SBK in San Juan: Ein Orga-Alptraum ohne großen Ärger
Seit es wegen der Covid-19-Seuche weltweit behördliche Vorschriften gibt, welche das Reisen drastisch erschweren, sind die Mitglieder des SBK Paddocks einiges gewöhnt. Doch die Vorbereitungen für den vorletzten Event dieser Saison waren aufwändig wie nie, in der 1988 etablierten Weltmeisterschaft.
Nach San Juan durfte nur reisen, wer von Promoter Dorna als «unverzichtbar» eingestuft und auf die offizielle Einreiseliste gesetzt wurde. Denn die spanische Agentur musste mit der Regierung von Argentinien spezielle Absprachen treffen, damit der SBK-Tross ohne die ansonsten obligatorischen zehn Tage Quarantäne ins Land durfte.
Jeder Einzelne führt einen beeindruckenden Stapel an Dokumenten mit sich. Vor der Abreise aus Europa musste sich jeder einem PCR-Test unterziehen, um ins Flugzeug zu dürfen.
Wer über Spanien flog, musste vorab die digitale Reiseanmeldung tätigen, obwohl nur im Transit.
Vorab erhielt jeder für San Juan Akkreditierte drei Bestätigungen auf Spanisch von der argentinischen Regierung welche darlegen, dass die Superbike-WM eine Veranstaltung von besonderem Interesse für das Ministerium für Tourismus und Sport ist. Ebenso eine eidesstattliche Erklärung auf Englisch. Und es musste ein Einreiseformular des Innenministeriums ausgefüllt werden. Diesem musste ein negativer PCR-Test beigefügt werden, außerdem ein Nachweis der Krankenkasse, dass sie für die Kosten einer Behandlung gegen das Virus SARS-CoV-2 im Fall einer Erkrankung in Argentinien aufkommt.
Was ich hier in ein paar Sätzen schildere, nahm zwei Arbeitstage in Anspruch, um alle nötigen Unterlagen und Nachweise zu organisieren. Ein Team mit 17 Leuten machte alles 17 Mal.
Bei der Ankunft in Buenos Aires nahm es der Zoll relativ genau, außerdem mussten 9000 Argentinische Peso Einreisesteuer bezahlt werden (knapp 80 Euro).
Vom Zoll ging es direkt weiter zur Covid-19-Teststation, wo jeder einen Antigentest für zirka 22 Euro machen musste. Dass sämtliche Menschen aus dem Flieger bereits einen negativen PCR-Test hatten und zudem der Großteil von ihnen geimpft ist, interessierte die argentinischen Behörden nicht.
Vom internationalen Flughafen Ezeiza in Buenos Aires flogen die meisten mit einem Charterflug der Dorna nach San Juan weiter. In diesem Flieger war es selten still, beinahe alle verschliefen den Zwei-Stunden-Flug. Meine Reise von zuhause bis ins Hotelzimmer in San Juan dauerte 36 Stunden – länger als nach Australien.
Obwohl die Vorbereitungen für die Reise extrem kompliziert und zeitraubend waren, lief es bei der Einreise in Argentinien erstaunlich reibungslos. Lediglich die Wartezeiten am Zoll betrugen teilweise mehrere Stunden.
Weil die argentinische Regierung beschlossen hat, täglich nur eine bestimmte Anzahl Menschen aus Europa einreisen zu lassen, wurden zahlreiche Flüge gestrichen. Viele im Paddock mussten umbuchen und teilweise über 5000 Euro für ein normales Economy-Ticket bezahlen. Wer keinen Direktflug von Europa aus bekam, musste große Umwege in Kauf nehmen, wie etwa das Orelac-Team, das über Mexiko fliegt und voraussichtlich Donnerstagnacht in San Juan ankommen soll.
Nachdem MotoGP bis auf Katar und Texas sämtliche Überseerennen in diesem Jahr abgesagt hat, fragen sich viele Paddock-Mitglieder wie auch Fans, weshalb die Rennen in Argentinien und Indonesien mit aller Gewalt durchgezogen werden. Die Antwort lautet: Geld. Die Verträge für diese beiden Events sind wasserdicht, die Dorna kam nicht aus ihnen heraus. Die Regierung in Argentinien hat alles unternommen, um die Einreise so einfach wie möglich zu gestalten. Angesichts des Aufwands klingt das schon beinahe ironisch.
Inzwischen sitze ich im Media Center am Circuito de San Juan Villicum, in einem provisorischen Zelt, wie wir es auch in Laguna Seca jahrelang hatten. Es riecht nach Barbecue, die Argentinier sind bekannt für ihre Grillkünste.
Die Strecke liegt malerisch am Fuße der Anden, die gewaltigen Berge beginnen sich in wenigen hundert Metern Entfernung zu türmen. Die Weinstraße von San Juan führt ein paar Kilometer neben der Rennstrecke vorbei – auf dem Weg zum Autodromo sieht man zahlreiche Weinberge.
Die Fans in Südamerika sind enthusiastisch wie nirgends sonst auf der Welt, wie viele von ihnen am Wochenende auf den Tribünen sitzen dürfen, ist noch unklar.