AvD-Histo-Monte: Zwischenstopp Freiburg erreicht
Ankunft in Freudenstadt
Noch liegen die Gassen im Dunkeln. Am nachtschwarzen, eisigen Himmel funkeln die Sterne. Kein Lüftchen geht. Alles liegt im starren Griff des klaren, strengen Wintermorgens. Hinter der historischen Altstadt von Rothenburg ob der Tauber schiebt sich im Osten nun ein erster roter Streifen über den Horizont.
Mittwochmorgen, vor dem Restart zur 22. AvD-Histo-Monte. Dann verlässt der illustre Fuhrpark die Stadt Rothenburg ob der Tauber in Richtung Monte Carlo. Ab 7:30 Uhr, auf die Sekunde genau im Minutentakt. Einige Teilnehmer haben ihre Fahrzeuge über Nacht auf dem Marktplatz vor dem historischen Rathaus stehen lassen. Widerspenstige Eisschichten werden von den Windschutzscheiben geschabt, unwillig laufen die ersten Motoren warm, ein letzter gemeinsamer Blick ins Roadbook.
Am Rand des Marktplatzes warten zwei Beamte der Polizei in ihrem Streifenwagen, beobachten entspannt das Spektakel. Sehen interessiert zu, wie die letzten Antennen der neuen GPS-Tracker mit Panzerklebeband an Holmen und Dächern der Autos befestigt werden. Die Dinger sind Rallye-Dakar-erprobt. Wer hier ungesehen beim Tempo über die Stränge schlägt, weil er vorher vielleicht eine Wertungsprüfung vergeigt hat, der wundert sich abends, wenn ihm genau gesagt wird, wo er sich saftige Strafpunkte bei Vollgas eingefangen hat. Das hätten die Beamten bestimmt gut gefunden, wenn man es ihnen nur gesagt hätte.
Jetzt kommen die ersten Kinder auf dem Schulweg durch die Stadt. Recken am Startbogen die Hälse. Passend röhrt der Ford Escort Cosworth Gruppe A in seiner Mobil-Oil-Kriegsbemalung vorbei. Das ist was für die Steppkes. Laut = cool. Sehr cool also, so ein Cosworth. Es ist ein echtes Wettbewerbsauto, straßenzugelassen und etwas gezügelt, aber immer noch wild genug, um erahnen zu lassen, wie es geklungen hat, als er noch um Meisterschaftspunkte gerannt ist.
Ein Auto nach dem anderen geht nun auf die Reise, macht sich in den ersten gleißenden Sonnenstrahlen auf die Startetappe über Rot am See, Geislinger Steige und Stubenheimer Alb hinauf nach Freudenstadt, wo nach vier Prüfungen und rund 300 Kilometern die Mittagspause wartet. Die Schwarzwald-Metropole am Kniebis hat die Erlaubnis gegeben, ihren Marktplatz, den größten Deutschlands, als Parkplatz für das temporäre Oldtimermuseum der AvD-Histo-Monte zu öffnen.
Viele Passanten haben sich bereits eingefunden, das Vorausteam der Agentur PlusRallye verteilt reichlich Programmhefte, damit keine Fragen offenbleiben. Und die Freudenstädter staunen selbst über das Kaiserwetter, das die AvD-Histo-Monte mitgebracht zu haben scheint: Glück gehabt, mitten im Februar, seit den letzten Wochen, in denen meterhoch der Schnee gefallen war!
Dann das besondere Schmankerl für die Presseabteilung. Wertungsprüfung 8, Kreuzsattelhütte-Fischerbach, irgendwo im tiefsten Forst des Schwarzwaldes, und der Fotograf hängt im offenen Seitenfenster und visiert den Vorfahrenden in der Wertungsprüfung an. Steil geht es plötzlich hinauf, an einem Verbotsschild vorbei. Das ist neu. So etwas wird eigentlich von Rallyeleiter Göbel ausdrücklich freigegeben. Hier fehlt die Erlaubnis. Also müsste dieser Weg tabu sein. Die Quittung folgt auf dem Fuß. Der Weg wird enger, der Asphalt schwindet irgendwann, ein matschiger Feldweg bleibt, ein einsamer Hof im Nirgendwo. Vergeigt. Über die nicht unprominente Startnummer deckt die Fairness hüstelnd den Mantel des ewigen Schweigens.
Am späten Nachmittag steigt die Route hinauf auf den über 1.240 Meter hohen Kandel, während die Sonne hinter den Vogesen im Westen versinkt und eine unfassbar klare blaue Stunde über dem Rheintal steht, in dessen Tiefe die Lichter Freiburgs funkeln. Die letzte Wertungsprüfung des langen Tages findet in Dunkelheit auf dem Schauinsland statt. Der Freiburger Hausberg mit seiner berühmten Bergrennstrecke fordert noch einmal das ganze Geschick der Teilnehmer. Dann lockt der entspannte Ausklang in einem Freiburger Hotel an den Thermen.