MXoN 2016 in Maggiora: Ist Deutschland Titelfavorit?
2012 gewann die deutsche Nationalmannschaft in Lommel das Motocross der Nationen
Der deutsche MXGP-Star Max Nagl (Husqvarna) hat sich vor wenigen Tagen in Loket gegen den überragenden Tim Gajser (Honda), gegen den amtierenden Weltmeister Romain Febvre (Yamaha) und gegen den italienischen Multi-Champion Antonio Cairoli (KTM) auf der Strecke durchgesetzt.
Der deutsche Ex-Weltmeister Ken Roczen (Suzuki) ist auf dem Wege, die US-Nationals 2016 zu gewinnen.
Deutschland hat zur Zeit zwei Ausnahmetalente im Motocross-Sport und dürfte in Hinblick auf das im September in Maggiora bevorstehende Motocross der Nationen in der ersten Reihe stehen, denn auch WM-Fahrer wie Dennis Ullrich und streckenweise auch Brian Hsu haben gezeigt, dass sie das Potenzial haben, in der WM in die Top-10 zu fahren.
Von den 6 Ergebnissen beim MXoN werden pro Mannschaft nur 5 gewertet, da es für jede Mannschaft ein Streichresultat gibt. Der schwächste Fahrer braucht also nur ein gezähltes Ergebnis abzuliefern, wenn die beiden Anderen durchkommen. Zwar kommt es am Ende auf den schwächsten Fahrer an, aber zwei überragende Fahrer sind zunächst für jede Mannschaft eine solide Bank.
2012 gewann Hubert Nagl mit seinem Team Roczen/Nagl/Schiffer in Lommel erstmals die Mannschafts-WM für ein deutsches Team.
Ein einmaliger Erfolg, der in die Geschichtsbücher einging.
Nach 5 Jahren als Teamchef hat nun Wolfgang Thomas die Nachfolge des Erfolgs-Coaches angetreten.
Die entscheidende Aufgabe, die ein Teamchef hat: Die bestmögliche Mannschaft für eine Nation zu nominieren und sie zu einer Mannschaft zu formen.
An dieser Aufgabe wird sich Wolfgang Thomas messen lassen müssen, denn bereits sein Vorgänger Hubert Nagl sah sich mit dem Problem konfrontiert, dass einer seiner Leistungsträger, Ken Roczen, in den letzten beiden Jahren für sein Land nicht zur Verfügung stand.
In den USA, wo Roczen seit 2012 lebt und arbeitet, wird es von jedem Sportler als besonders große Ehre empfunden, die eigene Nation beim wichtigsten Rennen des Jahres zu vertreten. Ist das in Deutschland anders?
Die entscheidende Frage ist, ob Roczen dieses Jahr aus den USA nach Italien kommt. Diese 'Gretchenfrage' wird über Wohl oder Leid der deutschen Mannschaft entscheiden, egal, ob es eine 'hospitality' für die deutschen Fans gibt oder nicht.
Die Fans brauchen keine 'hospitality', sie brauchen IHRE Fahrer.
Mit Ken Roczen ist Deutschland Titelkandidat. Ohne Ken Roczen könnte auch Max Nagl seine Motivation für dieses Mannschaftsrennen verlieren.
Denn allein ist auch Max Nagl bei diesem Rennen gegen die versammelte Welt- und US-Elite machtlos.
Sollten Ken Roczen und Max Nagl 2016 für die DMSB-Mannschaft nicht zur Verfügung stehen, zählt nur noch der olympische Gedanke. Dann wird die deutsche Mannschaft den Einzug ins Finale als Erfolg verbuchen können.
Alles steht und fällt mit dem Kader.
Im Interview mit dem 'Motorsport-Magazin' verweist Thomas auf das MX Masters in Gaildorf am 20.-21. August, wo er seine Nominierungen bekanntgeben will: «Unsere Stärke ist, dass wir relativ druckfrei an das MXoN drangehen.»
Dieses Statement überrascht, denn man hat es immerhin mit Gegnern wie USA (vermutlich Fahrer wie Eli Tomac, Justin Barcia und Cooper Webb), Titelverteidiger Frankreich (Romain Febvre, Marvin Musquin und Dylan Ferrandis) sowie starken Holländern, Belgiern und Italienern zu tun.
Marvin Musquin jubelte, als er letztes Jahr von seiner Föderation aus den USA nach Frankreich für das MXoN nominiert wurde!
So soll es sein, eigentlich doch eine Selbstverständlichkeit!
Warum hat Ken Roczen keinen Grund zu jubeln, wenn er für Deutschland nominiert wird? Warum wandte sich 'K-Roc' ab?
Wolfgang Thomas wurde unter anderem deshalb zum Teamchef ernannt, weil er als eine der Schlüsselfiguren gilt, die einen besonders guten Draht zu Roczen haben sollen. Schließlich hat er den aufstrebenden deutschen Cross-Star schon seit vielen Jahren als FOX-Deutschland-Chef von seiner Jugend an begleitet und unterstützt.
Im Interview mit dem Motorsport-Magazin setzt Thomas im olympischen Jahr offenbar doch eher auf den olympischen Gedanken 'Dabeisein ist alles': «Wir müssen alles dafür tun, dass mein Team ein entspanntes Wochenende beim MXoN hat, denn nur in einer Atmosphäre, in der sie sich wohlfühlen, können sie auch Top-Leistung abrufen. Es muss alles passen und dann wird das auch ein rundes Wochenende.»