MX Jahresrückblick 2019: MXGP-WM
Mit einer einmaligen Fundraising-Aktion ermöglicht die Fangruppe 'Freunde, denen Max Nagl #12 gefällt' zu Beginn des Jahres 2019 den Start des Weilheimers zum WM-Saisonauftakt in Argentinien. SPEEDWEEK.com unterstützt die Aktion von Anfang an und binnen weniger Tage ist klar: Der einzige deutsche MXGP-Starter wird die Reise nach Argentinien antreten können. Für das Rennen qualifiziert sich Nagl auf Rang 6, doch im ersten Lauf schlägt das Schicksal zu: Ohne Sturz reißt das Kreuzband des linken Knies und beendet seine Saison, noch bevor sie richtig begonnen hat.
Auch Titelverteidiger Jeffrey Herlings verpasst den Saisonauftakt, denn er erleidet noch vor dem Saisonstart einen komplizierten Bruch im Fußgelenk.
Der Weg scheint damit frei für Antonio Cairoli und seinen 10. WM-Titel. Er hat die Vorsaisonrennen überlegen dominiert. Doch im Qualifikationsrennen zum Saisonauftakt fällt er mit technischem Defekt aus, was ihn aber nicht daran hindern soll, mit einem Doppelsieg die Hackordnung wiederherzustellen.
März: WM-Start in Europa
Doch schon beim zweiten Lauf in Matterley Basin zeigt sich, dass Cairoli auch in diesem Jahr kein leichtes Spiel haben wird. Tim Gajser nimmt ihm in Winchester den zweiten Lauf ab. Im Sand von Valkenswaard kann Cairoli aber zunächst wieder auf seine Routine vertrauen und gewinnt den 3. WM-Lauf klar mit einem Doppelsieg. Er setzt sich damit in der WM bereits mit 22 Punkten Vorsprung ab.
April in Trentino: Gajser fordert Cairoli heraus
Der 4. WM-Lauf in Trentino wird zum Prüfstein. Tim Gajser schlägt Antonio Cairoli ausgerechnet vor seinem Heimpublikum und macht in der WM wichtige Punkte gut.
Mai: Cairoli setzt sich in Mantova mit 40 Punkten ab
Beim 5. WM-Lauf in Mantova erleidet Tim Gajser aber wieder einen Rückschlag. Im ersten Regenrennen des Tages geht er sage und schreibe viermal zu Boden. Auch im zweiten Lauf stürzt er und kommt am Ende über Rang 6 nicht hinaus. Sein Rückstand auf Antonio Cairoli wächst dadurch auf 40 Punkte an.
Agueda: Vorteil Gajser
In der WM geht es Schlag auf Schlag weiter und bunt hin und her: Beim 6. WM-Lauf im portugiesischen Agueda ist Gajser wieder im Vorteil und kann Cairoli in einen Fehler treiben. Erstmals zeigt der Sizilianer Nerven und würgt sogar seinen Motor ab. Im zweiten Lauf geht er zu Boden und muss Gajser den Grand-Prix-Sieg überlassen.
Saint Jean d'Angely: Jetzt liegen die Nerven blank
Im französischen Saint Jean d'Angely liegen die Nerven beim Sizilianer blank. Er startet zu früh und rammt das Startgatter! Bevor er sein Bike zurücksetzen kann, ist das Feld über alle Berge. Cairoli wäre nicht Cairoli, wenn er nicht fähig wäre, diesen Fehler auszumerzen. Bereits nach wenigen Minuten rangiert er im Mittelfeld, doch er will zu viel, geht übers Limit und stürzt in einer Linkskehre. Bevor er sich aufrappelt, krachen weitere Fahrer in sein Bike und reißen ihn erneut zu Boden. Mit verbogenem Motorrad geht Cairoli nun von Rang 24 aus ins Rennen, um später erneut auf der Strecke stehenzubleiben, da er sein Bike erneut abwürgt. Rang 17 ist ein absolutes Fiasko für den Sizilianer und das Team. Gajser gewinnt und dampft seinen Rückstand, der vor 2 Rennen noch 40 Punkte betrug, auf 10 Punkte ein.
Juni: Führungswechsel in Russland
Das Qualifikationsrennen im russischen Orlyonok wird Antonio Cairoli wohl in seinem Leben nicht wieder vergessen. Er stürzt an jener Bergab-Passage, an der es zuvor bereits WM-Rückkehrer Jeffrey Herlings zerlegt hatte. Angeschlagen muss der Sizilianer das Qualifikationsrennen beenden und kann im ersten Wertungslauf mit Schmerzmitteln betäubt nur Gesamtrang 8 über die Ziellinie retten. Tim Gajser übernimmt die Führung in der WM und wird diese bis zum Saisonende nicht mehr aus der Hand geben. Das Rennen an der Schwarzmeerküste markiert den Wendepunkt in der WM 2019.
Orlyonok wird aber auch zum Sinnbild des Risikos. Lokalmatador Evgeny Bobryshev (Kawasaki) erwischt es noch in der ersten Runde. Gautier Paulin (Yamaha) stürzt nach einem Sprung und bricht danach am Boden zusammen. Alessandro Lupino bleibt nach seinem Crash regungslos am Boden liegen, nachdem er sich mehrere Wirbel brach. Vorjahressieger Clement Desalle fliegt am Ende der Boxengasse ab und bricht sich Schien- und Wadenbein.
KTM-Desaster in Kegums
Härter hätte es das KTM-Werksteam nicht treffen können, denn beide Werksfahrer verletzen sich in Lettland an nur einem Grand-Prix-Wochenende. Jeffrey Herlings bricht sich in der Besichtigungsrunde des ersten Laufs den Fuß, startet und gewinnt trotz des schmerzhaften Bruchs im Fußgelenk das Rennen! Antonio Cairoli (KTM) hadert in Kegums noch immer mit den Nachwirkungen seines Russland-Crashs und leidet zudem unter Fieber. Er weiß, es geht jetzt um die WM. Er kämpft und erreicht im ersten Lauf einen sensationellen dritten Platz. Im zweiten Lauf ist er am Ende, fliegt bei der Landung nach einem weiten Sprung brutal über den Lenker und kugelt sich dabei die Schulter aus. Die Saison ist für Cairoli beendet, der Traum vom 10. WM-Titel ist ausgeträumt, der Weg frei für Tim Gajser.
Ende Juni: Freie Fahrt für Gajser
Nach den Ausfällen von Cairoli und Herlings hat WM-Titelaspirant Tim Gajser nun freie Fahrt. Er gewinnt mit einem Doppelsieg im Talkessel. Auch die beiden WM-Stopps in Indonesien verlässt der Slowene als Sieger. Bereits beim 13. WM-Lauf in Loket geht er kein großes Risiko mehr ein und fährt auf Rang 2 taktisch mit Blick auf die WM. Nach dem Ausfall von Cairoli ist Jeremy Seewer sein erster Verfolger geworden, doch der Schweizer hat bereits einen Rückstand von 177 Punkten. Gajser trainiert im Sand und gewinnt auch den Belgien-Grand-Prix in Lommel und schon nach dem ersten Lauf von Imola ist Gajser vorzeitig Weltmeister, während Glenn Coldenhoff seinen ersten Grand-Prix-Sieg feiert.
Ab der 16. WM-Runde im schwedischen Uddevalla Ende August geht es nur noch um Platzierungen. Jeffrey Herlings kehrt nach seinem zweiten Fußbruch in die WM zurück. Er will nach der vermasselten Saison wenigstens noch den Sieg beim Motocross der Nationen in Assen. Romain Febvre duelliert sich mit dem frisch gebackenen Weltmeister. Der Franzose stürzt in Schweden per 'highsider' und bricht sich den Oberschenkel, während Glenn Coldenhoff seinen zweiten Grand-Prix-Sieg in Folge holt. Der Ausfall von Febvre ist ein schwerer Verlust für Titelverteidiger Frankreich beim Motocross der Nationen.
Beim vorletzten WM-Lauf in der Türkei ist Jeffrey Herlings wieder in guter Form und gewinnt mit einem Doppelsieg vor seinem Landsmann Coldenhoff.
Herlings gewinnt auch das Saisonfinale in China mit einem Doppelsieg. Coldenhoff wird erneut Zweiter der Tageswertung und am Ende WM-Dritter des Jahres 2019.
WM Endtand 2019 MXGP:
1. Tim Gajser (SLO), Honda, 782
2. Jeremy Seewer (SUI), Yamaha, 580, (-202)
3. Glenn Coldenhoff (NED), KTM, 535, (-247)
4. Gautier Paulin (FRA), Yamaha, 527, (-255)
5. Arnaud Tonus (SUI), Yamaha, 462, (-320)
6. Pauls Jonass (LAT), Husqvarna, 458, (-324)
7. Arminas Jasikonis (LTU), Husqvarna, 442, (-340)
8. Jeremy van Horebeek (BEL), Honda, 433, (-349)
9. Romain Febvre (FRA), Yamaha, 384, (-398)
10. Antonio Cairoli (ITA), KTM, 358, (-424)
Max Nagl neu aufgestellt
Max Nagl gibt Ende des Jahres bekannt, dass er sich künftig vorrangig um die Förderung junger Fahrertalente kümmern will. Mit Renneinsätzen ist mit ihm künftig bei ausgewählten europäischen Veranstaltungen zu rechnen.
August: WM-Aus für Jacobi
Henry Jacobi erleidet im schwedischen Uddevalla einen Kreuzbandriss und muss die Saison vorzeitig mit dem 5. WM-Gesamtrang beenden. Er wechselt 2020 wegen des Alterslimits von 23 Jahren in die MXGP-Klasse und startet für das Team SM Action Yamaha.
Prado vorzeitig MX2-Weltmeister
Jorge Prado wird überlegen MX2-Weltmeister und muss als Doppelweltmeister in die MXGP-Klasse aufsteigen. Er bricht sich jedoch Mitte Dezember den Oberschenkel. Sein Start zur Motocross-WM am 1. März 2020 in Matterley Basin steht in Frage.
September: Heimsieg beim MXoN
Jeffrey Herlings, Glenn Coldenhoff und Calvin Vlaanderen werden Ende September ihrer Favoritenrolle gerecht und gewinnen das Motocross der Nationen auf heimischem Boden im Dauerregen von Assen vor den Teams aus Belgien und Großbritannien. Die deutsche Nationalmannschaft erreicht mit Dennis Ullrich, Tom Koch und Simon Längenfelder knapp hinter dem US-Team Platz 7.
Dezember: Deutsche Nachwuchshoffnungen
Mit Simon Längenfelder und Jeremy Sydow erschienen in diesem Jahr zwei junge Sterne auf dem Motocross-Himmel. Längenfelder wurde Dritter der EMX125-Europameisterschaft. Sydow verpasste die ersten 3 der 8 EM-Läufe und erreichte trotzdem noch Gesamtrang 6 der EMX250. Beide Fahrer werden 2020 bereits in der MX2-WM als GasGas-Werksfahrer starten. GasGas wurde 2019 von der 'Pierer Mobility' - Group übernommen.