Ducati: Alle Details der geheimen Motocross-WM-Pläne
Bei Ducati ist die Entwicklung des 450-ccm-Motocross-Bikes weit vorangeschritten. SPEEDWEEK.com hat die Details der Offroad-Pläne der Italiener in mühsamer Kleinarbeit recherchiert.
Im August 2022 ist erstmals durchgesickert, dass die Ducati Motor Holding eine Erweiterung der Modellpalette Richtung Offroadsegment plant und deshalb in absehbarer Zeit auch in den internationalen Motocross-Sport einsteigen wird. Seither hat Ducati nicht viel über dieses Thema kommuniziert, aber im MX-WM-Paddock wurde einiges über die Pläne erzählt, doch bei manchen Gerüchten tendiert der Wahrheitsgehalt gegen null.
So war zuletzt zu hören, der erste Ducati-MXGP-450-ccm-Prototyp werde bereits heimlich in Norwegen getestet, denn Ducati wolle bereits 2024 in die US-Supercross-Meisterschaft einsteigen, Red Bull-KTM-Star Cooper Webb sei bereits geködert worden.
Diese Meldungen haben mit der Wahrheit wenig Bewandtnis.
Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti wurde zwar bereits im vergangenen Januar beim US-SX-Indoor-Wettbewerb in Anaheim (Kalifornien) gesehen. Doch die Italiener werden erst 2025 in die US-Meisterschaft einsteigen. Denn es müssen pro Klasse 400 Motorräder für die Homologation gebaut werden. Und außerdem wird das Motorrad vorläufig nur in Italien getestet.
Der Mugello-GP war ein geeigneter Anlass, um ein paar Nachforschungen zum Thema «Ducati und MX» zu betreiben; auch bei Zulieferfirmen wie Kayaba und Akropovic.
Bei der Pierer Mobility AG war zu hören, Ducati habe quasi bei allen Teams von KTM, GASGAS und Husqvarna angeklopft, um einen professionellen MXGP-Einstieg gewährleisten zu können.
«Sie haben bei Roger De Coster angefragt, bei De Carli und so weiter», berichteten Pit Beirer und Heinz Kinigadner. Doch Ducati Corse bekam von den Pierer-Teams einen Korb.
Deshalb bahnt sich jetzt eine Zusammenarbeit mit Corrado und Marco Maddii an, die aktuell in der MX2-WM sowie in den Europameisterschaften EMX125 und EMX250 das Fantic-MX-Werksteam betreiben, mit der Weiterentwicklung bei Fantic aber nicht zufrieden sind.
Das sind die Informationen, die SPEEDWEEK.com von verschiedenen Beteiligten zusammengetragen hat. Das 450-ccm-Motorrad ist einsatzbereit, es wird 2024 in der Italienischen Meisterschaft eingesetzt, um die Entwicklung unter Wettkampfbedingungen voranzutreiben. Wenn die Resultate den Vorstellungen entsprechen, wird Ducati 2024 ein paar Wildcard-Einsätze in der MXGP-WM absolvieren.
Danach ist bei Ducati für 2025 mit der 450er die Teilnahme an der MXGP-WM vorgesehen. Bis dahin wird auch die Entwicklung der 250er vorangetrieben; denn in die MX2-WM wird Ducati aber erst 2026 einsteigen. Im selben Jahr wird Ducati auch erstmals die US-Supercross-Championship bestreiten. 2027 kommt in den USA die 250-ccm-Klasse dazu, für dieses Modell müssen ebenfalls 400 Exemplare gebaut werden, damit die Homologation durchgeführt werden kann.
Ducati hat den Italiener Martino Bianchi als Berater engagiert, der bei Husqvarna Offroad-Erfahrung gesammelt und bei Honda bis 2018 die Dakar-Aktivitäten geleitet hat. Zu dieser Zeit kümmerte sich Bianchi auch um den heutigen Red Bull-KTM-Werksfahrer Andrea Adamo, 2017 Europameister in der inzwischen abgeschafften 150er-Honda-Einheitsklasse.
In der MX-Szene ist zu hören, auch Paolo Ciabatti habe einige Motocross-Agenden bei Ducati Corse übernommen. Man werde sich auch in der neuen Supercross-WM umsehen, eine Abordnung aus Borgo Panigale hat sich für den Event in Birmingham/GB am 1. Juli angekündigt.
In der Technikabteilung bei Ducati sind einige Mitarbeiter beschäftigt, die in der Vergangenheit schon in der Offroadszene tätig waren, zum Beispiel bei Cagiva und deren Dakar-Projekt.
Und am vergangenen Wochenende hat der vierfache Enduro-Weltmeister Antoine Méo mit deiner Ducati DesertX am Red Bull Erzberg Rodeo in der Steiermark teilgenommen.