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Anthony Gobert in Sydney: Der wildeste Rennfahrer

Von Günther Wiesinger
Anthony Gobert 2006

Anthony Gobert 2006

Anthony «Go Show» Gobert galt als wildester Racer aller Zeiten. Doch er ist nach seiner Karriere in Australien abgestürzt. Bruder Aaron tut alles, um ihm eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Die beiden australischen Ex-Rennfahrer Aaron (40) und Anthony «Go Show» Gobert (46) haben nach dem Ende ihrer Karrieren empfindliche Abstürze erlebt. Besonders Anthony ist auf die schiefe Bahn geraten. Drogen, Alkohol, Prügeleien und Gefängnisaufenthalte prägten die letzten zehn Jahre seines Lebens. Sogar beim Tod eines Vaters saß er hinter Gittern und konnte am Begräbnis nicht teilnehmen.

Aber der jüngere Bruder Aaron hat sich vor dem 46. Geburtstag von «Go Show» Gobert in den Kopf gesetzt, den achtfachen Superbike-Laufsieger und WM-Vierten von 1995 an der Gold Coast aufzuspüren und ihn wieder in ein normales Leben zurückzuführen.

Er hat Anthony im Bundesstaat Queensland Anfang März nach einigen sachdienlichen Hinweisen von guten Bekannten tatsächlich gefunden. «Dann sind wir erstmals seit zehn Jahren gemeinsam auf einer Couch gesessen», berichtete «Azza96» auf Facebook.

Aaron hat Geld besorgt, die Miete für die bescheidene Behausung seines Bruders vorausbezahlt und ihn zum Essen eingeladen. Aaron kehrte dann mit dem Leihwagen zurück nach Sydney und besuchte Anthony am folgenden Wochenende noch einmal.

«Anthony hat sich jetzt entschieden, für einige Wochen von der Gold Coast heim nach Sydney zu kommen», berichtete Aaron erleichtert. «Er möchte sich anschauen, wie es ihm hier gefällt. Er hat seit mehr als zehn Jahren nicht mehr in Sydney und New South Wales gelebt. Er fühlt sich inzwischen an der Gold Coast recht wohl. Er hat sich dort heimisch gemacht und gelernt, dort zu überleben. Jetzt muss er entscheiden, ob er wieder das ganze Jahr in Sydney leben will. Ich habe ihn dabei nicht unter Druck gesetzt.»

«Ich habe ihn einfach gesucht, weil ich wissen wollte, ob es ihm einigermaßen gut geht. Aber ich habe gesehen, dass seine Situation viel schlimmer ist, als ich mir das vorgestellt habe. Ich kann nichts tun, als meinem Bruder meine Gedanken zu schildern. Dass Anthony jetzt für ein paar Wochen nach Sydney kommen will, halte ich für einen wirklich guten Start. Das beweist, dass er an der Zukunft interessiert ist und sich nach einem Wechsel zum Besseren sehnt. Er hat mir gesagt, dass er seine Familie vermisst.»

Seit sich die beiden Brüder wieder gefunden haben, telefonieren sie täglich mindestens einmal. Immer ist es Anthony, der zum Telefon greift. Die Obsorge der Familie tut ihm gut.

Wegen Covid-19 sind die Grenzen der Bundesstaaten in Australien gesperrt, deshalb kann Aaron nicht immer zwischen New South Wales und Queensland pendeln. Zu Ostern musste er wegen der rigorosen Reisebeschränkungen in Sydney bleiben.

«Aber dass Anthony jetzt seine Siebensachen packt und nach Sydney kommt, ist ein riesiger Schritt», freut sich Aaron Gobert, der über die Crowdfunding-Website GoFundMe ein Spendenkonto für den abgestürzten Motorradstar eingerichtet hat und für jeden kleinen Beitrag dankbar ist, da die Familie finanziell nicht auf Rosen gebettet ist.

«Ich bemühe mich, alles zu beschaffen, was Anthony dringend braucht, damit er in der richtigen Spur bleibt. Wir werden auch wieder auf Rennstrecken gehen und den Fans zeigen, wie sehr mein Bruder den Motorradsport noch immer liebt. Er redet pausenlos davon. Ich habe ihm viele neue Storys erzählt, wir haben Erinnerungen aufgefrischt und alte Videos und Fotos angeschaut, die unsere Freunde in den sozialen Medien gepostet haben. Ich kann mich gar nicht genug für diese Warmherzigkeit bedanken. Und ich kann nur sagen: Das ist erst der Beginn.»

Aaron wunderte sich seinerseits über ein paar abenteuerliche Geschichten, die Anthony aus den letzten zehn Jahren zu erzählen hatte. «Er hat viel durchgemacht. Aber Anthony war in seiner Rennfahrerkarriere immer ein Kämpfer. Er wird das alles durchstehen.»

Aaron Gobert bedankt sich bei allen Freunden und Fans, die die Rückkehr von Anthony ins normale Leben unterstützen, mit Sachleistungen oder kleinen Geldbeiträgen. «Mein Dank gilt auch Mark Donnelly. Er hat mich stark unterstützt bei dem Bemühen, meinen Bruder mit dem Nötigsten zu versorgen und ihm eine Rückkehr ins Leben zu ermöglichen. Und ein Dankeschön an die Firmen Ballard's Butchers in Mount Annan und Rosemeadow, sie haben mir Leihautos für die Fahrten nach Queensland zur Verfügung gestellt.»

Es werden jetzt allen Fans auch Merchandising-Artikel angeboten, wie in der Vergangenheit. «Er war der wildeste Racer, der jemals gesehen wurde, zuerst Offroad und dann im Road Racing», schrieben die Fachmagazine in Australien und Amerika in seinen besten Zeiten.

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