Iker Lecuona: Honda will ihm das Stürzen abgewöhnen
Am Donnerstagvormittag hatte Iker Lecuona auf dem Circuito de Jerez in Kurve 12 einen Ausrutscher, bei dem er sich die linke Hand anschlug und den kleinen Finger brach. Auf die folgenden eineinhalb Testtage musste der Spanier verzichten.
Dass ausgerechnet ihm dieses Malheur passierte, rief umgehend seine Kritiker auf den Plan. Denn mit 26 Abflügen während der Grand-Prix-Wochenenden ist Lecuona der Sturzkönig der MotoGP-WM 2021, damals noch auf KTM.
Als langjähriger WM-Pilot weiß HRC-Teammanager Leon Camier, dass eine solche Serie verschiedene Ursachen hat.
«Wir dürfen nicht vergessen, dass er sehr jung ist, erst 21», mahnte der Engländer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er hat massives Talent, was wir von ihm während des Jerez-Tests auf dem Motorrad gesehen haben, war imposant. Jeder Fahrer hat Stärken und Schwächen. Man muss alles um ihn herum so gestalten, dass er seinen Level entfalten und konkurrenzfähig werden kann. Ich glaube, dass er dafür nur die richtige Struktur braucht. Dann bekommt er Vertrauen und wird Fortschritte erzielen. Wenn man einfach so sofort ans Limit geht, dann passieren sehr leicht Fehler. Mir ist es lieber, wenn die Verbesserungen Schritt für Schritt kommen. Natürlich kann man sofort pushen, dann versteht man aber nicht, was an exakt diesem Punkt wirklich passiert. Manchmal ist man so schnell, ein anderes Mal unterlaufen einem viele Fehler.»
«Fortschritte erzielt man am besten, indem man auf Erkenntnissen aufbaut», betont der Teammanager. «Das sieht man an Johnny Rea. Er versucht Dinge in den Tests und setzt diese anschließend um. So eine Arbeitsweise wollen wir unseren Fahrern beibringen.»
Bei den Superbike-Piloten führt ausgerechnet Alvaro Bautista die Sturzliste 2021 an, das Honda-Aushängeschild der vergangenen beiden Saisons. Der Spanier erwähnte mehrfach, dass er das Limit der Fireblade nicht spüren könne und die meisten seiner Stürze deshalb ohne Vorankündigung geschahen.
«Alvaro hatte die letzten Jahre einige Stürze», bemerkte Camier. «Die Gründe, weshalb er stürzte, waren Kombinationen verschiedener Ursachen. Es gab in seiner Fahrweise immer einen Punkt, an dem er stürzte. Wir verstanden, woran es lag, jeder Fahrer hat aber seinen Stil. Und in seinem Alter ist es schwerer, sich anzupassen. Gleichzeitig war er extrem schnell und pushte immer ans Limit. Es ist immer so, dass wenn man pusht, wird man auch stürzen – das lässt sich nicht vermeiden. Und Fehler passieren. Deshalb versuchen wir, ein möglichst gutes Motorrad hinzustellen. Wenn das Bike konkurrenzfähiger ist, dann ist es einfacher für den Fahrer, weil er nicht ständig ans Limit gehen muss. Dann hast du einen gewissen Spielraum. Der Fahrer muss verstehen, wo das Limit ist. Gleichzeitig versucht er, schneller zu fahren. Es ist nicht einfach, den richtigen Mittelweg zu finden.»