Paul Denning (Yamaha) über Toprak: «Wie ein Roboter»
Mit einem perfekt vorgeführten Stoppie rauschte Toprak Razgatlioglu in Donington über die Ziellinie
Nach Kenan Sofuoglu in der Supersport-WM ist Toprak Razgatlioglu in der Superbike-WM erst der zweite Türke, der eine Motorrad-Weltmeisterschaft gewann. Das ist umso erstaunlicher, weil Motorsport in der Türkei keine Rolle spielt – so wie in allen muslimisch geprägten Ländern, abgesehen von Indonesien. Das führt im Fall von Razgatlioglu dazu, dass der obligatorische Sieger-Prosecco geschlossen bleibt – zuletzt in Donington Park blieben gleich drei Flaschen voll.
Der Fahrstil und die Fahrzeugbeherrschung des Yamaha-Piloten sind einzigartig. Auf der Bremse ist er unbesiegbar, seine extrem harten Bremsmanöver sind spektakulär. Als erster Pilot auf der Rundstrecke fuhr der 25-Jährige statt mit einem Wheelie mit einem Stoppie über die Ziellinie. Erstmals führte Razgatlioglu dieses Kunststück in Magny-Cours 2021 im ersten Lauf vor, ein weiteres Mal am vergangenen Wochenende in Donington.
«Wenn man sieht, wie Toprak Razgatlioglu sein Motorrad fährt, am Kurveneingang, am Kurvenausgang, mit dem das Hinterrad einen Meter in der Luft, glaubt man nicht, dass er konstant sein kann. Schaut man sich aber die Rundenzeiten an, dann fährt er seine Runden konstant wie ein Roboter», staunt auch sein Teamchef Paul Denning immer wieder. «Wenn ein Fahrer dies leisten kann, ist das sehr beeindruckend. Denn die Strecke in Donington Park ist sehr physisch, mit ihren schnellen Richtungswechseln, dem ständig rutschenden Motorrad, den heftige Bodenwellen und langsamen Stopps. Das ist wirklich hart für die Arme und die Kraft der Fahrer.»
Nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch mental. Denn im ersten Rennen und im Superpole-Race hatte Razgatlioglu lange Kawasaki-Star Jonathan Rea im Nacken, und im zweiten Lauf WM-Leader Álvaro Bautista (Ducati).