Ronald ten Kate: «Haben großen Schritt gemacht»
Das niederländische Team von Gerrit und Ronald ten Kate bildet seit 2004 das Honda-Superbike-Team in der Weltmeisterschaft.
Aber es war noch nie so stark aufgestellt wie in diesem Jahr.
Trotzdem redet niemand offiziell vom Titelgewinn, denn die Konkurrenz ist ebenfalls stärker, ausgeglichener und vielfältiger als je zuvor. Mit Marco Melandri, Eugene Laverty und Stefan Bradl kommen drei neue Fahrer dazu, die letztes Jahr anderweitig beschäftigt waren. Und die Konkurrenz von Kawasaki, Ducati, Yamaha, Aprilia, BMW und MV Agusta wirkt teilweise übermächtig.
Honda arbeitet bei der neuen Fireblade eng mit Cosworth zusammen, die englische Tuning- und Engineeringfirma unterstützt Honda bei der Motorenteicklung und bei der Elektronik.
Aber der Deal mit Red Bull und Honda Motor Europe geht über zwei Jahre. Und für 2019 könnte ja das neue V4-Superbike von Honda kommen, auf das manche Fans sehnsüchtig warten.
SPEEDWEEK.com sprach mit Red Bull Honda-Teammanager Ronald ten Kate über das neue Bike und die kommende Saison.
Ronald, ihr habt die neuen Honda CBR 1000RR SP2 Fireblade erst am 6. Januar in Empfang genommen. Gab es vorher wenigstens CAD-Zeichnungen? Kam es da Überraschungen?
Ja, wir hatten CAD-Unterlagen. Wir wussten sogar, was uns erwartet, bevor wir die Zeichnungen bekommen haben. Also war das CAD-Material keine komplette Überraschung mehr für uns. Mit den Zeichnungen konnten wir dann einige Dinge überprüfen.
Am Ende brauchst du aber das Produkt als Hardware, wenn du zum Beispiel eine windschlüpfigere Aerodynamik entwickeln willst. Manche Details kann man aus den CAD-Zeichnungen nicht ablesen, zum Beispiel die ganzen Einlass- und Auslasskanäle. Das ging erst, als die Maschine in natura vor uns stand.
Wie groß fällt die Unterstützung des Werks aus?
Wir haben einen Entwicklungsplan gemeinsam mit Honda Motor Europe. Honda Japan trägt dazu einen kleinen Beitrag bei. Die Hauptarbeit wird in Europa erledigt.
Aber es war eine Riesenhilfe, dass wir das CAD-Design aus Japan früh bekommen haben. Das hat den ganzen Prozess stark beschleunigt.
Wir haben aus Japan auch ein paar Fireblade-Maschinen aus der Vorserie erhalten, auch das war sehr nützlich. Es sieht so aus, als wollten die Japaner so sehr gewinnen als wir.
In der SBK hat Honda einfach eine andere Arbeitsweise als in der MotoGP. Dort werden die Rennmotorräder zur Gänze von HRC entwickelt.
Honda braucht auf jeden Fall mehr Motorleistung als 2016. Welche Punkte werden da speziell entwickelt?
Wir haben beim neuen Modell neue Zylinderköpfe, größere Ventile und neue Kolben und verfügen bereits in der Serienversion über deutlich mehr Power. Wir können aber jetzt nicht verraten, um wie viel mehr Power die neuen Motoren leisten.
Honda hat von 10 bis 12 PS gesprochen, manche Teammitglieder hoffen auf 15 bis 20 PS mehr – zumindest in der zweiten Saisonhälfte.
(Er lacht). Wir werden keine echten Zahlen verraten... Aber ich kann getrost behaupten: Es ist ein bemerkenswert großer Schritt, der gemacht wurde. Jetzt liegt es am Team, dieses Potenzial auch im Renntrimm optimal auszuschöpfen, damit wir diesen großen Fortschritt auch auf der Rennstrecke erleben.
Aber ich kann versichern: Was wir Ende Februar zu den ersten Rennen in Australien und dann nach Thailand mitbringen, wird stärker sein als das, mit dem wir die Saison 2016 beendet haben. Und damals hatten wir mit der alten CBR 1000RR acht Jahre Entwicklung hinter uns. Das ist der Ausgangspunkt beim Motor für 2017.
Nach der Rückkehr des Teams nach Europa werden wir rasch eine neue Evolutionsstufe dieses Triebwerks fertigstellen und für den WM-Lauf in Aragón testen. Für die WM-Runden in Übersee gehen wir auf Nummer Sicher. Für Aragón werden wir eine etwas aggressivere Motorenversion vorbereiten.
Wird das Team mit der neuen Fireblade beim Set-up (Chassis, Elektronik) bei jeder Rennstrecke bei Null beginnen? Oder könnt ihr Daten vom Vorjahr verwenden?
Ich denke, wir können ziemlich viel von den Daten übernehmen. Das Chassis und die Geometrie wurden nicht radikal verändert. Es gibt Unterschiede bei der Chassis-Steifigkeit. Aber die Position des Motors ist identisch, bei der Fahrwerksgeometrie sind die Unterschiede gering. Es gibt einiges an Cross-over.
Sobald wir eine oder zwei WM-Runden hinter uns haben, werden wir genauer beurteilen können, wo wir stehen und was wir von 2016 an Daten brauchen können.
Ich glaube nicht, dass wir bei jeder Strecke vor einem unlösbaren Puzzle stehen und bei Null beginnen müssen. Eine brauchbare Basis ist vorhanden.
Wie schätzt du eure Leistungsstärke momentan im Vergleich zu Kawasaki und Ducati ein? Mit dem Bike, wie es bei den ersten zwei Rennen dastehen wird?
Hm... Schwierig zu sagen. Die Konkurrenz hat mit den neuen Maschinen sicher mehr getestet als wir.
Was wird sich mit Neuling Stefan Bradl im Team ändern? Ihr habt jetzt zwei ehemalige MotoGP-Fahrer im Stall. Wird das dazu beitragen, einen zusätzlichen Schritt nach vorne machen zu können?
Es ist immer hilfreich, erfahrene, schnelle Piloten zu haben, besonders wenn du mit einem neuen Modell auf den Markt kommst. Jeder Input, den du kriegen kannst, ist hilfreich.
Was den Fahrstil betrifft, sind Nicky und Stefan sehr ähnlich. Das kann man quasi übereinander legen. Sie verwenden ähnliche Settings, das kommt uns auch entgegen.
Wir werden bei den ersten Rennen sehen, wie schnell wir uns steigern können. Unsere schwierigste Aufgabe wird sein, uns möglichst konstant und rasch zu verbessern.
Unser Entwicklungsplan ist ziemlich umfangreich. Jetzt liegt es an uns, gemeinsam mit den Fahrern so rasch wie möglich die richtigen Auswahlen zu treffen und die richtigen Schritte zu vollführen.
Superbike-WM-Kalender 2017
26. Februar: Phillip Island/Australien
12. März: Buriram/Thailand
02. 4. MotorLand Aragón/Spanien
30. April: Assen/Niederlande
14. Mai: Imola/Italien
28. Mai: Donington/Großbritannien
18. Juni: Misano/Italien
09. Juli: Laguna Seca/USA
20. August: EuroSpeedway Lausitzring/Deutschland
17. September: Portimao/Portugal
01. Oktober: Magny Cours
22. Oktober: Jerez/Spanien
04. November: Losail Circuit/Katar