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DRC: Die Herausforderung Schleizer Dreieck

Von Andreas Gemeinhardt
Die Rennen der DRC (DMV Rundstrecken Championship) powered by Pirelli auf dem Schleizer Dreieck waren trotz mehrerer Herausforderungen eine großartige Werbung für den Motorradrennsport.

Herausforderung 1: Der Termin stand lange in Frage, die rechtliche Situation um das Schleizer Dreieck ist immer noch diffus und das Tauziehen zwischen Politik, Betreibergesellschaft, Anwohnern und ortsansässigen Clubs leider immer noch nicht zu Ende. Schlussendlich konnte aber doch noch ein Kompromiss gefunden werden und so wurde die Thüringer Traditionsstrecke Schauplatz der dritten Runde der DRC-Saison 2016. Die Rahmenrennen wurden von der Suzuki Gladius Trophy, der GSX R Challenge, der ProThunder und der ClassiX/SuperClassiX bestritten.

Herausforderung 2: Das Wetter. Schon am Trainingsfreitag wechselten sich strahlender Sonnenschein und nasse Abschnitte ab. Glücklicherweise verteilten sich die kurzen Regengüsse über den ganzen Tag, so dass alle Fahrer wenigstens einige trockene Trainings fahren konnten. Die Vorhersage für das Wochenende war ebenso durchwachsen, nicht gerade ideal für ein straffes Rennprogramm. Gleich vorausgeschickt- es kam weniger schlimm als erwartet, alle Rennen konnten über ihre volle Distanz und ohne große Probleme abgewickelt werden. Was noch nicht heißt, dass es leicht für die Fahrer wurde. Denn die Naturrennstrecke fordert vom Fahrer absolute Konzentration und ein gutes Stück Mut, sie ist Herausforderung Nummer 3. Aber wer sie einmal lieben gelernt hat wird süchtig.

Zu dieser Kategorie Fahrer zählen mit Sicherheit die beiden Ersten der Rennen der Moto Lightweight. In beiden Läufen duellierten sich der spätere Doppelsieger Rene Raub auf seiner Suzuki Gladius und der junge Nick Weidemann auf einer SV 650 auf das Härteste. Während Weidemann im ersten Umlauf fast über die ganze Distanz nur 10-20m hinter Raub auf seine Chance wartete, sie aber nicht bekam machte er im zweiten Rennen ernst und presste sich in der letzten Runde in der Schikane vor Start/Ziel neben Raub. Dabei verlor er aber so viel Speed, dass Raub ihn auf den 150 Metern bis zum Zielstrich noch ausbeschleunigen konnte. Mit 0,2 Sekunden Rückstand Zweiter zu werden ist hart, aber es zeigt, dass die Ära des unschlagbaren Raub auch endlich sein kann. Dahinter wurde in sehenswerten Kämpfen ebenso gefightet. Platz 3 erreichte im Rennen 1 Christian Otto, der aber von der Zeitstrafe für den kapitalen Frühstart von Ingo Volmari profitierte. Im Rennen 2 war es Podest-Jungfrau Tino Müller, der die 16 Punkte in der Gesamtwertung abräumte. Polesetter Christian Kemper kam im ersten Lauf nicht ins Ziel, im zweiten musste er sich mit dem sechsten Platz begnügen. Die Superstock-Wertung gewann jeweils Rene Raub.

In der Moto2 war Lokalmatador Thomas Walther der bestimmende Mann, er dominierte das freie und die beiden Zeittrainings klar. Allerdings sind auch Profis wie der noch 38-jährige Schleizer nicht vor Fehlern gefeit- sowohl er als auch die ebenfalls IDM-erfahrene Sarah Heide patzten mit Frühstarts im Rennen 1, was «Ziesel» Walther trotz Führung auf der Strecke nur Rang 4 bescherte. Der aus der Frühpension zurückgekehrte Toni Riedel gewann so das Rennen vor Jungspund Christoph Beinlich, von dem wir in Zukunft bestimmt auch noch einiges hören werden. In Rennen 2 ließ Thomas Walther dann aber nichts mehr anbrennen. Er kam am besten mit der abtrocknenden Strecke zurecht und siegte mit 9 Sekunden Vorsprung auf Toni Riedel. Sarah Heide belegte Rang 3. Die 25 Punkte für den besten Superstock-Fahrer nahmen jeweils Tim Holtz und Max Böttcher mit nach Hause, beides hoffnungsvolle Nachwuchstalente, der Altersdurchschnitt in der Moto2 liegt in der DRC weit unter 30 Jahren!

Die 1000er haben ja bekanntlich auf dem Kurs in Schleiz keinen all zu großen Vorteil durch ihre Leistung. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Rundenzeiten der 600er und der 1000er annähernd identisch waren. Einzig die beiden IDM-Gäste Roman Stamm und Bastien Mackels konnten Zeiten unter 1.30 min fahren. Aber zu den Rennen. Auch hier setzte sich die Pechsträhne der IDM-Fahrer fort. Roman Stamm schaffte es im ersten Rennen (obwohl sein Standplatz nur gefühlte 20 cm von der Boxengasse entfernt lag) nicht vor dem Schließen selbiger auf die Strecke. Er durfte zwar in die warm up- Runde nachfahren, musste aber von ganz hinten starten. Irgendwie schien ihn das aber massiv zu motivieren, er kam Ende der ersten Runde bereits als Zweiter über Start/Ziel! Mit konstanten Rundenzeiten von 1.27 min hatte er den IDM-Kontrahenten Mackels auch schnell erreicht und hinter sich gelassen und hätte einen unangefochtenen Sieg eingefahren, wenn er nicht vor der Zielflagge in die Box abgebogen wäre. Ein sichtlich verunsicherter Mackels traf somit als Erster am Zielstrich ein.

Udo Reichmann, der im Qualifying als erster «Normaler» hinter der IDM-Phalanx rangierte schaffte Rang 3. Allerdings gelang ihm in Rennen 2 ein ähnlicher Streich wie Stamm im ersten Rennen, er kam auch zu spät, ihn ereilte das gleiche Schicksal. Rennen 2 ging dann noch klarer an Stamm. Dieses Mal regulär von der Pole ins Rennen gegangen überrundete er das halbe Feld, bevor er die Zielflagge sah und auch passierte. Allerdings war das Feld auch nicht annähernd so stark wie im ersten Rennen- etliche Fahrer hatten kein Vertrauen in die optimistischen und später auch zutreffenden Wettervorhersagen des Rennleiters und verzichteten auf den Start. Reichmann hatte nicht nur das Problem des Starts aus der letzten Reihe, in Runde 7 bekam er ein technisches Problem, was ihn von frisch eroberten dritten Platz auf den letzten Rang zurückfallen ließ. Vielleicht war es auch nur eine Fehlkalkulation beim Tanken, so etwas soll ja schon vorgekommen sein… Aber seine Führung in der Superstock-Wertung ist deshalb noch nicht in Gefahr, er nahm aus dem ersten Lauf 25 Punkte mit. Im zweiten Rennen gingen diese dann an Marc Pörsch.

Aber nicht nur die Hauptrennen lieferten Spannung und tolle Renn-Action. Aus den Rahmenrennen seien die der Gladius Trophy hervorgehoben, in der junge Talente zum Teil erstmals Podiumsplätze gegen ihre ältere und erfahrenere Konkurrenz eroberten. Pascal Lenz, der im nassen zweiten Rennen, welches gleichzeitig sein siebtes Rennen überhaupt war, ganz nach oben aufs Podest klettern durfte. Und damit den bisherigen Regengott, welcher gleichzeitig sein Onkel und Hauptsponsor ist, unsanft vom Thron stieß.

Dem geneigten Publikum, rund 4.500 Besucher kamen an den Wochenendtagen ans Schleizer Dreieck, hatte also jede Menge zu sehen und zu hören. Mit Informationen von Superbike-WM-Stimme Lenz Leberkern und diversen Mit-Kommentatoren versorgt blieben sie nicht nur informiert sondern wurden auch köstlich unterhalten. Stimmen aus dem Fahrerlager sprachen gar von der lustigsten Streckenmoderation, die sie je gehört hätten.

Einen großen Teil zum Gelingen der Veranstaltung trug die Ausstellung der World of Motorcycle bei. Hier präsentierten Hersteller und Händler ihr Angebot, es gab Probefahrten mit Suzuki-Modellen, Kinder-Quad-Parcours und vieles mehr für die Gäste zu erleben. Alles in allem war die Veranstaltung eine tolle Werbung für den Motorradsport, für Schleiz und das Schleizer Dreieck und das Thema Motorrad ganz allgemein. So viel gute Stimmung, Atmosphäre, Spaß und Spannung sollten künftig bei allen Motorrad-Veranstaltungen Pflicht werden. Herausforderung Nummer 4!

Die nächste DRC-Veranstaltung findet am 2. Juli auf dem Sachsenring statt. Ergebnisse und weitere Informationen finden Sie unter www.dmv-rundstrecken-championship.de.

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