MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Tim Gajser (HRC) gewinnt Grand Prix am grünen Tisch

Von Thoralf Abgarjan
Mit einem 1-4-Ergebnis gewann Tim Gajser (Honda) den Grand Prix of France in St. Jean-d'Angély am grünen Tisch, nachdem Lokalmatador Romain Febvre (Kawasaki) zunächst als Sieger gefeiert wurde. Tim Gajser ist WM-Leader.

Bereits gegen Ende des zweiten MX2-Laufs öffnete der Himmel über St. Jean-d'Angély erneut seine Schleusen und als das Startgatter zum zweiten Lauf der MXGP-Klasse fiel, regnete es sprichwörtliche Bindfäden.

Lokalmatador Romain Febvre (Kawasaki) ließ auf der schlammigen Startgeraden das Gas am längsten stehen und zog den Holeshot vor seinem Teamkollegen Jeremy Seewer. Es folgten Pauls Jonass (Honda) und der Laufsieger von Moto-1, Tim Gajser (Honda).

Herlings und Gajser konnten sich rasch an Seewer vorbei nach vorne kämpfen, während Febvre an der Spitze einen guten Rhythmus fand. Nach der Hälfte des Rennens setzte Gajser zu einem Zwischenspurt an, um die Lücke zu Herlings und Rang 2 zu schließen. Zu diesem Zeitpunkt des Rennens befand sich der Slowene auf Kurs in Sachen Grand-Prix-Sieg. In einer Steilabfahrt verlor er in einer der tiefen Spurrinnen die Kontrolle, stürzte und fiel auf Rang 6 zurück. «Ich bin mit dem Vorder- und Hinterrad in verschiedene Spuren gekommen und abgeflogen. Danach war meine Brille nass und verschlammt und ich bekam arge Sichtprobleme», erklärte Gajser später.

Febvre, der sich am Samstag eine schmerzhafte Daumenverletzung zugezogen hatte, wurde an der Spitze immer wieder von überrundeten Fahrern aufgehalten. «Das war nicht fair», erklärte er nach dem Rennen. «Der Überrundete ist gegen mich gefahren und hat mich aufgehalten.» Jeffrey Herlings fuhr am Ende wie entfesselt durch die tiefen Pfützen und die mit Wasser gefüllten Spurrinnen. In der letzten Runde setzte 'The Bullet' alles auf eine Karte, beschleunigte an einer der letzten Bergab-Passagen und ging außen am Franzosen vorbei in Führung. Herlings gewann den zweiten Lauf mit einem Vorsprung von 6,9 Sekunden vor Febvre und dem im Schlamm erneut starken Letten Pauls Jonass.

Febvre realisierte zunächst nicht, dass er trotz des zweiten Platzes und mit einem 3-2-Ergebnis den Grand Prix gewonnen hatte. Als die Zuschauer im Ziel jubelten, wirkte er etwas irritiert und brauchte auch Zeit, um zu verstehen, was geschehen war. «Ich wusste nicht, dass Gajser in diesem Rennen so weit zurückgefallen war», erklärte Febvre später sie Situation. «Dass ich diesen Grand Prix noch gewinnen könnte, hätte ich nach den gestrigen Ereignissen niemals für möglich gehalten. Ich bin einfach nur sprachlos.»

Febvre wurde als Sieger gefeiert. Doch nachdem die Marseillaise verklungen war, sollte sich alles ändern. Gajser kam nach seinem Crash in der 11. Runde auf Rang 6 und damit vor Titelverteidiger Jorge Prado (GASGAS) ins Ziel. Prado mag keinen Schlamm. Er startete in diesem zweiten Lauf auf Rang 7 und kam am Ende etwas angefressen auch auf Platz 7 ins Ziel.

Mit Gajser auf Platz 6 und Prado auf Platz 7 war der Titelverteidiger seine WM-Führung wieder los. Tim Gajser stand mit einem 1-6-Ergebnis zunächst als Dritter der Tageswertung auf dem Podium, doch das Ergebnis des zweiten Laufs wurde später von der Jury annulliert. Die Rennleitung versetzte Seewer von Platz 4 auf Rang 6 und Horgmo von Rang 5 auf Platz 7 wegen Missachtung der gelben Flaggen zurück.

Damit wurde Gajser nachträglich mit einem offiziellen 1-4-Ergebnis zum Grand-Prix-Sieger erklärt. Durch die Strafversetzung von Seewer und Horgmo rückte Prado im zweiten Lauf von Rang 7 auf Platz 5 nach vorne.

Tim Gajser wird zum nächsten WM-Lauf im Talkessel mit dem 'redplate' des WM-Führenden anreisen und die französischen Fans, die Febvre auf dem Podium gefeiert hatten, dürften über die Entscheidung der Rennleitung wenig erfreut sein.

Grund zur Freude gab es aber zumindest im deutschen Lager: Husqvarna-Pilot Cato Nickel konnte bei seinem MXGP-Debüt auf Rang 18 drei WM-Punkte sammeln. Auch Mark Scheu (Husqvarna) holte im zweiten Lauf seinen ersten WM-Punkt.

Ergebnis MXGP, St. Jean-d'Angély:

1. Tim Gajser (SLO), Honda, 1-4
2. Romain Febvre (F), Kawasaki, 3-2
3. Jeffrey Herlings (KTM), 6-1
4. Jorge Prado (E), GASGAS, 2-5
5. Pauls Jonass (LT), Honda, 5-3
6. Jeremy Seewer (CH), Kawasaki, 4-6
7. Calvin Vlaanderen (NL), Yamaha, 7-8
8. Kevin Horgmo (N), Honda, 11-7
9. Andrea Bonacorsi (I), Yamaha, 10-9
10. Brian Bogers (NL), Fantic, 9-12
11. Glenn Coldenhoff (NL), Fantic, 8-13
12. Benoit Paturel (F), Yamaha, 12-10
13. Jan Pancar (SLO), KTM, 14-14
14. Mattia Guadagnini (I), Husqvarna, 13-17
15. Valentin Guillod (CH), Honda, 27-11
16. Kevin Brumann (CH), Husqvarna, 19-15
17. Ivo Monticelli (I), Beta, 18-16
18. Josh Gilbert (GB), KTM, 17-19
19. Ben Watson (GB), Beta, 16-20
20. Giuseppe Tropepe (I), Honda, 15-21
21. Cato Nickel (D), Husqvarna, 21-18
22. Mark Scheu (D), Husqvarna, 20-22
...
DNS: Tom Koch (D), KTM
DNS: Maximilian Spies (D), KTM

WM-Stand nach 7 von 20 Events:

1. Tim Gajser (SLO), Honda, 348 Punkte
2. Jorge Prado (E), GASGAS, 343, (-5)
3. Romain Febvre (F), Kawasaki, 319, (-29)
4. Jeffrey Herlings (KTM), 287, (-61)
5. Pauls Jonass (LT), Honda, 253, (-95)
6. Jeremy Seewer (CH), Kawasaki, 234, (-114)
7. Calvin Vlaanderen (NL), Yamaha, 223, (-125)
8. Glenn Coldenhoff (NL), Fantic, 200 (-148)
9. Kevin Horgmo (N), Honda, 145, (-203)
10. Valentin Guillod (CH), Honda, 130, (-218)

22. Tom Koch (D), KTM, 40, (-308)
23. Maximilian Spies (D), KTM, 27, (-321)

26. Kevin Brumann (CH), Husqvarna, 15, (-333)

35. Cato Nickel (D), Husqvarna, 3, (-345)

39. Mark Scheu (D), Husqvarna, 1, (-347)

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