So extrem wurde die Ducati V4R auf Racing getrimmt
Die Ducati Panigale V4R wurde nur für die Rennstrecke entwickelt
Die Panigale V4R ist das ultimative straßenzugelassene Ducati-Superbike und vereint die Merkmale der Panigale V4S mit den Anforderungen von Ducati Corse an ein Einsatzmotorrad für die Superbike-WM. Im Vergleich zu vorherigen R-Versionen ist die Panigale V4R noch spezieller. Die Modifikationen gehen weit über Triebwerk und Fahrwerk hinaus: Erstmals besitzt eine R-Version auch ein Aero Pack, das Ducati Corse und das Ducati Design Center entwickelt haben, um die aerodynamische Effizienz auf der Rennstrecke zu verbessern.
Im Gegensatz zum 1103 ccm großen Desmosedici Stradale, der auf eine lineare Leistungsentfaltung und exzellentes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen für optimalen Straßenbetrieb ausgelegt ist, besitzt die R-Version des 998 ccm Desmosedici Stradale einen extremeren Charakter, da der Fokus auf reiner Rennstreckennutzung liegt. Der Desmosedici Stradale R verfügt über leichtere interne Komponenten und einen effizienteren Einlasstrakt: Dies ermöglicht ein schnelleres Hochdrehen des Motors, es verschiebt die Drehzahlgrenze nach oben und verbessert die Beschleunigung. Die Ventile werden von Ventilkeilen aus Titan gehalten, eine Lösung, die normalerweise nur bei Rennmotoren zum Einsatz kommt. Die Ansaugkanäle der V4R-Zylinderköpfe sind neu und grösser geformt. Das Ergebnis sind superspontane 221 PS (162 kW) Maximalleistung bei 15.250/min (EU-Homologationswerte) – die Spitzenleistung liegt 2250/min höher an als beim V4 mit 1103 ccm. Mit dem Racing-Auspuff von Akrapovic erhöht sich die Leistung auf 234 PS bei 15.500/min.
Wie die Rennmotorräder der MotoGP, wo es nur auf maximale Leistungsfähigkeit ankommt, verfügt die Panigale V4 R über eine Trockenkupplung. Diese vermittelt ein deutlich besseres Gefühl beim Bremsen und in Schräglage. Zudem erlaubt sie eine individuelle, mechanische Einstellung des Motorbremsmoments und erzeugt dieses legendäre mechanische Geräusch, dem Ducati Fans einfach nicht widerstehen können.
Dank der Entwicklung der R-Version des Desmosedici Stradale bei Ducati Corse hat der Motor zahlreiche leistungssteigernde Verbesserungen erfahren. So hat die Ducati Rennabteilung zur Minimierung von Leistungsverlusten die Ölförderpumpe neu konstruiert und den Lichtmaschinenrotor um 100 Gramm erleichtert.
Die Entwicklung des Aerodynamikpakets lief wie bei den MotoGP Teilen ab: Erst wurden CFD-Simulationen (Computational Fluid Dynamics) gefahren, gefolgt von der Optimierung der Formgebung an einem großen Windkanalmodell. Das Aerodynamikpaket beinhaltet die Verkleidungsscheibe, die Frontverkleidung und größere Seitenverkleidungen, dazu seitliche Lüftungsöffnungen für die Kühlerabluft und die Flügel. Konzeptionell abgeleitet von den an der GP16 verwendeten Flügeln (bevor diese vom MotoGP-Reglement verboten wurden), sind die der Panigale V4R tatsächlich noch effizienter als jene der MotoGP-Prototypen.
Diese einflächigen Flügel haben ein trapezförmiges Layout mit einem konischen Profil von der Wurzel bis zur Spitze. In Verbindung mit dem Verkleidungsdesign erhöhen die Flügel den Abtrieb (+30 kg bei 270 km/h). Größerer Abtrieb reduziert das «Schwimmen» des Vorderrads bei hoher Geschwindig-keit und die Wheelie-Neigung – zusätzlich steigt die Stabilität beim Bremsen bis zum Einlenkpunkt und in die Kurve.
Dieses dynamische Verhalten ermöglicht es dem Fahrer – trotz eines leichten Anstiegs des Lenkmoments durch die erhöhte Stabilität – seine Rundenzeiten zu senken, da die Eingriffe der Assistenzsysteme reduziert werden. Der Fahrer kann so das Gas länger offen halten, später bremsen und auch in Schräglage hineinbremsen.
Der Frontrahmen der Panigale V4R unterscheidet sich von dem der V4S nicht nur in der Farbe. Mit den leichteren, maschinell bearbeiteten Seitenteilen werden die von Ducati Corse gesetzten Steifigkeitsziele erreicht und das Gewicht reduziert. Zudem kann der Schwingendrehpunkt der Panigale V4R eingestellt werden (4 Positionen, jeweils 2 mm auseinander).