Josh Brookes und Karel Abraham: Gründe des Versagens
In der Britischen Superbike-Meisterschaft fuhr Joshua Brookes 2015 mit der Yamaha R1 alle in Grund und Boden – 13 Siege in 26 Rennen! In der Weltmeisterschaft kam der 33-Jährige mit der BMW S1000RR auf keinen grünen Zweig. Platz 7 beim Sturzfestival im Regen auf dem Lausitzring markiert sein bestes Ergebnis, in der Gesamtwertung wurde Brookes lediglich 14.
Der Australier kehrt 2017 in die Britische Meisterschaft zurück und fährt die Tourist Trophy auf der Insel Man.
Für seinen letztjährigen Teamkollegen Karel Abraham lief es noch mieser. Der Tscheche kam nie über Platz 9 in Donington Park hinaus, in der WM-Gesamtwertung strandete er auf dem 18. Platz und holte nur ein gutes Drittel der Punkte von Brookes.
Zurück in der MotoGP-WM, hat sich Abraham (Aspar Ducati) bei den bisherigen Wintertests achtbar aus der Affäre gezogen.
Teamchef Shaun Muir hat sich die erste Saison in der Superbike-WM mit diesen beiden Piloten anders vorgestellt, wie er SPEEDWEEK.com verriet.
Shaun, als du deinen Sponsoren erklärt hast, dass du für 2017 von der Premiummarke BMW zu Aprilia wechselst, wie waren die Reaktionen?
Mit Milwaukee war die Situation eindeutig, sie waren leicht davon zu überzeugen zu Aprilia und der Piaggio Group zu wechseln. Simpel, weil es dort die Möglichkeit gibt aufs Podium zu fahren, das machte uns für Eugene Laverty interessant. Milwaukee will mit einer Marke in Verbindung gebracht werden, die gewinnt. Mit Milwaukee Powertools wollen sie Marktführer sein, das gilt auch für die Rennstrecke. Das zählt mehr, als mit einer größeren Marke zu arbeiten und Sechster oder Zehnter zu werden.
War es eine große Enttäuschung für Milwaukee, dass die letzte Saison ein Misserfolg war?
Nein. Der Drei-Jahres-Vertrag erlaubte uns ein erstes Jahr, in dem wir alles auf den Weg bringen. Das zweite und dritte Jahr müssen aber deutlich besser werden.
Wir lagen letztes Jahr weit hinter Althea.
Mit Gulf verhielt es sich so, dass sie eine Marketingstrategie zusammen mit BMW ausgearbeitet haben. Ich stellte Gulf daraufhin Althea-Boss Genesio Bevilacqua vor, Gulf ergriff die Möglichkeit und wirbt jetzt bei zwei werksunterstützten Teams in der Superbike-WM, bei Althea BMW und Milwaukee Aprilia.
Kannst du auf einen Nenner bringen, weshalb Karel Abraham und Joshua Brookes auf der BMW gescheitert sind?
Josh fühlte sich auf dem Motorrad nicht wohl, er fand kein Gefühl und konnte deshalb nicht schnell fahren. Er fuhr auf einem guten Level, der Level in der Superbike-WM war für ihn aber auch ein Schock.
Seine Rundenzeiten waren stellenweise schneller als die von Markus Reiterberger, manchmal war er sogar so schnell wie Jordi Torres. Das ist ein guter Level in dieser Meisterschaft und auf diesem Motorrad.
Josh erwartete, dass er aufs Podest fährt – diese Erwartungshaltung war zu hoch.
Beim Saisonauftakt am letzten Februar-Wochenende werden wir Brookes mit eurer alten BSB-Yamaha als Wildcard-Fahrer sehen. Was traust du ihm mit der R1 auf Phillip Island zu?
Sicher wird er alles geben, um jedem klar zu machen, dass sie mit ihrer Meinung danebenliegen.
Er hatte in BSB auf Yamaha ein gutes Niveau. Trotzdem wäre ich sehr überrascht, wenn er ein Rennen in den Top-8 beendet. Gegen die Werksteams wird er nicht ankommen, dazu hat sich auch zu viel am Chassis, Motor und der Elektronik getan.
Klar ist aber auch: Für ihn und Yamaha gibt es keine bessere Rennstrecke als Phillip Island für einen Wildcard-Einsatz. In die Top-10 wird er fahren, ohne Zweifel.
Karel Abraham macht bei seiner MotoGP-Rückkehr eine erstaunlich gute Figur. In der Superbike-WM zeigte er hingegen viel weniger, als man von ihm erwartet hat.
75 Prozent unserer Elektronikprobleme im letzten Jahr waren unglücklicherweise an seinem Motorrad. Gleichzeitig ist er oft gestürzt, woraus neue Problemchen entstanden.
Zu Saisonbeginn hatte Karel hohe Erwartungen, während der Vorsaisontests und der ersten Rennen auf Phillip Island und in Thailand dachte ich, dass er sich gut für die Superbike-WM anpassen würde. Er beendete Trainings in den Top-6, schaffte es in Superpole 2.
Dann gab es in Thailand einen massiven Crash mit Camier in der vorletzten Runde, dort zerstörte er sein Motorrad. In Aragón stürzte er erneut, damit war sein Lauf dahin. Er mochte die Reifen nicht, die Bremsen funktionieren ganz anders als an einer MotoGP-Maschine. Für Karel war es ein schwieriges Jahr.