MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Yamaha in der Zwickmühle: Wer ist der Hauptgewinn?

Von Ivo Schützbach
Garrett Gerloff

Garrett Gerloff

Für das Superbike-Werksteam von Yamaha kamen für 2021 wochenlang nur noch zwei Fahrer in Frage. Der Texaner Garrett Gerloff hat sich in Barcelona wieder ins Gespräch gebracht.

Weil Michael van der Mark für 2021 zu BMW wechselt, muss Yamaha den zweiten Platz neben Toprak Razgatlioglu neu besetzen. Die letzten Wochen ist Supersport-WM-Leader Andrea Locatelli diesbezüglich in die Favoritenrolle geschlüpft: Der Italiener hat alle bisherigen neun Rennen gewonnen und kann bereits an diesem Wochenende in Barcelona Weltmeister werden.

Zuvor wurde Loris Baz als aussichtsreichster Kandidat gehandelt. Doch beim Fahrer aus dem Ten-Kate-Team lief in Aragon nicht viel zusammen, den Freitag beendete der Franzose auf dem Circuit de Catalunya auch nur als Zehnter. Sofern er in seinem jetzigen Team für 2021 das volle Elektronikpaket und ein ähnliches Gehalt wie im Werksteam erhält, sieht er ohnehin kaum einen Grund für einen Wechsel.

Yamaha hat 2019 das Giansanti Racing Team installiert, um zukünftige Werksfahrer aufzubauen. Im ersten Jahr waren mit Sandro Cortese (30) und Marco Melandri (38) nicht eben Jünglinge unter Vertrag. 2020 kommt die Truppe mit dem letztjährigen Supersport-Vizeweltmeister Federico Caricasulo (24) und dem MotoAmerica-Dritten Garrett Gerloff (25) ihrem Auftrag eher nach.

Natürlich haben die beiden zur Kenntnis genommen, dass ihnen Locatelli womöglich vorgezogen wird. Der 23-Jährige zeigt Leistungen, wie sie nicht einmal Rekord-Weltmeister Kenan Sofuoglu zustande brachte. Da wäre es nicht verwunderlich, wenn Yamaha ihn das Satelliten-Team überspringen lässt und direkt ins Werksteam steckt. Zumal die Saison 2021 erst im April beginnen wird und «Loka» dadurch zwei Monate mehr Zeit hat, sich an das leistungsstarke Motorrad mit der umfangreichen Elektronik zu gewöhnen.

Am Freitag ließ Gerloff in Barcelona mit starken Leistungen aufhorchen: Im trockenen FP1 wurde der Texaner Dritter, im nassen FP2 Sechster. Wann immer der Rookie auf eine Strecke kommt, die er kennt, zeigt er beachtlichen Speed. Es gibt einige Experten, die der Meinung sind, er würde im Werksteam mindestens so eine gute Figur abgeben, wie der höher gehandelte Locatelli.

«Natürlich hätte ich gerne den Platz im Werksteam», sagte Gerloff zu SPEEDWEEK.com. «Aber ich könnte Yamaha keinen Vorwurf machen, wenn sie Locatelli nehmen. Er hat eine grandiose Saison, es gäbe Gründe, ihn direkt ins Werksteam zu hieven. Ich hätte gerne diese Chance, muss aber auch realistisch bleiben: Meine Ergebnisse sind nicht außergewöhnlich. Ich könnte mir vorstellen, dass mich Yamaha in den Rennen gerne näher an den Top-5 sehen würde. Aber ich fühle mich mit jedem Mal auf dem Motorrad besser. Es ist eh gescheiter, wenn ich nicht daran denke, was passieren könnte oder sollte. Ich fokussiere mich lieber auf die Gegenwart und gebe mein Bestes.»

Kannst du abschätzen, wie groß der Unterschied zwischen deinem Motorrad und den Werksmaschinen ist? «Sie haben einen anderen Motor und eine andere Verkleidung», zählte der Amerikaner auf. «Das Chassis ist identisch. In Aragon verlor ich pro Runde im Schnitt 0,3 sec auf van der Mark, der bester Yamaha-Fahrer war. Unter diesem Gesichtspunkt machen Kleinigkeiten eventuell viel aus, diese Zeit summiert sich auf eine Renndistanz. Vielleicht wäre ich mit dem 2020-Bike zwei Zehntelsekunden pro Runde schneller, ich weiß es nicht.»

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