Verletzter Jonass: Team beklagt Behandlungsfehler
Pauls Jonass meldete sich aus dem Krankenhaus in Halle (Saale)
Wie nah Triumph und Niederlage im Motocross beieinander liegen können, zeigte das Grand-Prix-Wochenende im Talkessel. Vor gerade einmal 4 Wochen feierte der lettische Standing-Construct-Pilot Pauls Jonass den ersten MXGP-Grand-Prix-Sieg seiner Karriere. Beim Deutschland-Grand-Prix lieferte er im ersten Lauf mit Rang 5 ein gutes Ergebnis ab. Kurz nach dem Start zum zweiten Lauf war für den Letten nicht nur der Grand-Prix vorbei, sondern wahrscheinlich auch seine Saison.
Standing-Construct-Teamchef Tim Mathys kritisierte die medizinische Versorgung von Jonass: «Das ist leider wieder eine ziemlich traurige Geschichte», erklärte er über die sozialen Medien. «Nach dem Unfall war sehr schnell klar, dass mit Pauls' Schultergelenk etwas nicht stimmte. Der Arzt vor Ort ging davon aus, dass die Schulter ausgekugelt war und versuchte, die Schulter wieder in die Pfanne zu ziehen, allerdings ohne Röntgenbild der Schulter. Unser Physiotherapeut hatte das aber immer wieder verlangt. Als der Versuch des Einrenkens fehlschlug, gaben sie ihm eine Narkose und der Arzt versuchte erneut, die Schulter mit Gewalt in die Gelenkpfanne zu ziehen. Erst dann bemerkte er, dass die Schulter abnormale Bewegungen machte und hörte Knochengeräusche. Der Arzt ließ Pauls dann mit einem Krankenwagen ins Krankenhaus nach Halle bringen. Dort sahen sie, dass nicht nur die Schulter ausgekugelt war, sondern auch der Oberarm-Gelenkkopf abgebrochen wurde. Der Gelenkkopf befand sich neben der Fraktur, was höchstwahrscheinlich beim Versuch passierte, den Gelenkkopf in die Pfanne hineinzuziehen. Es ist unverständlich und inakzeptabel, dass der Arzt so gehandelt hat und die Verletzung damit höchstwahrscheinlich noch verschlimmert hat.»
Mathys erklärt die Situation weiter: «Im Krankenhaus wurde gesagt, dass die Schulter sofort operiert werden müsse, um Nervenschäden zu vermeiden, was der belgische Sport-Orthopäde Dr. Claes anhand der ihm zugesandten Scans auch bestätigte. Sie wollten sofort mit der Operation beginnen, doch dann wurde ein weiterer Patient mit einer schweren Rückenverletzung eingeliefert, dem Vorrang eingeräumt wurde. Pauls sollte gegen 2 Uhr morgens operiert werden, doch gegen 4 Uhr morgens wurde der Termin auf den nächsten Tag verschoben, weil das Operationsteam zu müde war. Glücklicherweise verlief die Operation gut und Pauls kann seine Hand und die Finger gut bewegen.»
Zwischenzeitlich meldete sich Pauls Jonass aus dem Krankenhaus: «Wahrscheinlich waren das die zwei härtesten und schmerzhaftesten Tage meines Lebens. Im Krankenhaus Halle wurde ich am rechten Oberarmknopf operiert und jetzt bin ich auf dem Weg nach Herentals zur weiteren Evaluierung.»