Stefan Bradl ernüchtert: «Mir wurde viel versprochen»
Stefan Bradl (Red Bull Honda)
Um 13 Uhr war auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli am Donnerstag Schluss mit dem Testbetrieb, weil alles für eine Veranstaltung am Wochenende hergerichtet werden musste.
«Ich fing schon um kurz nach 9 Uhr an, die letzte Stunde habe ich die neue Schwinge probiert», erzählte Stefan Bradl. «Sie ist eine kleine Verbesserung. Wir haben aber nicht viel Zeit mit ihr verbracht, weil wir uns nach wie vor sehr auf die Motorkonfiguration konzentriert haben. Die meisten Pläne, die wir für den Tag aufstellen, werden über den Haufen geworfen, weil die Fahrbarkeit des Motors so schlecht ist. Wir haben keine wirklichen Fortschritte erzielt.»
Mitte April testete Bradl die neue Motorkonfiguration 17.1 zum ersten Mal in Portimão. Dann setzte er sie in Assen und Imola jeweils einen Tag lang ein und fuhr in Donington Park das erste gesamte Rennwochenende damit.
Obwohl Motorenpartner Cosworth seit Monaten entwickelt, kann Bradl kaum Fortschritte ausmachen. SPEEDWEEK.com erkläre er seine Sorgen: «Ich glaube, dass wenig auf Fahrbarkeit geschaut wurde, sondern nur auf Leistung. Wir haben in sämtlichen Bereich mehr Leistung, das ist spürbar. Aber die Fahrbarkeit ist nicht gegeben. Damit kannst du kein Vertrauen aufbauen, keinen gescheiten Kontakt zum Hinterrad, weil die Power so brachial einsetzt und das Hinterrad schon bei 15 oder 20 Prozent Gasgriffstellung durchdreht. Da kann ich wirklich kein durchdrehendes Hinterrad brauchen. Der Drehmomentverlauf ist viel zu aggressiv.»
Zum ersten Mal in diesem Jahr war ein Ingenieur von Cosworth dabei, dieser beschäftigte sich am heutigen Donnerstag aber hauptsächlich mit Michele Magnoni, der als Testfahrer eingesetzt wurde, um grundsätzliche Dinge abzuarbeiten.
Bradl: «Es war gut, dass jemand von Cosworth an der Strecke war. Er weiß bescheid und hat sich in den zwei Tagen Infos eingeholt und sich die Meinung der Fahrer angehört. Wunder konnte er natürlich keine vollbringen. Meine Hoffnung ist, dass er jetzt sagt, was verändert werden muss. Illusionen mache ich mir aber keine. Mitte April hatten wir den Portimão-Test, da waren Nicky Hayden und ich auch ziemlich euphorisch, sind Heim gefahren und hatten danach das Gleiche wir vorher. Es hätte Sinn gemacht, wenn von Anfang an einer dabei gewesen wäre. Aber es ist halt so, wie es jetzt ist. Frustrierend ist vor allem, dass die Probleme alt bekannt sind. Es werden Fortschritte prognostiziert, es wird viel versprochen, was ich aber auf der Strecke erlebe und zum Fahren kriege, ist momentan eine Enttäuschung.»