Testfahrer der Werksteams: Was sie können, was nicht
Um die Kosten im überschaubaren Rahmen zu halten, dürfen die fixen Superbike-WM-Piloten zwischen dem Ende einer Saison und dem Ende der nächsten lediglich zehn Tage testen, auch halbe sind möglich. Die Regel ist gut gemeint, aber ein Flop. Denn Teams, die finanziell nicht auf Rosen gebettet sind, testen ohnehin keine zehn Tage pro Saison. Und bei den besser begüterten Werksteams führt die Regel dazu, dass bei Tests nicht gefahren wird, sobald das Wetter zickt. Dann sitzt das ganze Team tatenlos zum Beispiel in Spanien herum: Flüge, Hotels, Verpflegung und die Logistik sind bezahlt – doch gefahren wird nicht.
Das Reglement erlaubt Testteams, weil diese ohnehin nicht kontrollierbar sind. Für viele widersinnig, denn sie verursachen zusätzliche Kosten: Es braucht eine eigene Crew und mindestens ein Testmotorrad. Auch der Testfahrer muss extra bezahlt werden, während die Stammfahrer zuhause sitzen. Zudem können Testfahrer in der Regel nur grundlegende Arbeiten erledigen, da sie teilweise mehrere Sekunden langsamer sind als die WM-Stars. Es wäre günstiger und zielführender, das Rennteam mit den Stammpiloten testen zu lassen.
Ducati lässt immer wieder Michele Pirro und andere die V4R fahren, Yamaha hat Niccolo Canepa und bei BMW stünde Markus Reiterberger bereit. Das immer gleiche Problem: Geht es um die letzte Sekunde, kommt es sehr auf die spezifischen Bedürfnisse des Einzelnen an, dann sind die Stammfahrer gefragt.
Honda hat seit der Einführung der CBR1000RR-R Fireblade zur Saison 2020 hin und bis November 2021 jegliche Entwicklung mit den damaligen Stammfahrern Alvaro Bautista und Leon Haslam betrieben. Dass das Motorrad nicht schneller konkurrenzfähig wurde, bislang stehen nur drei dritte Plätze zu Buche, führte HRC-Teammanager Leon Camier im Gespräch mit SPEEDWEEK.com auf verschiedene Umstände zurück: Am homologierten Motorrad darf wegen des eng gestrickten technischen Reglements kaum etwas geändert werden, die Testlimitierung erschwert Entwicklungen zusätzlich. Und Honda hat durch die weltweiten behördlich verordneten Reisebeschränkungen und -verbote seit März 2020 den Nachteil, dass die japanischen Techniker immer wieder auf Rennen und Tests verzichten mussten und müssen. Auch Kawasaki und Yamaha haben Japaner im Team, jedoch nicht so viele.
«Wir hatten auch beim Jerez-Test vergangene Woche keine Japaner dabei, alles muss über Videokonferenzen bewerkstelligt werden», verdeutlichte Camier. «Das ist nicht dasselbe, wie wenn die japanischen Techniker vor Ort sind. Wir haben einen Fahrer in Japan, der viel grundlegende Arbeiten für uns erledigt. Wir haben aber kein Testteam in Europa. Wenn wir Teile aus Japan bekommen, entscheiden unsere Rennfahrer, ob sie die neuen Teile wollen oder nicht. Es braucht viel Zeit, um unter solchen Voraussetzungen ein Motorrad zu verbessern und das Maximum herauszuholen.»