Gespann-DM Wriezen: Weiss/Schneider gewinnen Lotterie
Braucht es eine niederländische Piste, um die Gespanncrosser mit tiefem feinem Sand zu konfrontieren? Mitnichten – Wriezen nordöstlich von Berlin lässt nichts vermissen, was die deutschen Teams an Strecken wie Lichtenvoorde oder Markelo so unendlich schätzen. Mögen solche Bahnen nach dem Start noch einigermaßen glattgebügelt erscheinen, bilden sich im Verlauf der Renndistanz teilweise radtiefe Spuren. Vor allem weniger versierte Akteure gelangen dann an ihre Grenzen. Und wenn ein Gespann stecken bleibt, blockiert es meistens einen oder mehrere direkte Verfolger. Denn die haben dann im Eifer des Gefechts auch keine Chance mehr, ihr Motorrad irgendwie an den havarierten Kontrahenten vorbeizuzaubern.
Im ersten Lauf von Wriezen sollten solche Situationen das Fahrerfeld zum Ende hin gründlich durcheinander würfeln!
In einigen Kurven hatten sich tiefe Furchen ausgefahren, in denen so manches Team stecken blieb und sein Gespann mühsam mit Muskelkraft befreien musste. Auch wenn gelbe Flaggen warnten, war es für die auflaufenden Mitstreiter nur mit viel Routine möglich, dem Hindernis auszuweichen. Teilweise geriet das Surfen durch den Sand zum Lotteriespiel.
Benjamin Weiss/Patrick Schneider – schon in der Qualifikation am schnellsten – fanden sich unter diesen Bedingungen am besten zurecht. Die Österreicher hatten im Lauf des Rennens zu den führenden Jan Hendrickx/Peter Beunk aufgeschlossen, als beide Kontrahenten in der letzten Runde ein gestrandetes Gespann passieren mussten. Weiss/Schneider fanden die Spur mit etwas mehr Grip und zogen an dem Ex-Weltmeister vorbei dem Sieg entgegen. Davy Sanders und sein schwäbischer Mitstreiter Andres Haller wurden Dritte. Die schnellen Cermak-Brüder bemühten sich dagegen um Schadenbegrenzung, nachdem gleich nach dem Start ihre Vorderradbremse ausfiel.
Mehrere Motoren konsumierten auf dem schlüpfrigen Boden derart viel Sprit, dass der Inhalt der nach der Einführungsrunde nochmal aufgefüllten Tanks nicht oder nur ganz knapp bis ins Ziel ausreichte. Betroffen waren die Brüder Joachim und Philipp Reimann ebenso wie Axel Richter/Stefan Nicke oder Adrian Peter/Patrick Leskow. Und nicht wenige Teams nahmen ein Sandbad, weil ihr Gespann einfach steckenblieb und umkippte.
Der zweite Lauf ging mit weniger Turbulenzen über die Bühne.
Diesmal fuhren Tomas und Ondrej Cermak einen klaren Start-Ziel-Sieg ein. Mit einigem Abstand dahinter konnten sich Weiss/Schneider den zweiten Rang und damit den Tagessieg vor Hendrickx/Beunk erkämpfen. Sanders/Haller behaupteten mit dem vierten Laufrang ihre DM-Führung.
Als bestes deutsches Team fuhren Eddi Janecke/Gordon Bothur einen vierten und einen fünften Platz ein. Ein echter Senkrechtstart , denn die Youngster traten beim DM-Auftakt in Hänchen noch in der DMSB-Pokalwertung an, beantragten für ihren zweiten Auftritt in Wächtersbach ein A-Lizenz und rangieren nun in der DM-Wertung bereits an zehnter Stelle. Janecke pilotiert bereits von Kindesbeinen an Cross-Motorräder und bringt auch Erfahrung als Beifahrer mit. Passagier Bothur kämpfte früher in den Jugend-Soloklassen gegen seinen jetzigen Fahrer und verfügt als Ringer allemal über genügende Kondition für seinen Job im Boot.
Als zweitbestes deutsches Team beendeten Christian Sieber/Michael Klooz den Rennsonntag in Wriezen hinter den Schweizern Remo Inderbitzin/Martin Betschart und vor Nick Uhlig/Philipp Oettel. In der Wertung zum DMSB-Pokal holten Robin Ohl/Patrick Reinert die meisten Punkte und übernahmen damit die Führung von Heiko Müller/Pirmin Hofmeier – vorerst...
In der DM dominieren erwartungsgemäß die WM-erfahrenen Gastteams, wobei sich die ersten Vier der Tabelle als Titelfavoriten abzeichnen. Als bestes deutsches Gespann in der DM-Wertung verloren die Reimann-Brüder durch ihren Zwangsstopp im ersten Lauf etwas an Boden. Im DMSB-Pokal zeichnet sich ein Kopf-an Kopf-Rennen von Ohl/Reinert und Müller/Hofmeier ab, doch auch die schwäbischen Riekert-Brüder wollen hier noch ein Wort mitreden. Dabei stand ihr Start im zweiten Lauf nach einem hektischen Motorwechsel bis zur letzten Minute auf der Kippe.
Bemerkenswert: Auch der erste Vorsitzende des MC Kamp-Lintfort Bernhard Jansen ließ es sich nicht nehmen, gemeinsam mit Beifahrer Johan Klumpers in Wriezen anzutreten. Sein Verein veranstaltete zeitgleich am Maifeiertag zum 67. Mal sein Motocross, verzichtete diesmal aber wegen der Terminüberschneidung auf das traditionelle Seitenwagenrennen. Lohn der weiten Reise: Platz fünf der DMSB-Tageswertung.
Bei fünf ausstehenden Rennen bleibt die Spannung jedenfalls gewahrt. Am 27.5. folgt die nächste DM-Runde im südbadischen Schopfheim und gleich eine Woche später geht es im ostdeutschen Pflückuff weiter. Parallel dazu veranstaltet der MSC Geisleden ein offenes Rennen. 18 Gespanne haben bereits ihre Teilnahme zugesagt, wie Marcus Prokesch in Wriezen wissen ließ.
Resultate Motocross-Gespann-DM Wriezen/D:
1. Lauf: 1. Weiss/Schneider (A), VMC-Zabel. 2. Jan Hendrickx/Peter Beunk (B/NL), WSP-Zabel. 3. Sanders/Haller (B/D), WSP-Zabel. 4. Janecke/Bothur (D), WSP-Mega. 5. Uhlig/Oettel (D), VMC-Mega. 6. Sieber/Klooz (D), WHT-KTM. 7. Engelbrecht/Karnatz (D), WHT-KTM. 8. Inderbitzin/M.Betschart (CH), VMC-Yamaha. 9. Cermak/Cermak (CZ), WSP-Mega. 10. Pietzer/Nikolaus (D), VMC-Zabel. 11. T.Blank/Kälin (D/CH), VMC-Zabel. 12. Richter/Nicke (D), WSP-Zabel. 13. Peter/Leskow (D), WSP-Zabel. 14. Reimann/Reimann (D), WSP-Zabel. 15. Ohl/Reinert (D), WSP-Zabel. 16. Prokesch/Schmidt (D), VMC-Zabel. 17. Senz/Benning (D), VMC-Zabel. 18. H.Müller/Hofmeier (D), WSP-Zabel. 19. R.Walter/Minkewitz (D), WHT. 20. Bernhard/Klumpers (D/NL), VMC-KTM.
2. Lauf: 1. Cermak. 2. Weiss. 3. Hendrickx. 4. Sanders. 5. Janecke. 6. Inderbitzin. 7. T.Blank. 8. Sieber. 9. Reimann. 10. Oettel. 11. Pietzer. 12. Engelbrecht. 13. Senz. 14. Peter. 15. Ohl. 16. H.Müller. 17. Riekert/Riekert (D), WSP-Zabel. 18. A.Knübben/Ilten (D), WSP-Zabel. 19. R.Walter. 20. Van Vaerenberg/Wille (B), WSP-Zabel.
DM-Stand nach 6 von 16 Läufen: 1. Sanders 118. 2. Cermak 112,5. 3. Weiss 107. 4. Hendrickx 103,5. 5. Inderbitzin 73. 6. Reimann 71. 7. Engelbrecht 69,5. 8. Pietzer 62,5. 9. Sieber 62. 10. Janecke 55.
DMSB-Pokal-Stand nach 6 von 16 Läufen: 1. Ohl 90,5. 2. H.Müller 90. 3. Riekert 71. 4. Koch 56,5. 5. Janecke 45.