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Henry Jacobi (Honda): Seine Optionen für 2022

Von Thoralf Abgarjan
Nach dem Ende der Saison 2021 kommt Bewegung in den Transfermarkt. In welchem Team Henry Jacobi im nächsten Jahr antreten wird, ist noch unklar. Die Optionen reichen von Werksteam bis Ausstieg.

Die Saison 2022 war sehr schwierig für den einzigen deutschen Dauerstarter in der MXGP-WM. Trotz der nicht erfüllten sportlichen Erwartungen kann der Thüringer froh sein, dass er seine teils schweren Stürze ohne dauerhafte gesundheitliche Folgen überstanden hat. Schon beim zweiten WM-Lauf in Matterley Basin flog er bei einem 30-Meter-Sprung heftig ab, konnte aber wie durch ein Wunder aufstehen und zum zweiten Lauf antreten. Während der Saison gab es immer wieder Probleme durch anhaltende Schmerzen. Vor allem der Rücken peinigte den Deutschen. In der Woche vor dem Motocross der Nationen stürzte Jacobi im Training schwer und brach sich dabei den Querfortsatz eines Rückenwirbels. Nicht auszudenken, wenn statt des Fortsatzknochens der ganze Wirbelkörper gebrochen und das Rückenmark beschädigt worden wäre. Wochenlang blieb der Bruch unerkannt. Jacobi biss trotz heftigster Schmerzen immer wieder auf die Zähne und startete mit diesem Bruch im Rücken bei seinem Heim-Grand-Prix im Talkessel. Doch die Schmerzen waren so unerträglich, dass er den zweiten Lauf aufgeben musste.

In Arco-3 kam dann zusätzlich eine Handgelenksverletzung hinzu, nachdem er im Zweikampf mit Valentin Guillod stürzte. Am Ende der Saison steht Jacobi mit 12 Nullrunden in 36 Läufen da. Er ist also in jedem 3. WM Rennen ausgefallen - teilweise auch durch technische Defekte wie beim Saisonauftakt in Russland.

Bei all den großen Problemen dieses Jahres gab es aber auch helle Momente: Im Schlamm von Maggiora fuhr er bis zum Schluss auf Rang 3, bevor er noch von Antonio Cairoli und kurz vor dem Ziel von Pauls Jonass (GASGAS) abgefangen wurde. Rang 5 im zweiten Lauf von Maggiora war Jacobis absolutes Saisonhighlight. Der Deutsche erreichte in 36 WM-Läufen aber nur fünfmal das selbst gesteckte Ziel der Top-10:

Top-10-Resultate von Henry Jacobi 2021:

Maggiora, Lauf 2: P5:
Loket, Lauf 1: P10
Türkei 1, Lauf 1: P9
Türkei 2, Lauf 1: P7
Arco 1, Lauf 1: P9

Am Ende sprang dabei Gesamtrang 15 heraus. «Die 12 DNFs haben nicht wirklich geholfen», kommentierte der 25-Jährige.

Hat Jacobi damit realistische Chancen auf einen Startplatz in der MXGP 2022? «Ich weiß es nicht», kommentierte er. «Von einem 'Factory Ride' bis zu einem 'normalen Job' ist alles möglich.»

In der Tat herrscht zur Zeit viel Bewegung im Paddock und möglicherweise öffnet sich tatsächlich sogar eine Tür in einem Werksteam. Die KTM-Werksbasis von Claudio de Carli soll künftig als GASGAS-Werksteam agieren. Bei GASGAS/De Carli ist nach dem Karriereende von Antonio Cairoli noch kein Ersatz an Bord.

Noch unbestätigt ist die Zukunft des bisherigen Husqvarna-Werksteams 'ICE ONE'. Unabhängig davon, mit welchem Hersteller 'ICE ONE' weitermacht, ist vor allem die Zukunft von Arminas Jasikonis ungewiss.

Honda wird nächstes Jahr definitiv mit Tim Gajser weitermachen. Mit dem genesenen Mitch Evans und Ruben Fernandez, der bei seinen MXGP-Wildcardeinsätzen am Saisonende überzeugen konnte, haben die Roten sogar zwei Optionen neben Gajser für die Zukunft in petto.

Romain Febvre ist bei Kawasaki gesetzt. Doch es wird im nächsten Jahr eine andere Werksteamstruktur geben. Weder Ivo Monticelli noch Mathys Boisramé sind bei den Grünen bestätigt. Auch hier sind Veränderungen möglich.

Weitaus übersichtlicher ist die Lage bei Yamaha: Jeremy Seewer wird als Yamaha-Speerspitze bleiben, Glenn Coldenhoff hat einen guten Draht zu seinem Teamchef und Landsmann Louis Vosters. Der Vertrag von Ben Watson endet zwar, aber möglicherweise könnte der junge Brite nach seinem Rookie-Jahr noch eine weitere Chance bekommen.

Ob Beta 2022 weitermacht, wurde ebenfalls noch nicht bestätigt. Auch Jeremy van Horebeek hat das gesteckte Ziel der Top-10 auf P13 deutlich verfehlt.

Fantic wird EMX250-Champion Nicholas Lapucci behalten wollen. Er ist 23, d.h. sie müssen mit ihm in die MXGP aufsteigen - vermutlich mit einem Viertakter. Dass die Italiener einen zweiten MXGP-Fahrer engagieren, scheint unwahrscheinlich.

Ob und wann Triumph in die Motocross-WM einsteigt, wie in diesem Jahr angekündigt, wissen allein die Götter.

Und Jacobis bisheriges Team 'JM Honda Racing'? Teamchef Jacky Martens wird nicht müde, Jacobi für seine Leistungen zu loben. Doch er weiß natürlich, dass er in Zukunft dringend Ergebnisse braucht. Jacobi war nach dem Ausfall von Cervellin sein einziger Rettungsanker, sonst wäre das junge Team ganz leer ausgegangen. Er und seine Sponsoren treten nicht an, um gelegentlich in die Punkteränge zu fahren. Die Top-10 sind das klar verfehlte Ziel dieses Jahres.

Bei der Leistungsdichte, die in der MXGP herrscht, kann der Unterschied zwischen Platz 15 und 10 nur ein Wimpernschlag sein. Aber trotzdem zahlt sich Konstanz über die Saison am Ende aus. Das zeigte zum Beispiel Alessandro Lupino. Er hat auf dem 10. Gesamtrang 319 Punkte gesammelt, Jacobi auf P15 brachte es auf 188 Zähler - das ist nur etwas mehr als die Hälfte der Punktzahl von Lupino auf Rang 10.

Es bleibt für Jacobi und den deutschen Motocrosssport zu hoffen, dass er für die nächste Saison ein konkurrenzfähiges Team findet, in dem er sein Talent, seinen Kampfgeist und sein Potenzial voll ausschöpfen kann. Im letzten Jahr lief es abgesehen von den 5 Lichtmomenten insgesamt nicht rund. Erst hatte er kein Glück und dann kam noch das Pech dazu.

«Ich hoffe, dass die Entscheidungen jetzt zügig fallen», erklärt Jacobi. Er braucht jetzt dringend Klarheit, denn nur so hat er den Kopf frei, um das Aufbautraining für die nächste Saison zu starten und sich optimal auf die nächste Saison vorzubereiten. Es steht viel auf dem Spiel. Für einen 'normalen Job' außerhalb des Grand-Prix-Geschehens wäre es für den Thüringer definitiv noch zu früh.

MXGP-Endstand 2021:

1. Jeffrey Herlings (NL), KTM, 708
2. Romain Febvre (F), Kawasaki, 703, (-5)
3. Tim Gajser (SLO), Honda, 688, (-20)
4. Jeremy Seewer (CH), Yamaha, 566, (-142)
5. Jorge Prado (E), KTM, 562, (-146)
6. Antonio Cairoli (I), KTM, 545, (-163)
7. Glenn Coldenhoff (NL), Yamaha, 442, (-266)
8. Pauls Jonass (LAT), GASGAS, 391, (-317)
9. Thomas Kjer Olsen (DK), Husqvarna, 332, (-376)
10. Alessandro Lupino (I), KTM, 319, (-389)
11. Ben Watson (GB), Yamaha, 300, (-408)
12. Brian Bogers (NL), GASGAS, 290, (-418)
13. Jeremy van Horebeek (B), Beta, 232, (-476)
14. Calvin Vlaanderen (NL), Yamaha, 203, (-505)
15. Henry Jacobi (D), Honda, 188, (-520)

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