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Anthony West und Pedercini: Der große Streit ums Geld

Von Ivo Schützbach
Sechs Events in der Superbike-WM 2016 bestritt Anthony West für Pedercini Kawasaki. Jetzt wirft West Lucio Pedercini vor, Rechnungen nicht zu bezahlen. Der Italiener sagt, er sei von West genötigt worden.

Die Freundschaft zwischen Anthony West und Teamchef Lucio Pedercini ist dahin. Der Grund dafür ist das liebe Geld. «Pedercini schuldete mir 8000 Euro, nur für Reisespesen», erzählte der Australier SPEEDWEEK.com im Fahrerlager des Phillip Island Circuits. «Wir hatten letztes Jahr den Deal, dass ich gratis fahre, er mir einen Vertrag für 2017 gibt und meine Spesen deckt.»

West bestritt für Pedercini Kawasaki letztes Jahr die Superbike-WM-Events in Sepang, Donington Park, Misano, Laguna Seca, Lausitzring und Jerez und machte das Team zu einem sicheren Anwärter für die Top-10.

Für 2017 nahm Pedercini den San Marinesen Alex De Angelis unter Vertrag, West steht wieder einmal ohne festen Deal da. Er startet kommendes Wochenende auf Phillip Island mit einer Wildcard in der Supersport-WM und setzt dort eine private Yamaha R6 ein.

«Nach den Rennen in Jerez habe ich Pedercini aufgefordert, meine Spesen zu bezahlen», so West weiter. «Ab da hatte ich keinen Kontakt mehr mit ihm, er hat zwei Monate nicht mit mir gesprochen. In Katar saß Leon Haslam auf dem Motorrad. Jetzt habe ich die Dorna informiert und Pedercini gesagt, dass ich einen Anwalt einschalten werde. Das machte ihm wohl Sorgen, die Hälfte der 8000 Euro hat er nun bezahlt. Er schuldet mir immer noch 4000 Euro – ich setzte ihm eine Deadline bis Freitag. Sonst bekommt er Probleme. Die Dorna weiß von der Deadline, ich habe ihnen alle E-Mails weitergeleitet und ihnen die Sachlage erklärt. Pedercini will nicht bezahlen. Er sagte mir, dass er das Geld überweist, wenn er zurück in Italien ist. Aber er lügt mich an, wenn er mir ins Gesicht schaut. Ich bin mir sicher: Wenn ich einen Anwalt einschalte, kann ich seine Motorräder in Australien konfiszieren lassen. Ich will ihn nicht gehen lassen, bis er seine Schulden bezahlt hat.»

Pedercini fühlte sich genötigt

Teamchef Lucio Pedercini stellte die Sachlage gegenüber SPEEDWEEK.com anders dar. «Was Anthony sagt, das stimmt und auch wieder nicht», hielt der 44-Jährige fest. «Ausgemacht war, dass ich nur die Reisespesen bezahle.»

Pedercini sagte, dass ihn West vor dem Rennen in Laguna Seca quasi erpresst habe, weil er ein Gehalt für die Rennen davor haben wollte und sonst nicht nach Amerika kommen würde. Pedercini buchte ihm daraufhin nach eigener Aussage ein Ticket, welches aufgrund der Kurzfristigkeit das Doppelte als üblich kostete.

Außerdem wollte West für den Start in den USA erneut ein Gehalt haben, behauptet Pedercini. «Ich hatte keine andere Chance, als zuzustimmen, weil ich sonst keinen Fahrer gehabt hätte», hielt Pedercini fest. «Es stimmt, ich habe diesbezüglich einen Vertrag unterschrieben, aber nur, weil ich dazu genötigt wurde.»

Nach Laguna Seca fuhr West noch die Rennen auf dem Lausitzring und in Jerez für Pedercini Kawasaki – danach trennten sich die Wege. Pedercini: «Er schickte mir böse Nachrichten, dass ich etwas erleben werde, wenn ich nach Australien komme. Er sagte mir, dass wir uns auf dem Parkplatz zu einem Kampf treffen können – was ist das für eine Art? Ich verstehe, dass er nicht glücklich ist, aber mir geht es gleich. Ich habe mehr Geld, das nicht ausgemacht war, für ihn ausgegeben, als ich ihm jetzt schulde. Ich habe von Anfang an betont, dass ich ihm kein Gehalt bezahlen kann, das war klar. Es geht nur noch um 2000 Euro. Beschlagnahmen lassen kann Anthony sicher nichts. Im Vertrag steht, dass der Gerichtsstand in Italien ist.»

Und was ist mit dem Versprechen, dass West dieses Jahr für dein Team Superbike-WM fahren kann? «Es stimmt, dass ich ihm versprochen habe, dass er dieses Jahr auf dem Motorrad sitzen werde», gibt Pedercini zu. «Ende letzten Jahres hatte ich viele Treffen mit Sponsoren, diese liefen aber nicht gut. Vor Weihnachten dachte ich, dass ich nur Superstock-EM fahren kann, nicht Superbike-WM – ich hatte nicht das Geld dafür. Ich hatte Werbeplatz auf dem Motorrad und Alex De Angelis hatte einen Sponsor – er konnte mir helfen. Nur aus diesem Grund habe ich Alex gewählt. Das hatte nichts mit Anthony zu tun.»

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