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Stefan Bradl: «Im Endeffekt fahren wir für Nicky»

Von Günther Wiesinger
Das Red Bull-Honda-Team steht vor dem Superbike-WM-Lauf in Donington vor einer heiklen Aufgabe. Wenige Tage nach dem Tod von Teamleader Nicky Hayden kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.

Red Bull Honda tritt bis auf weiteres in der Superbike-Weltmeisterschaft nur mit Stefan Bradl an. Der Platz von Nicky Hayden wird beim sechsten Saisonkräftemessen in Donington Park verwaist bleiben.

Wann ein zweiter Fahrer zum Team stoßen wird und wer es sein wird, ist völlig offen.

Manche Experten rechnen zum Beispiel mit einer Rückkehr von Leon Haslam zu Honda, der momentan hauptberuflich für Kawasaki in der Britischen Superbike-Meisterschaft unterwegs ist und dauerhaft in die WM zurückkehren möchte.

Aber das sind reine Spekulationen, gesicherte Erkenntnisse über einen etwaigen Hayden-Nachfolger liegen nicht vor. Aus Respekt vor dem tödlich verunglückten Amerikaner hält sich Honda mit Äußerungen über die Zukunftspläne zurück.

Stefan Bradl hofft auf ein anständiges Abschneiden in England. Er ist momentan Zwölfter der WM-Tabelle.

Stefan, der Tod von Nicky Hayden ist ein riesiger menschlicher Verlust für den ganzen Motorradsport. Du bist bis auf weiteres der einzige Fahrer im Red Bull Honda-Team. Um wie viel schwieriger wird dadurch deine Saison und die Entwicklung?

Ja, abgesehen vom menschlichen Verlust wird uns Nicky auch bei diesem neuen Fireblade-Projekt sehr stark fehlen.
Ein Nicky Hayden ist nicht so ohne weiteres zu ersetzen. Das klingt zwar hart, aber das ist eine Tatsache.
Nickys Fehlen ist auch aus technischer Sicht für uns ein erheblicher Verlust. Er war ein sehr, sehr wichtiger Bestandteil dieses Teams. Ohne ihn wird jetzt wird alles schwieriger. Sein Wille war extrem, seine positive Ausstrahlung war zu jeder Zeit hilfreich, dazu seine langjährige Erfahrung. Nicky ist auf unzähligen unterschiedlichen Motorrädern erfolgreich gewesen. Seine gesamte Arbeitsweise war beeindruckend. Da habe ich mir in der kurzen Zeit einiges abschauen können.

Honda will für das übernächste SBK-Event in Misano das überfällige Motor-Update bringen. Was kannst du jetzt mit dem alten Motor in England erwarten? Ist das jetzt eher nebensächlich? Oder bist du besonders motiviert, um Nicky ein erfolgreiches Wochenende mit zwei guten Ergebnissen widmen zu können?

Je besser das Ergebnis in Donington ausfällt, umso besser wird das für alle sein. Im Endeffekt fahren wir ja für den Nicky. Er war immer sehr ehrgeizig.
Was jetzt technisch bei uns in England im Team der neueste Stand sein wird, weiß ich bisher nicht.
Ich werde Donnerstagmittag in Donington eintreffen. Dort werde ich beim Technical Briefing hören, was es Neues gibt. Dann werde ich erstmals seit dem Unfall die Gesichter im Team sehen. Ich kann auf diese Frage im Moment keine Antwort geben.

Du bist seit 2009 in der 125-ccm-Klasse nicht mehr in Donington gefahren. Musst du die Strecke mit dem 1000-ccm-Superbike nach acht Jahren quasi neu lernen?

Ja, 2010 sind wir beim British Grand Prix zum ersten Mal in Silverstone gefahren, richtig.

Was weißt du noch über die Strecke?

Naja, wie es rumgeht...
Ich werde die Strecke zwar sicher heute noch einmal zu Fuß abgehen. Aber im Prinzip weiß ich noch genau, in welche Richtung es geht, ich kenne die zwei Schikanen und die zwei Hairpins kurz vor Start und Ziel.

Du hast dir vorgenommen, am Rennwochenende bei den Interviews möglichst keine Fragen zu Nicky Hayden zu beantworten? Erst nach dem zweiten Rennen?

Ja, ich denke, das werden wir im Team besprechen und so vereinbaren. Ich möchte mich auf die Rennen konzentrieren. Ich möchte die bestmöglichen Ergebnisse erzielen und sie Nicky widmen.

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