Superbike-WM 2021: Riesen-Coups bahnen sich an
Danilo Petrucci kommt für das Ducati-Werksteam 2021 in Frage
Ende Februar erlebten wir auf Phillip Island in Südaustralien den Auftakt der Superbike-WM 2020. Toprak Razgatlioglu gewann bei seinem Yamaha-Debüt auf Anhieb, ebenso Alex Lowes auf der für ihn neuen Kawasaki. Nach drei Rennen führt die Weltmeisterschaft überraschend Lowes mit 51 Punkten an, dem Engländer folgen Ducati-Neuzugang Scott Redding mit 39 und Razgatlioglu mit 34 Punkten. Weltmeister Johnny Rea war im ersten Rennen gestürzt und ist Gesamtvierter.
Seit damals erlebten wir Corona-bedingt drei Monate Rennpause, wenn es voraussichtlich Anfang August in Jerez weitergeht, werden es fünf Monate sein.
Promoter Dorna plant, nach Australien sechs weitere Events auszutragen. Beste Chancen haben neben Jerez die MotoGP-Austragungsorte Barcelona, Aragon und Misano, weil dort Doppelevents veranstaltet werden können. Portimao in Portugal und Magny-Cours in Frankreich machen sich ebenfalls Hoffnungen; einen verbindlichen Kalender gibt es bislang nicht.
Natürlich hoffen alle Hersteller, Teams und Fahrer auf eine möglichst umfangreiche Weltmeisterschaft 2020. Zwischen den Zeilen ist aber bei vielen Verantwortlichen zu hören, dass man sich bereits auf 2021 vorbereite.
Unterstrichen wird das Unausgesprochene dadurch, dass bereits an den Fahrerpaarungen für nächstes Jahr gearbeitet wird, was im SBK-Paddock sonst erst ab der Sommerpause geschieht.
Am 27. Mai hat Kawasaki die Vertragsverlängerung mit WM-Leader Alex Lowes bekanntgegeben.
Der Vertrag von Rekordweltmeister Jonathan Rea läuft nach dieser Saison aus. Der Nordire hat zwar verlauten lassen, dass er gerne bei Kawasaki bleiben würde, dafür müssen die Japaner für 2021 aber ein Homologationsmodell bringen, das es mit den MotoGP-Derivaten Ducati Panigale V4R und Honda CBR1000RR-R Fireblade SP aufnehmen kann.
Reas Management kann sich einen Tapetenwechsel vorstellen, die Gehaltsvorstellungen des bestbezahlten Piloten im Superbike-Fahrerlager erschweren aber die Verhandlungen mit anderen Herstellern.
Ducati hat für 2021 eine Option auf den WM-Zweiten Redding, der Engländer will unbedingt bleiben.
Aruba-Teamkollege Chaz Davies ist der nach Rea und Tom Sykes erfolgreichste Fahrer der letzten Jahre, mit 25 Siegen auf dem Ducati-Twin fuhr er sich in die Herzen der Tifosi. Seit Ducati 2019 auf die Vierzylinder-Panigale umsattelte tut sich der Waliser schwerer, in der zweiten Saisonhälfte letztes Jahr stand er aber in den meisten Rennen auf dem Podium. Den 16 Siegen seines damaligen Teamkollegen Alvaro Bautista hat er aber nur den Triumpf in Laguna Seca entgegenzusetzen.
Sollte sich Davies beim Neustart der WM 2020 nicht zu Topform aufschwingen, hat MotoGP-Pilot Danilo Petrucci ausgezeichnete Aussichten, dessen Nachfolger zu werden. Der Italiener, der seinen Platz im Werksteam an den Australier Jack Miller verliert, verhandelt auch mit Aprilias MotoGP-Werksteam, das allerdings wenig konkurrenzfähig ist.
Yamaha hat mit Toprak Razgatlioglu (23) den vielversprechendsten Youngster, Michael van der Mark, der jahrelang diese Position innehatte, wird sich strecken müssen, um gegen den Türken anzukommen. Toprak gilt für 2021 als gesetzt.
Honda wird nächste Saison mit Alvaro Bautista weitermachen, Leon Haslam muss sich mit hervorragenden Ergebnissen empfehlen. Da sämtliche Experten davon ausgehen, dass Honda schon bald siegfähig sein wird, gehört die Triple-R zu den begehrtesten Bikes. Außerdem hat die Honda Racing Corporation finanzielle Ressourcen, wie sonst nur noch Kawasaki.
BMW hat eine Option auf Tom Sykes. Ob Eugene Laverty bleiben darf, hängt von seiner Entwicklung ab. Würde man sich finanziell einig, könnte sich BMW auch Johnny Rea auf der S1000RR vorstellen – bereits vor zwei Jahren wurde miteinander verhandelt.