Chaz Davies zu Yamaha: Der Plan wird nicht aufgehen
2011 wurde Chaz Davies für Yamaha Supersport-Weltmeister
Seit Ende August verhandeln Chaz Davies und Ducati über eine Fortsetzung der bereits siebenjährigen Zusammenarbeit. Von Anfang an wurde dem Waliser klargemacht, dass er keinen so gut dotierten Vertrag wie Ende der Saison 2018 bekommen wird.
Ducati kreidet Davies an, dass er seit der Einführung der Panigale V4R zur Saison 2019 zwar 14 Podestplätze, aber erst einen Sieg (Laguna Seca 2019) erobert hat. Aus dem härtesten Gegner von Rekord-Weltmeister Rea in den Jahren 2015 bis 2018 wurde die Nummer 2 bei Ducati: 2019 entzauberte ihn Bautista, dieses Jahr Scott Redding. Deshalb hat man ihm vorläufig 200.000 Euro Fixgehalt geboten, plus Boni.
Gleichzeitig fragt sich Davies, ob er für die V4R geschaffen ist. Er hätte bei Ducati nicht nur die Gehaltskürzung zu verdauen, er wird auch das Gefühl nicht los, dass Ducati ihm das Motorrad nicht so hinstellen kann, wie er sich das wünscht.
Am vergangenen Wochenende hat sich in Aragon Michael Rinaldi mit seinem Sieg im ersten Rennen sowie drei Podestplätzen für das Werksteam 2021 empfohlen. Der 24-Jährige fährt bei Go Eleven die letztjährige Maschine von Bautista und hat in der Weltmeisterschaft nur zehn Punkte weniger auf dem Konto als Davies.
Angesichts solcher Tatsachen denken die Verantwortlichen bei Ducati natürlich darüber nach, ob sie nicht Rinaldi eine Chance geben sollen, wie sie es einst mit Lorenzo Lanzi und Michel Fabrizio taten. Außerdem wird der WM-Sechste seit Jahren von Hauptsponsor und Teameigentümer Aruba.it protegiert.
Doch drei Podestplätze in Aragon machen noch keinen dauerhaften Spitzenfahrer aus dem Youngster aus Rimini. Im Ducati-Werksteam stände Rinaldi unter enormem Druck, besonders in Italien. Dann sind Podestplätze keine freudige Überraschung mehr, sondern werden erwartet – in jedem Rennen.
Ducati hat deshalb keine Eile, den zweiten Fahrer neben Redding für 2021 unter Vertrag zu nehmen. Man will sich anschauen, wie sich Rinaldi in Barcelona schlägt. Und Davies wird mangels Alternative vorerst nirgends anders unterschreiben.
Denn es gibt nur noch drei freie Plätze in Werksteams: Je einen bei Ducati, Yamaha und Honda. Wobei Honda kein gesteigertes Interesse am dreifachen Vizeweltmeister hat.
Davies spricht mit Yamaha. Eine Offerte, wie in Aragon kolportiert, hat er aber nicht auf dem Tisch. Und wird auch keine bekommen.
Denn dafür müsste Yamaha seine gesamte Rennsport-Philosophie über Bord werfen. Wie kein anderer Hersteller hat die Manufaktur mit den drei Stimmgabeln im Logo ein Programm auf die Beine gestellt, dass Fahrer aus den nationalen R3-Cups bis in die Weltmeisterschaft bringt. Dort angelangt können sie über Supersport 300 in die Supersport- und von dort in die Superbike-WM aufsteigen. Sogar der Umstieg in MotoGP ist möglich, auch wenn das seit 2011 (Cal Crutchlow) nicht mehr praktiziert wurde.
Mit Loris Baz, Garrett Gerloff, Federico Caricasulo und Andrea Locatelli hat Yamaha vielversprechende Eigengewächse.
Davies gewann für Yamaha zwar die Supersport-WM 2011, seither gab es aber keine Zusammenarbeit mehr.