Vergani: «Sandro Cortese hat etwas zum Vorzeigen»
Erst Mitte Februar unterschrieb Sandro Cortese bei Outdo Pedercini Kawasaki einen Vertrag für die Superbike-WM 2020 und rettete damit seine Karriere. Der Schwabe stand im Herbst 2019 mit mehreren Teams kurz vor einer Einigung, aus verschiedenen Gründen kam für dieses Jahr aber weder mit GRT Yamaha, Ten Kate Yamaha, Moriwaki Honda, Puccetti Kawasaki noch Barni Ducati ein Vertrag zustande.
Einer so unangenehmen Situation will der 30-Jährige für die Zukunft vorbeugen und hat sich deshalb die Hilfe von Fahrermanager Alberto Vergani gesichert, der auch mit MotoGP-Pilot Danilo Petrucci und dem zurückgetretenen Marco Melandri arbeitet.
«Manchmal vergessen die Leute, dass er ein zweifacher Weltmeister ist», sagt Vergani über seinen Neuzugang. «Wenn die Leute an Sandro denken, dann denken sie an einen jungen Fahrer. Er verfügt aber über viel Erfahrung in verschiedenen Klassen – und hat Siege eingefahren. Wenn ein Fahrer einen Titel gewonnen hat, dann hat er etwas zum Vorzeigen.»
Cortese gewann 2012 auf KTM die Moto3-Weltmeisterschaft und 2018 auf Yamaha die Supersport-WM. In seiner Debüt-Saison in der Superbike-WM brauste er letztes Jahr auf Yamaha 20 Mal in die Top-10 und startete mehrmals aus der ersten Reihe. Verletzungsfrei hätte er die WM in den Top-10 abgeschlossen, so wurde es Gesamtrang 12.
«Um ein Spitzenfahrer zu sein, brauchst du Vertrauen in dein Team, ein gutes Team und Motorrad – ein gutes Gesamtpaket», analysierte Vergani für SPEEDWEEK.com. Der Italiener weiß, was er die kommenden zwei Monate beachten muss, um Cortese für 2021 auf das bestmögliche Motorrad zu setzen. «Du musst die Trends beachten. Manchmal gibt es die Idee, nur Fahrer aus der MotoGP-WM oder nur Youngster zu verpflichten. Sandro hat die Voraussetzungen, konstant und zuverlässig zu sein. Mit solchen Eigenschaften kann man eine sehr solide Rolle innerhalb eines Teams aufbauen. Erst musst du es in die Top-10 und dann in die Top-5 schaffen. Wenn du dort angekommen bist, kannst du bessere Ergebnisse ins Auge fassen.»
Neben Barni Ducati und Corteses derzeitigem Team Pedercini Kawasaki wäre auch BMW vielversprechend. Viele Fans würden nach Markus Reiterberger 2019 gerne wieder einen deutschen Fahrer im bayerisch-englischen Team sehen. Kannst du dir Sandro in Zukunft auf einer BMW vorstellen?
«Wenn sie ihn wollen, warum nicht», schmunzelte Vergani. «Der neue Chef von BMW Motorrad hat viel Leidenschaft für den Rennsport. Mit ihm habe ich geredet, bevor Marco Melandri für 2019 bei Yamaha unterschrieb. BMW war damals eine Alternative für ihn, sie entschieden sich aber für Sykes. Sie haben alle Möglichkeiten, ein gutes Motorrad und wissen, wie man gewinnt. Die große Frage bei BMW ist immer die Kontinuität. Im Rennsport kann man nicht einfach daherkommen, gewinnen, aufhören, wieder einsteigen und es geht so weiter. BMW hat auch in der Formel 1 viel erreicht, es gab aber nie genügend Überzeugung, dabei zu bleiben. Ich verstehe nicht warum – sie haben die wirtschaftlichen Voraussetzungen, die Manpower und die nötigen Technologien. BMW ist eine sportliche Marke – Rennsport sollte zu ihrem kulturellen Erbe gehören.»