Nach Pleite: Was aus Erik Buell Racing wurde
Optisch gut erkennbar, wer für die Zweiräder von FUELL verantwortlich ist
Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind viele Menschen von einem unerschütterlichen Optimismus beseelt, so auch Motorrad-Konstrukteur Erik Buell.
Angefangen hat der frühere Rennfahrer und Technik-Visionär damit, ab 1993 unter seinem Namen sportliche Motorräder mit Harley-Motoren zu bauen. Vom Erfolg beeindruckt stieg Harley-Davidson 1998 bei Buell ein und war ab 2003 Alleineigentümer. Doch Im Verlauf der Finanzkrise stellte Harley 2009 überraschend die Produktion der Buell-Motorräder ein.
Weil Erik Buell mit seiner Firma aber auch die Namensrechte an Harley-Davidson verkaufte, musste sich der Visionär ein neues Label einfallen lassen: Erik Buell Racing – EBR – wurde geschaffen.
Als 2013 Zweirad-Hersteller Hero mit 25 Millionen US-Dollar 49,2 Prozent von EBR kaufte, schmiedete der 69-Jährige einen waghalsigen Plan, um seine Motorräder weltweit bekannt zu machen: Der US-Amerikaner war überzeugt, dass die 1190RX mit dem von Harley Davidson abgeleitetem V2-Motor auf WM-Niveau erfolgreich sein kann und stieg 2014 in die Superbike-WM ein.
Aber Buell irrte sich: Motorrad und auch die Piloten Aaron Yates und Geoff May waren mit der seriennahen Motorradweltmeisterschaft überfordert. Die mit ungewöhnlichen Detaillösungen ausgestattete 11090RX fiel hauptsächlich durch Defekte und fehlendem Speed auf. Mit zwei Piloten wurden in 45 Rennen nur zwei Punkte eingefahren.
Nicht viel besser sah es 2015 aus, obwohl man mit Niccolo Canepa einen seriösen Top-10-Kandidaten im Team hatte. Für das beste Finish sorgte aber ausgerechnet Teamchef Larry Pegram, der auch als Pilot fungierte. Der damals 42-Jährige holte Platz 14 in Australien.
Am 15. April 2015 drehten die Banken Erik Buell Racing (EBR) angesichts 20 Millionen US-Dollar Schulden (zirka 18 Mio Euro) den Geldhahn zu, 126 Mitarbeiter in der Fabrik in Wisconsin verloren ihren Job. Alles Material und Maschinen kamen unter den Hammer. Nach der Pleite von EBR endete die Saison vorzeitig. Insgesamt wurden nur vier WM-Punkte eingefahren.
Wer glaubte, dass sich Erik Buell zurückziehen würde, sah sich getäuscht. Seit 2019 beschäftigt sich der mittlerweile 70-Jährige intensiv mit der E-Mobilität und gründete mit den Franzosen Frédéric Vasseur und François-Xavier Terny das Unternehmen FUELL. Die Produktpalette soll irgendwann vom Pedelec bis zum leistungsfähigen elektrischen Motorrad reichen. «Die E-Mobilität ist noch etwas für Pioniere», begründete Buell seinen Philisophie-Wechsel.
Die Produkte von FUELL können nicht verbergen, dass sie aus der Feder von Buell stammen.