Warum Kawasaki auf Razgatlioglu in Suzuka verzichtete
Jonathan Rea und Leon Haslam posieren mit dem Siegerpokal - wo ist Toprak Razgatlioglu?
Zum ersten Mal seit Scott Russell und Aaron Slight 1993 konnte Kawasaki 2019 das legendäre Acht-Stunden-Rennen in Suzuka gewinnen. Die Werkspiloten Jonathan Rea und Leon Haslam sorgten für den Erfolg, der bei japanischen Herstellern einen hohen Stellenwert genießt.
Aber nicht nur Rea und Haslam waren für den Triumph verantwortlich. Ihnen stand das bewährte Team aus der Superbike-WM zur Seite. «Suzuka war für uns als Team eine neue Herausforderung. Wir haben mit unseren Teammitgliedern an einer Art von Rennen teilgenommen, mit dem wir überhaupt keine Erfahrung hatten», sagte Teamchef Guim Roda im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Jeder musste sehr schnell lernen und aufmerksam sein, wie alles abläuft. Die andere Arbeitsweise war wohl die größte Umstellung, die wir berücksichtigen mussten.»
«Wir haben schnell und eindeutig die Aufgaben verteilt, wer für was verantwortlich ist. In der Praxis ist das zwar nicht immer so einfach einzuhalten, was man sich theoretisch ausgedacht hat. Wir mussten uns das immer wieder in Erinnerung rufen, damit wir das Know-how der einzelnen Personen bestmöglich nutzen konnten.»
Nicht nur Fahrer und Mechaniker erledigten in Suzuka einen vorbildlichen Job, auch die Teamleitung war hellwach. Als bei Rennabbruch (Rea stürzte nach Abbruch in Führung liegend) zuerst Yamaha als Sieger erklärt wurden, legte Kawasaki Protest ein – die FIM kannte sein eigenes Reglement nicht mehr.
«Letztendlich war es nicht so schwer. Im Reglement ist alles aufgeschrieben», wunderte sich Roda. «Zuerst war man etwas irritiert, weil sich die Regeln von MotoGP und Superbike-WM unterscheiden. Offensichtlich, weil gewisse Regeln nicht parallel in allen Serien aktualisiert werden, gab es diese Verwirrung. Wir haben den Passus bei Rennabbruch nachschlagen und haben ihn dann der FIM vorgelegt. Als sie es gelesen haben, gaben sie uns Recht. Das war ein Fehler, wie er halt passieren kann. Er wurde korrigiert.»
Verzichtet hat Kawasaki in Suzuka auf die Dienste des mitgereisten Puccetti-Piloten Toprak Razgatlioglu, der als dritter Fahrer genannt wurde. Dessen Mentor Kenan Sofuoglu war darüber so erbost, dass er den 22-Jährigen für die Superbike-WM 2020 ins Pata Yamaha-Werksteam transferierte.
«Wir haben verschiedene Aspekte bei unserer Entscheidung einfließen lassen. Es ging um die bisherige Erfahrung der Fahrer in Endurance-Rennen, der Möglichkeit von Regen sowie Spritverbrauch und Fahrstil unter Berücksichtigung der Wichtigkeit der 8h Suzuka. Am Ende haben wir uns dazu entschlossen, mit zwei Fahrern anzutreten», erklärte der Spanier. «Er sollte von der Box aus das Rennen erleben, um eine Vorstellung davon zu bekommen. Und er stand natürlich als starke Option für den Fall der Fälle parat. Wir sind mit zwei Piloten durchgekommen, davon war er enttäuscht.»