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Glenn Coldenhoff: Kein Vertrag für die Ränge 5 bis 10

Von Frank Weeink
Glenn Coldenhoff mit seiner neuen Werks-Yamaha

Glenn Coldenhoff mit seiner neuen Werks-Yamaha

Am gestrigen Samstag feierte Glenn Coldenhoff seinen 30. Geburtstag. Für den neuen Yamaha-Werksfahrer ist das Alter aber nur eine Zahl – und der MXGP-Titel das große Ziel.

Glenn Coldenhoff gewann in seiner WM-Karriere bereits Grand Prix auf Suzuki, KTM und GASGAS. Die Saison 2020 musste er nach einer Wirbelverletzung frühzeitig beenden, für die MXGP-WM 2021 stellt sich der seit gestern 30-jährige Niederländer einer neuen Herausforderung: Er wechselte in das Yamaha-Werksteam, dort ist er Teamkollege von Vizeweltmeister Jeremy Seewer und Rookie Ben Watson.

Glenn, ist die Yamaha ein ganz anderes Motorrad als GASGAS und KTM?

Zu 100 Prozent! Ich glaube jedoch, dass in der MXGP alle Werksmaschinen sehr gut sind. Aber alle reagieren etwas anders. Den Dezember habe ich genutzt, um mich an die Maschine zu gewöhnen. Da habe ich auch noch keine Sachen getestet, ich bin das Motorrad so gefahren, wie es 2020 eingesetzt wurde.

Nach meinem Sturz in Lommel bis ich Ende November zum ersten Mal wieder auf einem Motorrad gesessen. Wenn du nach einer solchen Verletzung zum ersten Mal wieder auf eine Maschine steigst, fährt man halt mit Reserven. Wir haben dafür die Sandstrecke von Deurne [in den Niederlanden] nur für uns reserviert, weil ich keine Zuschauer wollte. Aber die Strecke war wirklich in einem schlechten Zustand, weil dort am Wochenende davor trainiert worden war. Dazu kam dann noch die Verletzung. Da kann man sich vorstellen, wie der Tag lief... Aber am Ende des Tages hat sich alles schon wieder viel besser angefühlt. Trotzdem, nach so einer Verletzung braucht man um die fünf Tage, um den Rythmus und das Vertrauen wiederzufinden.

Die erste Woche nach dem Sturz in Lommel hatte ich richtige Schmerzen. Der Schlag auf die Nerven im Arm war stark, wodurch ich zunächst meine Arme nicht gespürt hatte. Am Anfang habe ich mir auch Sorgen gemacht, aber von einem Tag auf den anderen war dieses Gefühl weg. Von dem Moment an wurde alles schnell besser.

Ich meinte sogar, noch die letzten zwei Rennen in Arco di Trento fahren zu können. Das wäre natürlich keine sehr kluge Entscheidung gewesen, aber ich war vor allem froh, dass mein Zustand sich so verbesserte. Es wäre natürlich perfekt gewesen, hätte ich die Saison zu Ende fahren können und dann sofort mit der Testarbeit beginnen können, noch vor einer Winterpause.

Wir haben keine richtige Pause gemacht, weil ich nach dem Sturz umgehend mit der Reha angefangen habe, damit ich mich zumindest am Ende des Jahres noch an die Yamaha gewöhnen konnte. Das ist wirklich wichtig, wenn man das Team wechselt.

Du hast mir einmal gesagt, dass du glaubst, dass bei KTM die MotoGP wichtiger sei als alles andere.

Vielleicht stimmt es nicht, aber so kommt es mir vor. KTM ist eine großartige Marke, aber man hat schon einen Herlings, Cairoli und Prado. Dazu kommen zwei Husqvarna-Werksfahrer bei IceOne und dann gibt es noch GASGAS. Ich möchte keinesfalls behaupten, dass ich weniger gut behandelt wurde, aber letztendlich gibt es bei KTM eben schon Fahrer, die WM-Titel gewonnen haben. Bei Tim [Mathys, Standing Construct] war ich klar die Nummer 1, aber in Österreich war ich vielleicht die Nummer 5 oder 6. Bei Yamaha ist das anders, es gibt nur ein Werksteam und in dem Team bin ich einer der drei Fahrer.

Du bist der älteste im Yamaha-Werksteam. Bringt das eine gewisse Verantwortung mit sich?

Das glaube ich nicht. Für mich ist das Alter nur eine Zahl. Manche, wie Jeffrey oder Ken Roczen, waren noch sehr jung, als sie schon Weltklasse-Fahrer waren. Andere, wie Zach Osborne in Amerika oder früher auch Josh Coppins, brauchen mehr Zeit, aber wurden immer besser.

Yamaha nahm einen Fahrer unter Vertrag, der fast 30 Jahre alt war. Das bedeutet, sie haben Vertrauen. Das ist ein schönes Gefühl. Ich glaube auch nicht, dass ich mich schnell aus der MXGP verabschieden werde.

Hat man dir auch gesagt: «Wir wollen mit dir um den Titel kämpfen»?

Ja. Ich sehe auch keinen Grund, warum ich nicht mitmischen könnte. Du musst dafür sorgen, dass du im richtigen Moment deine Bestform erreichst und rechtzeitig im «Flow» bist. Natürlich arbeiteten wir für dieses eine Ziel, aber das bringt auch viel Druck mit sich. Yamaha hat mir aber keinen Vertrag für die Plätze 5 bis 10 gegeben.

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