Details nicht. Aber das Team hat mir gesagt, dass ich mir wegen Argentinien keine Sorgen machen brauche. Den Aprilia-Ingenieuren war wichtig, beim ersten Rennen nur einen Motor frei zu geben, den wir in Zukunft für die freien Trainings benützen werden. Für die Rennen und eventuell fürs Quali können wir dann jeweils auf frischere Motoren zurückgreifen, damit ich dann auch auf den Geraden mithalten kann. In Katar habe ich im Windschatten bei den Gegnern extrem viel eingebüsst, auch bei meinem Teamkollegen.
Natürlich habe ich versucht, in den Kurven immer ein bisschen aufzuholen, was am Schluss teilweise auch den Sturz erklärt, aber trotzdem nicht unbedingt hätte sein müssen. Da hätte ich sagen sollen: «Nimm den einen oder die zwei Punkte mit.»
Aber es war halt nicht so.
Und ich glaube, dass es von der technischen Seite bei den nächsten Rennen besser wird.

Bei der Elektronik steckt bei dir offenbar noch die meiste Zeit drin, wenn ich mir in Erinnerung rufe, was ihr da beim Set-up in Katar alles ausprobiert habt. Kannst du in Las Termas bei der Motorsteuerung schon Fortschritte erwarten?

Das kommt auch immer en bisschen auf die Strecke drauf an. Wenn die Strecke in Argentinien anfangs so schmutzig ist wie in den letzten Jahren und sich nachher von Session zu Session stark verändert, dann ist das ein grosser Aufwand, die System alle anzupassen. Unseren Jungs rauchen echt die Köpfe. Ich habe das Gefühl, die haben schon viereckige Augen vor lauter In-den-Computer-schauen.
Aber es wird stark aufs Wetter und auf die Streckenbedingungen drauf ankommen. Wenn die Verhältnisse drei Tage lang ähnlich bleiben, ist die Einstellung der Elektronik-Systeme nicht so schwierig und nicht so schwer zu verstehen. Aber wenn sich alles in jeder Session ändert, dann wird’s knifflig.

Aber Aprilia hat sehr viel Elektronik-Manpower in der Box, sieben bis acht Spezialisten. Das lässt erwarten, dass auf diesem Gebiet bei jedem Grand Prix Fortschritte erzielt werden?

Ja, ja, doch, doch. Die technischen Debriefs dauern ja auch immer sehr lang, da tut sich was. Und das ist wichtig. Wir haben jetzt auch Elektronik-Ingenieur Paolo Bonora in der Box, der die hauseigene APX-Elektronik für Aprilia entwickelt hat.

Seit November ist auch Markus Eschenbacher als Elektroniker bei Aprilia tätig. Ist das ein Vorteil, wenn du zwischendurch gewisse Einzelheiten auf deutsch besprechen kannst?

Ja, ist es schon. Das ist schon ein Vorteil. Es gibt ein paar Details, die wir ab und zu auf Deutsch besprechen. Da setzen wir uns noch einmal zusammen und gehen manche Sachen am Computer noch durch, da reden wir Deutsch.
Es ist kein extremer Vorteil, aber wir haben dadurch einen kleinen Vorteil. Es ist gut, dass er auf meiner Seite der Box arbeitet. Ich denke, das war auch die Idee, die Aprilia-Rennchef Romano Albesiano bei seiner Verpflichtung im Herbst gehabt hat.

Was rechnest du dir nach dem enttäuschenden Saisonstart jetzt für Argentinien aus? Im Quali in die Nähe der Top-15 kommen und im Rennen punkten?

Ja, wenn im Rennen Punkte drinnen wären, wäre das ein Erfolg. Ganz klar. Bautista hat mit Platz 13 in Katar ein gutes Ergebnis eingefahren.
Punkte holen ist das Ziel, den Rückstand zur Spitze verringern ist ein weiteres Ziel. Dazu müssen wir das Motorradl weiterentwickeln, damit wir in naher Zukunft vielleicht sagen können: «Okay, schauen wir, dass wir in die Nähe der Top-Ten kommen.»
Ich glaube, dass es mit unserem Motorrad nicht so schlecht ausschaut und dass wir uns auf jeden Fall verbessern werden.

Die Strecke in Las Termas gefällt dir ja. Du bist dort 2014 nach einem Duell gegen Rossi auf Platz 5 gelandet.

In Argentinien komme ich ganz gut zurecht, ja. 2015 war es nicht so gut, weil ich dort mit der Einheits-Elektronik ziemliche Probleme gehabt habe. Aber jetzt haben wir eine andere Baustelle, deshalb rechne ich mit einem Aufwärtstrend.
In Texas werden wir sehen. Dort ist natürlich auch ein ordentlicher Top-Speed gefragt.

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