Markus Reiterberger erklärt, wieso Torres besser war
Markus Reiterberger (li.) und Jordi Torres
48 zu 19 Punkte lautete die Bilanz Jordi Torres gegen Markus Reiterberger nach sechs von 26 Superbike-WM-Läufen 2017. Während der Spanier WM-Siebter ist, liegt der zweifache Deutsche Meister punktgleich mit Stefan Bradl (Red Bull Honda) auf Rang 13.
Vor gut einer Woche hat sich Reiti aus dem Team Althea BMW zurückgezogen, «ich sah keinen positiven Trend», so der Bayer. Ab den nächsten Rennen in Assen am letzten April-Wochenende wird der Italiener Raffaele De Rosa auf seiner S1000RR sitzen, während sich Reiti auf die IDM und die Langstrecken-WM konzentriert.
SPEEDWEEK.com schilderte Markus Reiterberger, weshalb der Vergleich so deutlich zu Gunsten von Torres ausfällt.
Markus, wie erklärst du dir, dass Jordi Torres mit dem gleichen Motorrad deutlich schneller war als du?
Das ist schwierig zu sagen. Die Rennen nach meiner Verletzung waren aus verschiedenen Gründen turbulent und brutal schwierig. Die meisten schreiben, es läge an der Verletzung – aber das ist nur zum Teil richtig. Ich glaube, dass ich den Speed immer noch habe, ich war aber nicht mehr bereit.
Wir hatten viele Sachen im Team zum Klären, letztes Jahr hatten wir bei Althea drei Rennen vor Schluss ein großes Meeting mit BMW. Da haben wir viel besprochen und wollten viel ändern. Das ließ sich dann aber nicht umsetzen, was etwas deprimierend für mich war. Da kamen so viele Sachen zusammen, die habe ich schon lang vergessen.
Torres ist ein Spitzenfahrer mit Riesentalent, ein bärenstarker Typ und netter Kerl dazu. Auf einer Runde bin ich nicht weit von ihm weg, über die Distanz ist er aber furchtbar stark, da kann ich mich verbessern. Ab Rennmitte spüre ich meine Verletzung, da bin ich noch nicht so stark wie zuvor.
Seit den Wintertests wurde alles noch viel schlimmer für mich, wir verloren komplett den Weg mit der Abstimmung. Zum Schluss machte ich mir auch keine Hoffnungen mehr, dass wir diesen wieder finden. Das lasse ich jetzt alles hinter mir und greife neu an.
Von Althea-Boss Genesio Bevilacqua stammt der Spruch, dass das Team und nicht der Fahrer das Set-up macht. Wie muss man sich das vorstellen?
Das Set-up macht nie der Fahrer oder das Team alleine, das macht man gemeinsam. Man setzt sich zusammen, bespricht alles, jeder hat seinen Job, den er ausführt und zu 100 Prozent am Besten macht. Das alles muss man zusammenfügen, dann gibt es ein perfektes Set-up.
Wenn aber nur der Fahrer sagt, dass er dies und das haben will, und das Team das einbaut, dann funktioniert das nicht. Genau gleich ist es umgedreht, wenn das Team alleine entscheidet. Wenn der Fahrer sich nicht darauf einstellen kann, oder weiß, dass das nicht funktioniert, dann ist das nichts. Das ist ein richtiger Teamsport, man ist immer nur so stark, wie das schwächste Glied in der Kette.
Die wichtigsten Personen für das Set-up sind der Data-Recording-, der Fahrwerks- und der Elektronik-Mann. Diese drei Personen und der Fahrer machen das Set-up – in Absprache mit dem Technischen Direktor, den es bei Althea gab. Am Ende wird es noch mit den Mechanikern durchgesprochen. So kommt man zum besten Verhältnis, um 100 Prozent aus der Technik und den Menschen herauszuholen.
So sollte es laufen – und nicht einfach sagen, «so ist es», und «der Fahrer soll das Beste daraus machen». Weil «wenn ein anderer draufsitzt würde er gewinnen». Das mag schon sein, aber Fahrstile sind unterschiedlich. Man sieht das ja auch in MotoGP. Letztes Jahr hat Iannone auf Ducati Rennen gewonnen, Lorenzo fährt jetzt auf Platz 16. Er hat einen komplett anderen Fahrstil, aber der wird auch noch schnell, wenn sie das Bike an ihn und er sich ans Bike anpasst. Man muss von allen Seiten das Beste herausholen.
Ist es so, dass du ein nahezu perfektes Motorrad brauchst, um schnell zu sein und Torres mit Kompromissen besser zurechtkommt?
Ja, das ist so. Ich weiß, was ich und was das Moped kann. Wenn alles auf 100 Prozent ist, dann kann ich schnell sein und ziemlich weit vorne mitfahren. Wenn ich aber nicht alles aus mir und dem Moped herausholen kann, dann bin ich ein paar Zehntelsekunden langsamer – und dann bist du in der WM auf Platz 15.
Torres bringt es immer wieder so hin, egal mit was oder wie, dass er Kompromisse machen kann. Er kann immer relativ konstant fahren, das ist ein Phänomen. Das muss ich noch lernen, wie das am Besten geht.
Torres ist fast 30, er fuhr zig verschiedene Motorräder in unterschiedlichen Serien. Er kennt alles und hat alles gesehen. Deswegen tut er sich einfacher, sich an ein Moped, an dem nichts geändert wird, anzupassen.