Vermeulen über Honda-Pleiten: «Braucht Zeit und Geld»
Chris Vermeulen wurde 2005 auf Honda Vizeweltmeister
Bis kurz nach der Jahrtausendwende engagierte sich die Honda Racing Corporation, zuständig für alle Werksauftritte des größten Motorrad-Herstellers, in der Superbike-WM, 2000 und 2002 wurde mit Colin Edwards vor allen gegen Ducati der Titel errungen.
Anschließend stieg HRC aus, von 2003 bis 2018 kümmerte sich Honda Motor Europe um den Auftritt in der seriennahen Meisterschaft, seit 2004 mit Partner Ten Kate Racing. Für dieses Jahr erfolgte zwar die werksseitige Rückkehr und die Trennung von den Niederländern, bislang ist Honda mit Leon Camier und Ryuichi Kiyonari aber noch kein einstelliges Ergebnis gelungen. Deshalb ist für 2020 eine neue, in allen Bereichen verbesserte Fireblade geplant.
Der Australier Chris Vermeulen war 2003 Supersport-Weltmeister auf Ten-Kate-Honda und wurde im selben Team 2004 und 2005 in der Superbike-WM Vierter und Zweiter, ehe ihn Suzuki für die MotoGP-WM 2006 verpflichtete.
2007 holte James Toseland für Honda den letzten Superbike-Titel, seit dem 6. Juli 2014 (Jonathan Rea in Portimao) gewann Honda im Trockenen keinen Superbike-WM-Lauf. Den letzten Sieg holte Nicky Hayden am 15. Mai 2016 im Regen von Sepang und den letzten Podestplatz Michael van der Mark am 1. Oktober 2016 als Zweiter in Magny-Cours.
Seit seinem endgültigen Rücktritt 2012 lebt der heute fast 37-jährige Vermeulen wieder in Australien, einige Kilometer nördlich von Brisbane. Dem Rennsport ist er nach wie vor eng verbunden, seit Jahren kommentiert er als Experte für den australischen TV-Sender «Fox Sports».
«Als ich hörte, dass sich Honda von Ten Kate trennt, war das erst mal eine Überraschung», erzählte Vermeulen SPEEDWEEK.com. «Angesichts der Resultate aber nicht. Was immer die Gründe dafür waren – ich glaube nicht, dass das die alleinige Schuld von Ten Kate war. Man muss immer die Gesamtsituation sehen, aber es wurden lange Zeit keine guten Ergebnisse erzielt. Seit Toseland gewann keiner den Titel, selbst Rea kam nie über Platz 3 hinaus. Dann ging er zu Kawasaki und gewann ein Rennen nach dem anderen.»
Auch wenn seit dem Wiedereinstieg von HRC die Resultate sogar noch schlechter wurden, sind Vermeulen einige positive Veränderungen aufgefallen: «2005 fuhr ich für Ten Kate und saß Mitte des Jahres beim Suzuka Eight Hours in Japan auf der HRC-Werksmaschine. Seven Stars Honda hieß das Team damals, das Budget war quasi grenzenlos und wir waren dort, um zu gewinnen. Wir wurden hinter dem anderen Honda-Team Zweite. Das Motorrad war ein Unterschied wie Tag und Nacht zu meinem Ten-Kate-Bike. Versteh mich nicht falsch, mein Ten-Kate-Bike war gut, wir gewannen sechs Rennen, ich stand 14 Mal auf dem Podium und wurde Vizeweltmeister. Aber der Unterschied zwischen den Motorrädern war so groß, als würde ich eine Kawasaki und eine Honda fahren. Das Gefühl, der Charakter, alles war anders. Rückblickend behinderte mich das wahrscheinlich sogar im Titelkampf, weil ich mir um zwei Motorräder Gedanken machen musste.»
Die Basis für Suzuka und SBK ist die Serienversion der CBR1000RR. Was machte HRC anders, dass sich die Motorräder damals so grundlegend unterschieden? Inzwischen wird mit den fast identischen Maschinen gefahren. «Die Details machen den Unterschied aus, sie sind es auch, die teuer sind», weiß Vermeulen. «Tüfteleien an der Schwinge und der Umlenkung, dies und das einstellbar oder bequemer für den Fahrer zu machen. Das braucht Zeit, Geld und Mitarbeiter. HRC ist die größte Rennfirma im Motorradsport, sie sind in der Lage, es richtig zu machen. Das jetzige Motorrad ist unterentwickelt und nicht perfekt an die Pirelli-Reifen angepasst.»